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Re: Bankenkrise
Antwort #660: August 03, 2015, 11:36:30
Das kein Geld in der Kasse ist und ständig mehr ausgegeben wird als reinkommt. Das hat die Wirtschaftskrise natürlich noch einmal extrem verschärft.

Ich dachte die Staatskasse hat sich, durch die Troika-Kur, bereits der schwarzen Null (vor Schuldendienst) angenähert:
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/167435/umfrage/haushaltssaldo-von-griechenland-in-relation-zum-bruttoinlandsprodukt-bip/

Die Troika ist ja für jeden AnnäherungsSchritt von einer unmittelbaren Wirkung ausgegangen. Das war bisher nachweislich falsch:
Prognosen der Troika

Wo soll da jetzt die Verschärfung herkommen ???

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #661: August 06, 2015, 22:18:50
Bankenkrise->Wirtschaftskrise->Eurokrise, oder?
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Re: Bankenkrise
Antwort #662: August 06, 2015, 22:43:02


Prognosen der Troika

Ich sehe keine Einheit der Y-Achse? So taugt das Diagramm nix.

Jochen
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Wenn Du es eilig hast, gehe langsam.
Re: Bankenkrise
Antwort #663: August 10, 2015, 20:49:33
Ich vermute, die Zahlen für das GDP (Bruttoinlandsprodukt) sind Wachstumsprozente.
Re: Bankenkrise
Antwort #664: August 10, 2015, 20:50:27
Ob die Lösung gut ist, weiß ich nicht. Aber es ist endlich mal ein Lösungsvorschlag der Eurokrise:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/zukunft-des-euro-szenario-fuer-minimalloesung-mit-bankenunion-a-1047445.html

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #665: August 12, 2015, 14:34:01
Hm. Was ändert einen sog. Bankenunion (was genau das überhaupt sein soll, ist ja massiv umstritten!) an der Tatsache, dass einige produktiver sind als andere?
Und inwiefern ist ein Schuldenschnitt für das betreffende Land abschreckend?

Schäubles Europa ist auch ein lustiger Begriff. Wir erinnern uns, dass Griechenland nach den Euro-Regeln gar nicht hätte eintreten dürfen und zwar mit gutem Grund. Man sieht ja, was jetzt daraus entstanden ist. Griechenland als aufsässiger Bittsteller, Deutschland als unwilliger Zuchtmeister. Die Franzosen mal so, mal so. Jede Fortentwicklung der EU, ob sinnvoll oder nicht, ist (auch) damit für viele Jahre erledigt.

Der Euro hat Europa also nicht weiter vereint, sondern entfremdet. Auch an anderen Ecken droht es zu bröseln.
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Re: Bankenkrise
Antwort #666: August 12, 2015, 15:12:50
Was ändert einen sog. Bankenunion (was genau das überhaupt sein soll, ist ja massiv umstritten!) an der Tatsache, dass einige produktiver sind als andere?

Nix. Aber es gäbe, laut Münchau, durch eine Bankenunion einen "Mechanismus … für den Ausgleich wirtschaftlicher Ungleichgewichte". Einen Ausgleich den die Eurostaaten dringend bräuchten. Nicht Euroländern haben mit dem Wechselkurs so einen Mechanismus zur Verfügung. In Deutschland machen wir das über den Länderfinanzausgleich. Der Mechanismus der in der Eurozone gerade ausprobiert wird - innere Abwertung (Sparhaushalte, Gehaltsminderung) - hat katastrophale Auswirkungen und funktioniert nicht wirklich gut. Gelinde gesagt.

Zitat
Der Euro hat Europa also nicht weiter vereint, sondern entfremdet

Leider. Es wäre an der höchsten Zeit hier etwas anders zu machen.

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #667: August 12, 2015, 16:03:55
Nix. Aber es gäbe, laut Münchau, durch eine Bankenunion einen "Mechanismus … für den Ausgleich wirtschaftlicher Ungleichgewichte". Einen Ausgleich den die Eurostaaten dringend bräuchten. Nicht Euroländern haben mit dem Wechselkurs so einen Mechanismus zur Verfügung.

Dann soll er doch schreiben: Dauerhafte Transferunion o.ä.

Zitat
In Deutschland machen wir das über den Länderfinanzausgleich.


Gutes Beispiel, dass diese Daueralimentierung nichts bringt. Von allen Bundesländern hat es genau eins geschafft, vom Empfänger zum Zahler zu werden. Andere empfangen von Anfang an, doch die Schere geht immer weiter auseinander.
Seit Jahren finanzieren Baden-Württemberg, Bayern und Hessen den ganzen Rest mit ausufernden Beträgen. Historisch im Minus sind auch Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Zweitere sind leider dauerhaft auf die Empfängerseite gewechselt, ein massiver Ausfall.

Alle Prognosen bescheinigen eine weiter zunehmende Auseinanderentwicklung.

Selbst innerhalb des reichen Bayerns gibt es extreme und steigende Ungleichgewichte, trotz aller Fördermassnahmen.


Oder denken wir an die ja schon immer existierenden riesigen Milliarden-Beihilfen, die Brüssel sowieso umverteilt. Da wird auch immer gefordert, es müsse kontrolliert werden, dass die Projekte auch sinnvoll und fertig werden. Scheitert aber leider nicht nur in Griechenland oft an der Realität.

Nun werden dann konkrete Auflagen gefordert, nur wie sollen die dann vor Ort én detail überprüft werden? Das sieht man doch an der ganzen Euro-Geschichte, dass dies nicht funktioniert.
Zum anderen hat man dann ja wieder Kontrolleure in den nationalen Regierungsstuben mit all dem, was dann daraus gemacht wird.

Zitat
Der Mechanismus der in der Eurozone gerade ausprobiert wird - innere Abwertung (Sparhaushalte, Gehaltsminderung) - hat katastrophale Auswirkungen und funktioniert nicht wirklich gut. Gelinde gesagt.

Da bin ich Deiner Meinung.

Lösung habe ich auch keine. Griechenland ist für mich aber ein Sonderfall und wäre ohne Euro besser dran. Den sehe ich insgesamt mittlerweile sehr kritisch. Vielleicht gilt das auch für alle.
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Beitrag frei Haus geliefert. Frisch von der Apfelinsel.
Re: Bankenkrise
Antwort #668: August 12, 2015, 16:18:25
Über Ausgleichsmechanismen wird noch zu sprechen sein. Je eher, desto besser. Zwischen den Euro Staaten divergiert, seit Einführung des € verschnellert, so einiges: Arbeitslosigkeit, regionale Inflation, Zinssätze, Wirtschaftskraft, Gehälter, etc.

Übrigens, so gut wie jeder Ausgleich ist mit Transfers verbunden. Sogar ein Kaufkraftausgleich über geänderte Wechselkurse.

Die Verschnellerung wieder abzustellen, wäre natürlich das erste Ziel. Wird darüber überhaupt dikutiert?

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #669: August 12, 2015, 18:53:40
Über Ausgleichsmechanismen wird noch zu sprechen sein. Je eher, desto besser. Zwischen den Euro Staaten divergiert, seit Einführung des € verschnellert, so einiges: Arbeitslosigkeit, regionale Inflation, Zinssätze, Wirtschaftskraft, Gehälter, etc.

Übrigens, so gut wie jeder Ausgleich ist mit Transfers verbunden. Sogar ein Kaufkraftausgleich über geänderte Wechselkurse.

Die Verschnellerung wieder abzustellen, wäre natürlich das erste Ziel. Wird darüber überhaupt dikutiert?

Was denn? Das sich die Sozialwesen immer deutlicher unterscheiden? Ich denke schon.

Transferunion von Regierungsseite nur so: Wird es nicht geben. Man wolle Angleichung des Wirtschaftens. Die schiere Unmöglichkeit eines solchen Unterfangens dürfte aber sehr wohl bekannt sein. Darum auch die dritte Lösung:
Kredite bis zum Sanktnimmerleinstag an Griechenland und andere. Niedrigzinspolitik extrem der Notenbank. Und durchaus irgendwie auch eine Transferunion light durch Rettungsfonds ausserhalb der parlamentarischen Kontrolle.

Das hat viele Vorteile, vor allem den, dass es keine Diskussionen mit aufsässigen Parlamentarieren mehr gibt oder gar - Gott bewahre - der Wähler mal was merkt. Wäre auch super aufgegangen, wären die Syriza-Leute nicht so vorlaut gewesen. Denn eigentlich ist die Geschichte doch nur deswegen wieder so hochgekocht.

Das ist ja das übliche Vorgehen heutzutage. Kryptische, un- bis wenig kontrollierte Entscheidungsorgane irgendwo, Auffanggesellschaften, Geheimverhandlungen… ich sage nur Bankenabwicklung (wer weiß schon noch, was aus der HRE wurde? Ich schon, aber ich glaube ich bin da gut informiert) oder diversen Landesbanken?
Oder TTIP: Nicht nur wird geheim verhandelt, dass Ergebnis ist auch nicht bindend. Denn ein demokratisch nicht legitimes Gremium (Anwälte) sollen den Vertrag nachträglich bindend abändern dürfen. Nur die Anhänge, klar! In diesen steht nämlich immer drin, wie und wann Regeln genau umgesetzt werden.
Aber das wollen die deutschen Politiker nicht zulassen - sagen sie immer, wenn was durchsickert. Wird der fertige Vertrag nicht unterschrieben, wegen dieser Frage, wenn man sich sonst einig ist? Zwinker, zwinker.

Der Mensch will eben verarscht werden und darum sagt auch kein Politiker, dass Griechenland nur in jahrzehntelangem Streben Anschluss finden kann - ergo dauerhaft alimentiert werden muss.

Um noch ein Fass aufzumachen: China hat massiv abgewertet.
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Beitrag frei Haus geliefert. Frisch von der Apfelinsel.
Re: Bankenkrise
Antwort #670: August 12, 2015, 20:51:25
Die Verschnellerung wieder abzustellen, wäre natürlich das erste Ziel. Wird darüber überhaupt dikutiert?

Was denn? Das sich die Sozialwesen immer deutlicher unterscheiden? Ich denke schon.

Ich habe mich glaube ich sehr unvollständig ausgedrückt. Ich meinte die Gesellschaften und Volkswirtschaften der Euroländer driften in allen möglichen, aber den relevanten, Parametern beschleunigt und stärker als früher auseinander. Ich meine: Volkseinkommen, Zusammenhalt der Gesellschaft, Arbeitslosigkeit, Handelsbilanz, Staatsdefizit und anderes mehr. Änderungen im Sozialwesen der einzelnen Staaten sind nur, typischerweise späte, Reaktionen auf diese grundlegenden Änderungen.   

Zitat
Transferunion von Regierungsseite nur so: Wird es nicht geben.

Da sehe ich eine gewisse Augen-zu-Mentalität. Die EU ist ein Wirtschaftsraum in dem gewaltige Transfers stattfinden.

Zum Beispiel der gefeierte Außenhandelsbilanzüberschuss Deutschlands. Zahlen für den Überschuss zum EU- und EuroRaum habe ich auf die Schnelle nicht gefunden. Aber ein erklecklicher Anteil der 200 Mrd jährlich wird aus der EU kommen. Das heißt ja nichts anderes als, hier kommen viele Milliarden aus den anderen EuroLändern nach Deutschland - netto. Kein Transfer? Mit diesem Außenhandelsbilanzüberschuss (7,5 % vom BIP) verstösst Deutschland, wie andere Staaten in anderen Disziplinen, sogar gegen eine vertraglich fixierte Vorgabe der EU, die maximal 6 % erlaubt, weil mehr stabilitätsgefährdend sei.

Und die 100 Milliarden die der deutsche Staat durch die Eurokrise an Zinsen gespart hat, fehlen dem Sparer. Kein Transfer?

Hier gibt es Geldbewegungen in Höhe von 3 stelligen Milliardenbeträgen. Ohne das vernünftig zu analysieren, wird es keine vernünftige Lösung der Eurokrise geben. In der Realität sind wir davon aber weit entfernt, denn es ist ja so wie Florian schreibt:

Zitat
Kredite bis zum Sanktnimmerleinstag an Griechenland und andere. Niedrigzinspolitik extrem der Notenbank. Und durchaus irgendwie auch eine Transferunion light durch Rettungsfonds ausserhalb der parlamentarischen Kontrolle.

Das hat viele Vorteile, vor allem den, dass es keine Diskussionen mit aufsässigen Parlamentarieren mehr gibt oder gar - Gott bewahre - der Wähler mal was merkt. Wäre auch super aufgegangen, wären die Syriza-Leute nicht so vorlaut gewesen. Denn eigentlich ist die Geschichte doch nur deswegen wieder so hochgekocht.

Das ist ja das übliche Vorgehen heutzutage. Kryptische, un- bis wenig kontrollierte Entscheidungsorgane irgendwo, Auffanggesellschaften, Geheimverhandlungen… ich sage nur Bankenabwicklung (wer weiß schon noch, was aus der HRE wurde? Ich schon, aber ich glaube ich bin da gut informiert) oder diversen Landesbanken?

Kurzer Einwurf: Doch, doch, der Deutsche hat irgendwo abgespeichert, dass die Bankenkrise auch in Deutschland mal akut. Wenn auch nicht im analytischen Verstandesteils seines Hirns. (Wo dann? Vielleicht im Gemüt? ;-)


Ich meine, mit dem, gelegentlich von Merkel erwähntem, kleinen Haushaltseinmaleins einer schwäbischen Hausfrau kommen wir nicht weiter. Ich leider auch nicht, da mir auch nur das Einmaleins zur Verfügung steht. (Bin aber für jeden Hinweis in Volkswirtschaft dankbar.) Nur, es müsste eben, als erster Schritt, viel offener diskutiert werden. Mit geschlossenen Augen findet man keine Lösung.

« Letzte Änderung: August 12, 2015, 21:03:50 von radneuerfinder »
Re: Bankenkrise
Antwort #671: August 15, 2015, 23:34:30
Zitat
In Deutschland machen wir das über den Länderfinanzausgleich.


Gutes Beispiel, dass diese Daueralimentierung nichts bringt.

Naja, die sorgt für den Zusammenhalt. In dem Fall von Deutschland.


http://www.fuw.ch/article/eine-europrophezeiung-aus-dem-jahr-1992/
Re: Bankenkrise
Antwort #672: August 17, 2015, 22:16:41
Wolfgang Münchau weist darauf hin, daß der Länderfinanzausgleich nur einen kleineren Teil der Transfers in Deutschland umverteilt. Den größeren Rest macht der Bund:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/griechenland-krise-merkels-schneeballsystem-a-1048433.html

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #673: August 19, 2015, 23:34:01
Ich habe mich glaube ich sehr unvollständig ausgedrückt.

Ich auch… z.Z. leider kurz angebunden.

Zu Transfers (guter Beitrag Deinerseits am 12.8.):
Natürlich gibt es allerlei Transfers, und ja, ich glaube auch, dass dies den meisten Menschen nicht vollends bewusst ist. Aber ein dauerhafter, direkter Transfer von Steuergeldern ins Ausland zur dortigen freien Verwendung ist schon sehr viel einfacher zu verstehen und m.E. nicht durchzusetzen. Zumal man hierzulande (m.E. idiotischerweise) einer Schuldengrenze Verfassungsrang gegeben hat.
So ist dann ganz direkt die Verbindung da: „Für uns/unsere Schulen/Strassen/Rentner/Kinder/… ist kein Geld da, aber für die faulen XY."
Ich möchte hier nur mal ganz kurz den Flüchtlingsandrang und vielen inakzeptablen Reaktionen darauf erwähnen, ohne eine Diskussion dazu einleiten zu wollen.

Zum Länderfinanzausgleich:
Zusammenhalt? Hm. Da bin ich mir nicht so sicher, viel mehr scheinen langsam aber stetig die Vorbehalte in den Geberländern massiv zuzunehmen. Nun scheint ja eine gewisse Einsicht zu existieren, aber verzichten will natürlich keiner. Darum soll der Bund beteiligt werden und zubuttern. Wieder ein Mischtopf, der schön verschleiert.

Das der LFA nicht mal annähernd alle Transfers ausmacht ist bekannt und ja auch logisch und verständlich. Das diverse Länder aber auch nach Jahrzehnten nicht aus der Misere kommen, ist das nicht. Sicher, nicht alles ist auf schlechtes Regieren zurückzuführen, aber doch sehr viel.
Ich persönlich bin der Meinung, dass schon der bezahlen soll, der bestellt hat. Das wird so immer weiter hintertrieben.

Das nun auch auf Europa auszudehnen, halte ich für fatal. Freilich ist es unausweichlich, weil der Euro eine Fehlkonstruktion ist, und das von vornherein so angelegt war, darum wollten ja alle rein. Es wird halt (siehe oben) vernebelt durchgezogen. Merkel musste ja schon alles kassieren, was sie mal versprochen hatte. Ist schon scheiße, wenn man so lange regiert. Den Schuldenschnitt für Athen darf aber dann wahrscheinlich doch wer anders ausbaden, dafür wird sie schon sorgen.

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Beitrag frei Haus geliefert. Frisch von der Apfelinsel.
Re: Bankenkrise
Antwort #674: August 20, 2015, 14:27:54
Zum Länderfinanzausgleich:
Zusammenhalt? Hm.

Na gut, dann halt ohne Mecklenburg-Vorpommern. Eine abgewerteter McPomm-Taler würde das strukturschwache, industriearme Land wirtschaftlich sicher beflügeln. Ob Mecklenburg-Vorpommern die für den Euro nötige Maastricht Kriterien überhaupt erreicht? Ich weiß es nicht, aber das schafft heute eigentlich fast niemand mehr.