Forum

Patrick

  • 4 - 8 - 15 - 16 - 23 - 42
Apple Deutschland und der EDU-Markt
November 05, 2005, 03:59:02
Scheinbar hat Apple Mitte Oktober die Strukturen für den Education-Bereich massiv umgebaut. Bisher gab es 3 Bereiche, die jeder Händler bedienen konnte: Schüler, Studenten und Lehrer (SSL), K-12 (Schulen bis Gymnasium) sowie Higher Education (Hochschulen, Universitäten sowie anerkannte Bildungseinrichtungen). Jeder dieser Bereiche hatte eigene Konditionen, mit denen der Händler kalkulieren konnte. Durch die Umstrukturierung stellt sich jetzt folgendes Bild dar:

  • SSL wird nur noch durch den AppleStore angeboten. Die Händler erhalten hier keine zusätzlichen Konditionen mehr.
  • Higher Education kann nur noch von den durch Apple zertifizierten Apple Solution Expert Education angeboten werden.
  • Den normalen Händler bleibt nur noch K-12.

Da die ASE Education natürlich auch für K-12 anbieten dürfen und deren Zusatzrabatt doppelt so hoch ist wie bei den normalen Händlern, können diese keine konkurrenzfähigen Angebote mehr an diese Kunden abgeben. Dabei spielt auch die Größe des Händlers keine Rolle. Einer der größten Versandhändler in Deutschland musste sämtliche SSL-Bestellungen stornieren und bleibt zudem bei den Higher-Education-Anfragen auf der Strecke. Vor allem aber trifft dies kleinere regionale Händler massiv, die bisher noch problemlos auch ohne EDU-Status an Universitäten oder ähnliches zu vernünftigen Preisen verkaufen konnten. Diese wichtigen Umsätze brechen jetzt komplett weg. Es ist zu erwarten, daß gerade diese kleineren Händler in der Nähe von Hochschulstädten in nächster Zeit in ziemliche Schwierigkeiten kommen werden, da diese Umsätze für das notwendige "Grundrauschen" gesorgt haben.

Ich finde diese Entwicklung sehr bedenklich. Die Bildungseinrichtungen werden aufgrund dieser Politik gezwungen, bei bestimmten Händlern einzukaufen, ob sie es wollen oder nicht und langjährige Partnerschaften zwischen den Händlern vor Ort und der Einrichtung gehen so zu Bruch. Zudem könnte dies durchaus das Ende des einen oder andern Händlers bedeuten und noch weniger Präsenz vor Ort ist nicht unbedingt das, was Apple jetzt braucht.

Ich kann jetzt nicht abschätzen, inwieweit dieses Vorgehen von Paris aus gesteuert wurde, aber bisher waren die EDU-Bereiche der Länder weitestgehend autonom, da jedes Land seine Eigenheiten hat. Die zwangsweise Verlagerung der SSL-Umsätze auf den AppleStore scheint mir jedoch eine zentrale Entscheidung gewesen zu sein. Aber gerade hier wäre der Einfluß eines Händlers vor Ort wichtig, geht es doch um die wichtige Gruppe der Switcher an Universitäten, die später vielleicht einmal Entscheider im EDV-Bereich sein werden. Wenn der Händler aber gar keine Angebote machen kann und die potentiellen Kunden an den AppleStore verwiesen werden müssen, dann muß der potentielle Käufer schon fast kriminelle Energie aufbringen, um nach wie vor einen Apple kaufen zu wollen.

Nachdem Freddy Geier erst nach dieser Umstrukturierung mit ins Boot gekommen ist, hoffe ich, daß er möglichst bald diesen Bestrebungen entgegenwirkt, weil ansonsten der Multiplikator Universität für Apple bald ein Divisor ist.
_______
Dr. Jones: Well I can assure you, Detective Britten, that this is not a dream. What?
Michael: That's exactly what the other shrink said. (Awake 1x01)

Florian

  • Zurück in der Zukunft
Re: Apple Deutschland und der EDU-Markt
Antwort #1: November 06, 2005, 11:34:18
Vielen Dank für diese Informationen.
Die natürlich meine Ansichten bzgl. Apples Pläne gegenüber den Händler, wieder einmal, bestätigen.

Mit Dir hoffe ich, daß der neue Chef Geier, angeblich mit einem guten Draht zu Cupertino, hier das Ruder herumreißt. Da so etwas wie flächendeckende Apple Stores ja für die nächste Dekade nicht zu erwarten ist - mal davon abgesehen, wie wünschenswert das wäre - droht allmählich das totale Verschwinden des Macs aus qualifizierten Fachgeschäften.
Ich kann jeden Händler nur bewundern, mit Apple hat man ja wirklich null Planungssicherheit, wie sich jetzt wieder zeigt. Kein Wunder, daß es kaum noch kleine Geschäfte gibt, die nur Apple führen. Bei den meisten ist es nur eine Marke unter mehreren und wie schnell kickt man die dann raus?

Ich kann das einfach nicht nachvollziehen. Forcierter Eigenverkauf mag ja kurzfristig die Bilanz verbessern, aber auf Dauer wird die Plattform leiden. Das sieht man ja jetzt schon. Wo wären im derzeitigen Hype die Verkaufszahlen, wenn man Macs und iPods wirklich praktisch überall problemlos im Laden anfassen und kaufen könnte?

Wer will sein wie Dell? Ich fürchte,  wir kennen die Antwort.
_______
"If music be the food of love, play on."

                                         William Shakespeare