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Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Netzneutralität - Wem gehört das Internet?
Antwort #257: Oktober 10, 2017, 00:04:45
Äh, hä?
Die monieren, dass Video komprimiert wird, Audio aber nicht? Der Rest ist dagegen okay? Damit dürfte es wohl immer mehr solche Sonderdienste geben.
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Re: Netzneutralität - Wem gehört das Internet?
Antwort #260: Dezember 15, 2017, 10:00:27
https://www.heise.de/newsticker/meldung/USA-Netzneutralitaet-wird-abgeschafft-3918679.html?artikelseite=all

Bezieht sich das letztendlich darauf, dass Sender oder Empfänger mehr zahlen können oder sollen um schneller ihre Daten zu senden oder zu erhalten?

Jochen
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Wenn Du es eilig hast, gehe langsam.
Re: Netzneutralität - Wem gehört das Internet?
Antwort #261: Dezember 15, 2017, 10:15:15
Jein.

Die Gebote der Netzneutralität in der USA sind:
aus: USA: So soll die Netzneutralität abgeschafft werden
Zitat
Keine Websperren für rechtmäßige Inhalte, Anwendungen, Dienste oder unschädliche Geräte.
Keine Tempobremsen (Throttling) für "legalen Internetverkehr" auf Basis rechtmäßiger Inhalte, Anwendungen, Dienste oder unschädlicher Geräte.
Keine Bevorzugung legalen Internetverkehrs gegenüber anderem legalen Internetverkehr im Austausch gegen Zuwendungen jeglicher Art. Auch eigene Inhalte und Dienste dürfen die Breitbandanbieter nicht bevorzugen.

Seitens der ISPs wird es so verkauft, dass, wie Du beschreibst, Sender und Empfänger für schnellere Übertragung zahlen können.
Meiner Meinung nach wird es in der Realität aber darauf hinauslaufen, dass Sender und Empfänger zahlen sollen, um nicht gebremst zu werden.
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Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen´gen nur gewesen." -- Schiller
Re: Netzneutralität - Wem gehört das Internet?
Antwort #262: Dezember 15, 2017, 10:27:29
Jein.

So ganz allgemein.
Unterschiedliche Versandgeschwindigkeiten von Informationen gibt es seit der „Antike".

Wie verhält es sich mit den Vorgaben bzgl. Upload und Download von Daten?

Da sind ja Randbedingungen spezifiziert?

Jochen
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Re: Netzneutralität - Wem gehört das Internet?
Antwort #263: Dezember 15, 2017, 10:49:31
Ich habe keine Ahnung, was Du wissen möchtest.

Bei der Netzneutralität geht es darum, dass alle Daten unabhängig ihrer Art und Herkunft gleich behandelt werden. D.h. es werden z.B. nicht Daten einer Website absichtlich langsamer oder schneller als die anderer Webseiten über eine Leitung übertragen.
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Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Netzneutralität - Wem gehört das Internet?
Antwort #264: Dezember 15, 2017, 18:11:48
Ich versuch's mal:

So ganz allgemein.
Unterschiedliche Versandgeschwindigkeiten von Informationen gibt es seit der „Antike".

Das Internet war aber bis eben gerade auch dadurch gekennzeichnet, dass kein Beteiligter benachteiligt wird. Es besteht kein technischer Grund wie früher z.B. bei Express-Reitern gegen Postkutsche.

Wenn sich nun manche Firmen per Extra-Zahlung Vorrang einräumen lassen können, geht das natürlich so oder so auf Kosten anderer.
Ein Vergleich wäre die Autobahn:
Gegen Extra-Maut bekommt man eine Exklusiv-Spur. Alle anderen stauen sich auf jetzt einer Spur weniger.
Wird eine Spur dazu gebaut, hat man zwar für die Nichtzahler denselben Stand wie früher. Trotzdem sind sie im Nachteil, man befindet sich in einer Zweiklassengesellschaft, wo man bisher doch zusammen im Stau stand. Zudem können sich kleine Spediteure vielleicht die Extra-Zahlung nicht leisten und haben einen Wettbewerbsnachteil.

Profitieren tuen einzig und allein die Internet-Provider und die Internet-Giganten, die das aus der Portokasse bezahlen. Benachteiligt werden alle kleinen Mitbewerber, die es im Internet eh schon sehr schwer haben, weil alles auf die Monopolisten zuläuft.
Beide Märkte, die Provider wie die Webangebote, sind nur unzureichend funktionierend. Jetzt verschlimmert man das noch.

Zitat
Wie verhält es sich mit den Vorgaben bzgl. Upload und Download von Daten?

Da sind ja Randbedingungen spezifiziert?

Die Provider in den USA werden ihren Großkunden Angebote machen.
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Beitrag frei Haus geliefert. Frisch von der Apfelinsel.
Re: Netzneutralität - Wem gehört das Internet?
Antwort #265: Dezember 15, 2017, 19:54:23
man befindet sich in einer Zweiklassengesellschaft, wo man bisher doch zusammen im Stau stand.

Wegen evtl. sicherheitstechnisch wichtigem Informationsaustausch bei einer elektronischen zukünftigen Autofahrt möchte ich nicht im elektronischen Stau stehen, nur weil ein anderer Nutzer seine Pornos runter lädt oder nachschaut was noch in seinem Kühlschrank liegt.

Jochen
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Wenn Du es eilig hast, gehe langsam.
Re: Netzneutralität - Wem gehört das Internet?
Antwort #266: Dezember 15, 2017, 21:12:39
Die Deutsche Telekom muss bei StreamOn nachbessern. Damit bestätigt die Bundesnetzagentur den Beschluss vom November, der das Zero-Rating-Angebot zwar im Grundsatz erlaubte, Teilaspekte aber untersagte:
https://www.computerbase.de/2017-12/deutsche-telekom-bundesnetzagentur-streamon-verbot/

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Netzneutralität - Wem gehört das Internet?
Antwort #267: Dezember 15, 2017, 22:50:37
Wegen evtl. sicherheitstechnisch wichtigem Informationsaustausch bei einer elektronischen zukünftigen Autofahrt möchte ich nicht im elektronischen Stau stehen, nur weil ein anderer Nutzer seine Pornos runter lädt oder nachschaut was noch in seinem Kühlschrank liegt.

Und ich will ruckelfreies Porno in den öffentlichen Verkehrsmitteln. ;)

Und für beides braucht man keine Überholspuren.

Wenn immer mehr Daten übertragen werden, muss man eben die Netze ausbauen.
Das zahlen alle Kunden und wohl auch Steuerzahler und alle können davon profitieren. Fertig.

Eine Aufgabe der Netzneutralität dagegen ermöglicht nur den Nicht-Ausbau, Verlangsamung für fast alle und Überholspur für die, die es sich leisten können. 
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Beitrag frei Haus geliefert. Frisch von der Apfelinsel.
Re: Netzneutralität - Wem gehört das Internet?
Antwort #268: Dezember 16, 2017, 08:20:14
So ganz allgemein.
Unterschiedliche Versandgeschwindigkeiten von Informationen gibt es seit der „Antike".

Das Beispiel passt so einfach nicht, finde ich. Natürlich gab/gibt es unterschiedliche Geschwindigkeiten/Leistungen bei Informationsversendung (normaler Brief/Express oder dünne/dicke Stromleitung). Dabei hat man unterschiedliche Preise, weil das unterschiedliche Leistungen durch den Anbieter der Leitung ist. Völlig klar und logisch, dass eine 100MBit-Leitung mehr kosten darf als eine 16MBit-Leitung. Der Provider bietet hier eine "dickere" Leitung und muss mehr Leistung erbringen, folglich ist der Preis auch höher.
Genauso wäre es bei einem Strom/Wasser-Anschluss, wenn man eine Leitung mit mehr Kapazität (dickeres Rohr) haben möchte. Oder im vergleich mit der Straße: Der eine nutzt nur Bundesstraßen und zahlt nur die Kfz-Steuer, der andere nutzt auch Autobahn und bezahlt zusätzlich Maut. Beim Postversand bezahlt man für die schnellere Beförderung mehr Geld. Das ist soweit in Ordnung. Man bezahlt für mehr Leistung mehr Geld.

Bei der Netzneutralität geht es aber um etwas anderes:
Nun soll für die gleiche Leistung(!) an den Transporteur unterschiedlich bezahlt werden, je nachdem was der Inhalt ist. Also bei den Vergleichen mit anderen Transportsystemen:
- das Wasser aus der Leitung soll unterschiedlich kosten, je nachdem ob Du mit dem Wasser Kaffee kochst oder das Geschirr abspülst.
- der Strom aus der Leitung soll unterschiedlich kosten, je nachdem ob Du damit Deinen Computer zum Arbeiten betreibst oder eine Lampe zum Lesen.
- der Brief auf dem gleichen Weg soll unterschiedlich kosten, je nachdem ob er von Lieschen Müller oder Max Mustermann kommt.
- Du sollst für die Maut unterschiedlich bezahlen, je nachdem ob Du einen Arbeitskollegen oder einen Freund mit nimmst.
- Du sollst für Deinen Datentransfer unterschiedlich zahlen, je nachdem ob Du die Apfelinsel oder Spiegel online aufrufst.

Damit die Leute und die Anbieter bereit sind für die gleiche(!) Leistung mehr zu bezahlen, sollen künstlich Beschränkungen eingebaut werden. Die Provider wollen es verkaufen als "für Geld bekommt man mehr (Geschwindigkeit/Volumen etc.)", in der Realität bauen sie aber "ohne mehr Geld wird absichtlich verschlechtert".

Bei den Vergleichen mit den anderen Transportsystemen:
- bei Deiner Wasserleitung wird nur in Deinem Wasserhahn für die Kaffeemaschine eine Drossel eingebaut, bis Du dafür mehr Geld bezahlst
- bei ein paar Deiner Steckdosen werden Leistungsbegrenzer eingebaut, bis Du mehr Geld bezahlst.
- Briefe von Lieschen Müller werden jeweils für 2 tage in der Post gelagert, bevor sie weiter transportiert werden, bis Du mehr Geld bezahlst.
- Du musst mit Deinem Auto auf der Autobahn nur dann auf einer Kriechspur fahren, wenn Du den Arbeitskollegen mitnimmst.
- der Aufruf der Website Apfelinsel wird langsamer gemacht, bis Du mehr Geld bezahlst.

Außerhalb der Datennetze klingt das völlig abstrus oder? Das Problem ist, dass es einen Dienstleister gibt (Provider), der Dir eine Dienstleistung (Transport von Daten) bei einer gewissen Leistung zu einem gewissen Preis anbietet. Das ist genau wie bei den anderen Beispielen richtig und normal. Nun versuchen aber diese Transporteure daran mitzuverdienen, was sie transportieren. DHL würde sich also darüber beschweren, dass sie von dem Gewinn, dass ein Händler beim Verschicken von Ware macht, nichts abbekommen.

Die Provider gehen nun zwei Wege. Sie wollen sowohl von ihrem Kunden als auch von dem Anbieter mehr Geld haben. Also quasi Schutzgeld: Mail von Provider A an Apfelinsel: "Wäre doch schade, wenn man ihre Website nur langsam sehen könnte, oder? Gegen eine Zahlung von xy, bremsen wir ihre Daten nicht ab." Wer Kunden haben möchte, muss zahlen und legt den Preis für den Kunden oben drauf. D.h. effektiv zahlt das dann doch der Kunde bzw. neue Unternehmen, die in einen Markt einsteigen, können sich das nicht leisten.
Zusätzlich kann sich der Kunde selber freikaufen.

Also: Du kannst die von Dir bezahlte Leistung (Brieftransport, Autobahn etc.) nur dann für alle Anwendungen so nutzen, wie Du sie bezahlt hast, wenn entweder der Absender/Autohersteller oder Du mehr zahlt. Ansonsten wird es absichtlich langsamer.

Die Provider wollen es natürlich anders verkaufen. Über den Mehrpreis soll man mehr Leistung bekommen. Das geht aber nur darüber, dass ohne Mehrpreis alles andere künstlich verknappt wird.

Zitat
Wie verhält es sich mit den Vorgaben bzgl. Upload und Download von Daten?
Da sind ja Randbedingungen spezifiziert?

???
Was meinst Du?
Wenn Du 100MBit buchst und bezahlst, bekommst Du eine 100MBit-Leitung. Du sollst nur für jeden Dienst, den Du über diese Leitung nutzt (Mail, Chat, verschiedene Websites), noch einmal zusätzlich getrennt bezahlen, wenn Du Deine 100MBit dafür nutzen möchtest. Für den Provider ist es technisch und von den Kosten her aber völlig egal, was er überträgt. Er möchte aber trotzdem für verschiedene Bitmuster unterschiedliches Geld.
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mbs

Re: Netzneutralität - Wem gehört das Internet?
Antwort #269: Dezember 16, 2017, 10:01:22
Wegen evtl. sicherheitstechnisch wichtigem Informationsaustausch bei einer elektronischen zukünftigen Autofahrt möchte ich nicht im elektronischen Stau stehen, nur weil ein anderer Nutzer seine Pornos runter lädt oder nachschaut was noch in seinem Kühlschrank liegt.

Genau deshalb musst Du für Netzneutralität sein.

Datenaustausch, der aus Deiner Sicht wichtig ist, wird von Dir selbst über Dein Endgerät priorisiert. Auf den Wegen, auf denen Deine Datenpakete mit anderen in Konkurrenz stehen, aber von einer Verdrängung negativ beeinflusst werden könnten, kann Dein Router einen höheren "Quality of Service"-Wert anmelden, um zu garantieren, dass bezüglich Übertragungsrate und Übertragungszeit falls technisch möglich Mindeststandards garantiert werden. Das macht z.B. Deine Fritzbox bei jedem VoIP-Telefongespräch, um zu verhindern, dass ein parallel laufender Download zu Aussetzern im Tonsignal führt.

Ohne Netzneutralität kann es jedoch sein, dass Dir Dein Internet-Provider zusätzliche Gebühren dafür abknöpfen will, überhaupt Zugriff auf Daten zur Autoverkehrssteuerung zu gewähren, bzw. Zugriff, der nicht von Seiten des Providers absichtlich so stark behindert wird, dass ein Zugriff unattraktiv wird.

Die Behauptung, dass der Verzicht auf Netzneutralität eine "lebenswichtige" Einhaltung von Geschwindigkeitsstandards garantiert, ist reine Propaganda, die von einigen Politikern genutzt wird, um Leute zu beeinflussen, die den technischen Hintergrund nicht kennen.