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Europas Notenbanker beschließen Minuszinsen
Antwort #600: Juni 05, 2014, 19:10:03
Und nun ? ;-( ! ;-)

Geld nun wieder im Sparstrumpf?

Jochen
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Wenn Du es eilig hast, gehe langsam.

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Europas Notenbanker beschließen Minuszinsen
Antwort #601: Juni 05, 2014, 23:57:30
Und nun ? ;-( ! ;-)

Lernen und akzeptieren, dass Risiko und Zinsen zusammenhängen.
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Re: Europas Notenbanker beschließen Minuszinsen
Antwort #602: Juni 06, 2014, 05:47:26
Und nun ? ;-( ! ;-)

Lernen und akzeptieren, dass Risiko und Zinsen zusammenhängen.

Das war doch schon immer so.

Jochen
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Wenn Du es eilig hast, gehe langsam.
Re: Bankenkrise
Antwort #603: Juni 06, 2014, 08:48:19
Habe ich gelernt, aber akzeptiere ich nicht: Das Risiko von Anderen macht meine Zinsen real negativ. Sehe ich wie der Chef der britischen Notenbank:
http://blog.tagesanzeiger.ch/nevermindthemarkets/index.php/34897/ein-notenbanker-uebt-gesellschaftskritik/
Re: Bankenkrise
Antwort #604: Juni 06, 2014, 10:38:28
Habe ich gelernt, aber akzeptiere ich nicht: Das Risiko von Anderen macht meine Zinsen real negativ. Sehe ich wie der Chef der britischen Notenbank:
http://blog.tagesanzeiger.ch/nevermindthemarkets/index.php/34897/ein-notenbanker-uebt-gesellschaftskritik/

Hmm, ist der Marktfundamentalismus nun schon soweit hergeschrieben worden, dass selbst Notenbanker schon daran glauben? Sorry, aber Marktfundamentalismus gibt es doch seit den 1930er nicht mehr. Schuld daran, dass gewisse Kreise keine Verantwortung mehr für Ihr handeln übernehmen müssen, ist doch nicht Marktfundamentalismus, sondern im Gegenteil Eingriffe in den Markt und Beschränkungen des Marktes. 
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)
Re: Bankenkrise
Antwort #605: Juni 09, 2014, 08:46:31
Oha. Ich stelle mir aber die Frage was Mark Carney mit Marktfundamentalismus genau meint? Hier eine originalPassage aus der Rede:
"Market fundamentalism – in the form of light-touch regulation, the belief that bubbles cannot be identified and that markets always clear – contributed directly to the financial crisis and the associated erosion of social capital."
Als Analyse der Ursachen ist mir das aber auch, ich sag mal, viel zu kurz.

Ich wollte vielmehr diese Analyse des Ist-Zustandes durch einen Notenbanker heraussetellen:
"Within societies, virtually without exception, inequality of outcomes both within and across generations has demonstrably increased." … "Bankers made enormous sums in the run-up to the crisis and were often well compensated after it hit. In turn, taxpayers picked up the tab for their failures. That unjust sharing of risk and reward contributed directly to inequality but – more importantly – has had a corrosive effect on the broader social fabric of which finance is part and on which it relies.»"
Re: Bankenkrise
Antwort #607: Juni 09, 2014, 09:17:04
Oha. Ich stelle mir aber die Frage was Mark Carney mit Marktfundamentalismus genau meint? Hier eine originalPassage aus der Rede:
"Market fundamentalism – in the form of light-touch regulation, the belief that bubbles cannot be identified and that markets always clear – contributed directly to the financial crisis and the associated erosion of social capital."
Als Analyse der Ursachen ist mir das aber auch, ich sag mal, viel zu kurz.

Ich wollte vielmehr diese Analyse des Ist-Zustandes durch einen Notenbanker heraussetellen:
"Within societies, virtually without exception, inequality of outcomes both within and across generations has demonstrably increased." … "Bankers made enormous sums in the run-up to the crisis and were often well compensated after it hit. In turn, taxpayers picked up the tab for their failures. That unjust sharing of risk and reward contributed directly to inequality but – more importantly – has had a corrosive effect on the broader social fabric of which finance is part and on which it relies.»"

Ja, soweit die Kritik die Ungleichheit von Rahmenbedingungen betrifft, gehe ich mit ihm einig. Nur sehe ich halt überhaupt nicht, inwiefern daran der Markt oder gar Marktfundamentalismus schuld sein soll. In meinen Augen ist es genau das Gegenteil. Es waren und sind staatliche Beschränkungen und Eingriffe in den Markt. Oder anders gesagt, ungeschickte Bemühungen Ungleichheiten zu verhindern sind die Hauptursache der Ungleichheiten. Ungeschickt in dem Sinne, als allzu oft eine Gleichheit des Resultats, anstatt eine Gleichheit der Rahmenbedingungen angestrebt wird.
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Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #608: Juni 11, 2014, 14:21:21
Zinsen/Risiko:

Was ich meinte, ist das sich ja nun wirklich gezeigt hat, dass alles, aber auch wirklich alles unternommen wird, um den Euro zu retten. Bisher gab es einen Schuldenschnitt - nötig wären viel mehr, nicht nur in Griechenland. Doch dazu wird es nicht kommen, lieber lässt man einen Teil der Bevölkerung verhungern.
Wo ist also das Risiko?
Griechische Staatsanleihen. Die sind zwar nicht mehr so lohnend, aber 5,61% auf Zehnjährige sind noch drin! Zu riskant, okay! Australische mit Währungschance/-risiko? 3,77%. Türkei mit ordentlicher Inflation: 8,66%.
Und selbst Festgeld (bis 100000 sehr sicher) bringt im Euroraum bis zu 3,10%/anno bei drei Jahren Anlagebindung, deutlich über der offiziellen Inflationsrate von derzeit 0,9%. Okay, bei deutschen Banken sind es max. 2,1%.

Und überhaupt wollte man den Negativzins doch eh lange mal ausprobieren.

Es wurde aber gar nicht der Leitzins unter Null gesetzt!
Sondern der Einlagezins der Banken bei der EZB.

Aber die Banken werden lieber diese Miniverluste hinnehmen als das Geld in marode Firmen zu stecken, v.a. wenn dann noch die Politik nichts auf die Reihe bringt wie in weiten Teilen Europas.
Überhaupt spielt die EZB den Schizo. Ist sie doch gerade dabei den Banken die riskanteren Kreditgebungen auszureden!
Und außerdem reichen die Banken die Kosten natürlich an die Kreditnehmer weiter.

Also sehr fraglich, ob die Maßnahme etwas bringt oder sogar schadet.


Zurück zum Sparer: Ich verstehe die Deutschen sowieso nicht.
Abermillionen haben Kapital-Lebensversicherungen. Nach dem extrem renditeschwachen Sparbuch die zweitbeliebteste Anlageform. Mittlerweile hat die Politik ja bisschen was verändert, aber Tatsache war und ist: Sie ist nicht handelbar, sie kostet hohe Gebühren und wenn man das Geld schnell braucht, kriegt man knüppelharte Abschläge.
Merkmale einer Hochrisiko-Anlage!
Und wer verdient daran absolut fantastisch (zumindest bis vor kurzem)? Z.B. die Allianz. Deren Aktien will aber niemand dieser Kunden haben, weil ihnen zu riskant.  ::) Dividendenrendite derzeit 4,07%.

Ach, und wo gehen eigentlich die ganzen schönen Kursgewinne und Dividenden der Aktien hin? Genau, ganz überwiegend ins Ausland und an wenige ultrareiche deutsche Familien. Das ist auch ein großer Teil an der stets beklagten und wachsend ungleichen Vermögensverteilung.

Ich will nicht schon wieder eine Grundsatzdiskussion über Aktien und andere Dinge führen, aber warum soll der Anleger es so einfach haben, während der Arbeitnehmer - nun, eben arbeitet? Bisschen Risiko und Hirnarbeit ist ja wohl nicht zu viel verlangt - ob man dann Aktien kauft oder nicht. Rendite gibt es noch.
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Re: Bankenkrise
Antwort #609: Juni 13, 2014, 22:48:27
Rendite gibt es noch.

Aber nicht mehr für Alle.

Sondern nur mehr für riskante Hirnarbeiter. Wären alle so schlau würde es nicht für alle reichen, sondern wiederum nur für die Schlauesten.


Blick zurück in die jüngste Geschichte:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/griechenland-notenbank-liess-geldscheine-mit-flugzeugen-einfliegen-a-975063.html

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #610: Juni 19, 2014, 12:54:56
Aber nicht mehr für Alle.

Gab es noch nie.
Und die Zinsen müssen schließlich auch erwirtschaftet werden. Meist von anderen.


Zitat
Sondern nur mehr für riskante Hirnarbeiter. Wären alle so schlau würde es nicht für alle reichen, sondern wiederum nur für die Schlauesten.

Und warum sollte man ohne Risiko Zinsen bekommen?
Und Hirnarbeiter… nach ich weiß ja nicht. Bisschen informieren und dann geht es doch, man muss halt mal überlegen, welche Investmentmöglichkeiten für einen selbst Sinn machen. Das ändert sich ja nicht alle zehn Minuten.



Schattenbanken/fonds, wie alle vorhersagten, ein Riesenproblem:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/schattenbanken-das-billionen-dollar-problem-1.2004254
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Re: Bankenkrise
Antwort #611: Juni 19, 2014, 20:00:44
Aber nicht mehr für Alle.

Gab es noch nie.

Ich meine des deutschen liebste Geldanlage: Sparkonto, Tagesgeld, Bundesschatzbriefe, kapitalbildende Lebensversicherung:

   
http://www.focus.de/finanzen/altersvorsorge/tid-27577/vermoegen-geldraub-nein-danke-wie-die-niedrigzinsen-die-altersvorsorge-gefaehrden_aid_832880.html

   
http://www.focus.de/finanzen/boerse/anlagedesaster-der-einschnitt_id_3540439.html

Zitat
Bisschen informieren und dann geht es doch

Aber z. Zt. nur für die schlauesten 20 %. Die anderen schauen im Gegensatz zu früher in die Röhre. Und wenn diese 80 % Alle das machen was die 20 % Schlauen machen, dann sinkt die Rendite und nur die dann noch Schlaueren haben real keinen Negativzins.

Zitat
Und die Zinsen müssen schließlich auch erwirtschaftet werden. Meist von anderen.

Genau.

« Letzte Änderung: Juni 19, 2014, 20:08:26 von radneuerfinder »

Florian

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Re: Bankenkrise
Antwort #612: Juni 20, 2014, 19:15:13
Da habe ich marginal andere Zahlen, aber ja, die Entwicklung geht ganz genau in diese Richtung.

Aber: Die 90er waren eine absolute Sondersituation, da durch die Wiedervereinigung Deutschland enorme Zinsen zahlen musste. Zudem bewegte man sich international in einem Hochzinsumfeld. Das hat das Volk enteignet, die Sparer freuten sich. Gerechter?

In der Krise ist, wie gesagt, eines für mich klar geworden: Den Herrschende ist der Euro wichtiger als die Menschen. Er wird um jeden Preis verteidigt und genau daran liegt das ja teilweise auch mit den Minizinsen. Es sind eben Unmengen Geld im Umlauf, Angebot und Nachfrage, ganz klassisch.

Politik und EZB wollen, dass mehr von diesem Geld wieder mehr in die Wirtschaft fließt - sich also in Investitionen materalisiert, um es mal so zu sagen.
Das wird so nicht funktionieren, aber selbst wenn wird die Inflation sehr schnell anziehen und die Zinsen wieder steigen.

Und der kleine Mann mit etwas Geld? Seit Anfang der Krise sind fast alle Sachwerte doch heiß begehrt und Immobilienkredite enorm günstig während vielerorts die Hauspreise steigen. Da wurde auch viel privates Vermögen geschaffen. (Nur halt wieder bei wem…)
Wer natürlich mittelprächtig verdient und keine Kredite bekommt, seine 5000 in Gold angelegt hat beim Höchststand - dem kann keiner helfen.

Was soll er denn machen? Kommt ganz darauf an! Aber wer langfristig fürs Alter und oder Notfälle vorsorgen will, kommt an einer vernünftigen Überlegung doch nicht vorbei, auch nicht bei 100,- im Monat.
Ja, vielleicht sind es 20%, was ganz, ganz schlimm ist. Eigentlich sollten es alle sein.

Und mir ist klar, dass es Menschen gibt, die nichts zurückzulegen haben. Denen sind die Minizinsen aber auch egal. Und Kreditnehmer aller Einkommensschichten profitieren massiv. Aber die zählen ja nicht in der Diskussion, nur der brave Kleinsparer. Er wird überhöht und ist positiv besetzt, und so zum Vorbild. In anderen Ländern sind viele Leute stolze Aktionäre und wissen, dass es auch mal abwärts gehen kann. Da sind dann -0,3% im Jahr nicht mehr so das Drama.

Hört sich jetzt wahrscheinlich alles etwas harzherzig an. Ich kenne auch sehr intelligente Leute, die um keinen Preis Aktien oder sonst irgendwas anfassen würden. Respektiere ich schon. Ja, die haben ein Problem. Und klar ist alles unter 0% real eine Umschichtung zu ihren Ungunsten. Das kritisiere ich auch, aber das ganze Bild ist auch interessant, finde ich.
« Letzte Änderung: Juni 20, 2014, 19:20:43 von Florian »
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Beitrag frei Haus geliefert. Frisch von der Apfelinsel.
Re: Bankenkrise
Antwort #613: Juli 24, 2014, 18:07:45
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Florian

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Re: Bankenkrise
Antwort #614: Juli 24, 2014, 22:48:38
Interessant, bestätigt auch meinen Eindruck über die herrschende Diskussion.

Was mir an der Studie allerdings fehlt, ist der Faktor Zeit. Hat sich da etwas verschoben, und wie groß sind eigentlich die Abstände zwischen ganz oben und ganz unten? Ja, hat es, und ja, sie sind größer geworden.
In Deutschland kommt die Angst vor dem raschen Abstieg (Hartz IV) hinzu, früher war das für langjährig Sozialversicherte so kein Thema.

So entstehen dann eben solche Eindrücke. Gut dazu passt auch der immer stärker um sich greifende Distinktionswahn gegen unten.
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