Seit einigen Tagen
offeriert Amazon.com in den USA ja MP3s auf neue Weise:
256 kbps, DRM-frei, ohne personenbezogenes Wasserzeichen. Den Downloadmanager gibt es auch als echtes OS-X-Programm, und er kann gekaufte Songs direkt nach iTunes verfrachten.
Momentan hat Amazon "nur" zwei Majors an Bord, Universal und EMI. Universal verweigert dagegen die iTunes-Plus-Iniative und verkauft dort also nichts ohne DRM oder mit mehr als 128 kbps.
Der Katalog nimmt sich mit zwei Millionen Titeln im Vergleich zum US-iTunes-Store mit sechs Millionen Titeln natürlich noch bescheiden aus.
Alle Amazon-Songs sind DRM-frei, nicht nur einige wie in iTunes. Apples Wasserzeichen bei den Plus-(DRM-freien)-Songs beinhaltet im Gegensatz zu Amazons Name und Email-Adresse des Käufers. Amazon speichert nur die Artikelnummer und Plattenfirma.
Zudem sind die Amazon-Angebote teilweise billiger als selbst die DRM-Songs in iTunes, von Plus gar nicht gesprochen.
Einzelne Lieder kosten -,89 bis -,99 $, Alben ab 4,99 $, aktuelle anscheinend 8,99 $.
Der minimale, codec-verursachte, Unterschied in der Audio-Qualität dürfte wohl kaum Jemandem auffallen.
Insgesamt gesehen ist hier der erste wirklich ernstzunehmende Konkurrent erschienen. Kann's Apple egal sein? Man verkauft ja mittlerweile ungefähr zwei Milliarden Songs im Jahr. Da bleibt dann wohl doch was hängen. Sagen wir mal im Schnitt aller Länder (Deutschland drückt dank Gema nach unten) 15%, sind das schon 300 Millionen im Jahr, selbst wenn man in Zukunft stagniert.
Amazon hat mit Sicherheit das Stehvermögen und die Marketingpower Apple Marktanteile abzunehmen. Auch die Plattenfirmen sind froh, endlich nicht mehr von der Gnade Apples abhängig zu sein, denn natürlich kann man DRM-freie MP3s problemlos auf dem iPod abspielen - und auf praktisch allen tönenden Geräten, vom DVD-Player über viele Autoradios zum C=64 mit MMC und
MP3@64. Auch das leistet iTunes nicht, denn AAC kann eben noch lange nicht jedes Gerät, Industriestandard hin oder her.
Der Dienst ist außerhalb der USA natürlich (noch?) nicht verfügbar. (*)
Interessante Artikel dazu auf Daring Fireball:
http://daringfireball.net/2007/09/amazon_mp3_downloaderhttp://daringfireball.net/2007/09/more_amazon_mp3_storeIch bin mir ziemlich sicher, daß Amazon den Katalog schnell ausbauen wird können, denn ich kann mir auch nicht vorstellen das die Plattenfritzen jetzt nicht endlich kapieren, daß DRM weg muss, wenn sie überleben wollen. Außerdem haben sie damit endlich ein Druckmittel gegen Apple in der Hand.
Nun ist natürlich die Frage, wie viel Amazon den Labels überlässt. Könnte mir aber schon vorstellen, daß sie mit einer Mini-Marge auskommen können, denn das Angebot ist einfach besser als bei iTunes und der Umsatz dürfte daher stimmen.
In der Tat sehe ich eigentlich kaum noch einen Grund bei iTunes zu kaufen, wenn der Song auch in Amazons Katalog ist - zudem bekommt man bei Amazon notfalls sofort den Link zur CD und kann sie mit zwei Klicks bestellen. Amazons Lieferzeiten sind ja i.d.R. unschlagbar.
Man könnte höchstens anführen Amazon sei unsympathischer als Apple. Wobei mir da allmählich Zweifel kommen, ich sag nur
Is Apple going rotten?.
Und das Einkaufserlebnis? Amazon weiß offensichtlich, wie man Produkte den Mann bringt, daß haben sie bewiesen, also würde ich mich nicht darauf verlassen das Apple das besser kann.
Natürlich ist Apple Einheitspreis-Politik längst aufgeweicht und ich könnte mir vorstellen das dieses schon mit Amazon zusammen hängt und sich verstärken wird.
Wir als Kunden können uns eigentlich uneingeschränkt (vor)freuen, sofern wir nicht auch Apple-Aktien im Portfolio haben.
(* anscheinend kann man doch als Ausländer dort einkaufen, aber das erfordert falsche Eingaben und die Lizenz ist genauso "grau" als würde man bei den russischen Discountern einkaufen, also irgendwo ist das ganze Unternehmen unsinnig.)