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Re: Bankenkrise
Antwort #480: Juli 06, 2012, 12:48:01
Nun wird es wieder interessant, leider ;-(

Sinn Bofinger Schäuble Merkel

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/schaeuble-kritisiert-sinns-oekonomen-appell-a-842939.html

Es gab mal ein Schiff welches per Definition unsinkbar sein sollte. Deswegen brauchte man nicht so viele Rettungsboote.

Jochen

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Florian

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Re: Bankenkrise
Antwort #481: Juli 06, 2012, 14:29:38
Keiner kann sagen, wie genau es weitergeht - oder weitergehen soll.

Ganz klar aber geht der Trend so oder so Richtung Mehrbelastung des deutschen Bürgers.

Frage am Rande:
Warum rettet Italien nicht selbst seine Banken? Die Privatvermögen der Italiener sind jedenfalls äußerst üppig. Einfacher abzukassieren ist aber scheinbar der deutsche Steuerzahler.

Das die schwarzen Löcher der Banken immer größer werden, ist leider absehbar, aber was ist in den letzten fünf Jahren geschehen, um die Gefahren von Bankenpleiten einzudämmen? Die Bilanzsummen wurden nur immer größer.

Ich fürchte in einige Jahrzehnten werden unsere Krisenjahre als Beispiel, wie man es nicht angehen sollte herhalten müssen. Es ist doch allen klar, dass man Bankenpleiten ermöglichen muss, und daher diese kleiner werden müssen. Und das das billige Zentralbankgeld nicht der Wirtschaft zu gute kommt, sondern nur den Banken das Weiterdrehen des großen Rades erlaubt.


Merkel wurde von Monti, Hollande und Rajoy im Verbund mit der deutschen SPD in die Ecke gedrängt und erpresst. Aber es bleibt ihr Fehler, dass sie ihre roten Linien wieder übertreten hat.
Die von ihr nun als Schutzklauseln präsentierten Paragraphen sind in Wahrheit verhandelbar und wird das alles einmal umgesetzt, gilt die einfache Mehrheit - und die liegt nunmal nicht bei Deutschland, Holland und Finnland.

Das man nun die Kritiker in die Populistenecke verweisen will, war ja vorhersehbar - hier kämpft die Regierung um die Deutungshoheit. Es mag nicht alles richtig sein, was darin steht, aber im Zweifelsfalle steckt mehr Wahrheit darin als in den Verlautbarungen unserer Politiker.

 
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Re: Bankenkrise
Antwort #482: Juli 06, 2012, 22:24:57
Merkel wurde von Monti, Hollande und Rajoy im Verbund mit der deutschen SPD in die Ecke gedrängt und erpresst. Aber es bleibt ihr Fehler, dass sie ihre roten Linien wieder übertreten hat.
Die von ihr nun als Schutzklauseln präsentierten Paragraphen sind in Wahrheit verhandelbar und wird das alles einmal umgesetzt, gilt die einfache Mehrheit - und die liegt nunmal nicht bei Deutschland, Holland und Finnland.

Diese Dolchstoßlegende Nr. 2  (Nr. 1 siehe hier)  stützt auch dieser Artikel:
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article107305282/Dank-SPD-und-Gruenen-wurde-Merkel-erpressbar.html

Florian

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Re: Bankenkrise
Antwort #483: Juli 08, 2012, 14:20:02
Solche historischen Vergleiche sind immer schief, und in diesem Fall auch höchst problematisch.
Das aktuelle Geschehen ist in allen Belangen vollkommen anders als damals.

Ich nehme stark an, Du wolltest keineswegs andeuten, ich stünde in der deutsch-nationalen oder -nationalistischen Ecke wie die Urheber und Verbreiter der Dolchstoßlegende. Bei solchen Vokabeln und Vergleichen schrillen bei mir aber sofort die Alarmglocken. Die Politiker und Meinungsmacher spielen schon genug damit.

Das Geschehen auf dem Gipfel hat übrigens nicht nur der Springer-Verlag so, auch in praktisch allen anderen Blättern wurde das so ähnlich erläutert, nur die Wertungen sind unterschiedlich.


Merkel hat sich ganz klassisch ausmanövrieren lassen, die EU bedeutet eben Verhandlungen und da sollte man schon was drauf haben, auch wenn der Spielraum aufgrund von Beschlüssen daheim begrenzt ist. Konkret hätte man es ja mal endlich zum Schwur kommen lassen können, aber das will ja wieder keiner, lieber immer weiter so tun, als ob…


Ja, und wo stehen jetzt eigentlich die spanischen und italienischen Zinsen? Schon wieder da, wo sie vor dem Gipfel standen. Wie alle Beschlüsse vorher sind also auch diese verpufft (mir ist klar, dass sie erst in Jahren wirken würden).

Die Schweizer Zentralbank hortet unterdessen Abermilliarden Fremdwährungen, um den Franken zu drücken. Allein im Juni wurden fast 60 Mrd. Franken investiert, insgesamt sind's jetzt 365 Mrd, v.a. in Staatsanleihen. Ein riskantes Spiel, aber was sollten sie sonst auch machen? Der Kapitalzufluss in die Schweiz hält trotz Miniaturzins weiter an.
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Re: Bankenkrise
Antwort #485: Juli 18, 2012, 19:08:24
Zitat:

… Noch immer fehlen der Euro-Zone "grundlegende Werkzeuge" zur Bewältigung der Schuldenkrise…

SPON

Bekomme ich dann auch das Werkzeug damit ich mehr ausgeben kann als ich einnehmen ?

Ich glaube wir werden immer mehr verscheissert ;-(

Steckt da System hinter ?

Jochen
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Florian

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Re: Bankenkrise
Antwort #486: Juli 20, 2012, 00:08:55
Bekomme ich dann auch das Werkzeug damit ich mehr ausgeben kann als ich einnehmen ?

Schulden machen, machen, machen. Sterben. Ha, dem System ein Schnippchen geschlagen! ;D
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Florian

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Re: Bankenkrise
Antwort #487: Juli 25, 2012, 18:50:17
Zwei bis drei Schlagwörter in einem Link:
http://www.tagesspiegel.de/politik/32-billionen-dollar-in-steueroasen-studie-superreiche-verstecken-immer-mehr-geld/6907630.html

Ob aber die Wiedereinführung der Vermögenssteuer dem Einhalt gebieten würde? Wohl eher im Gegenteil!
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Re: Bankenkrise
Antwort #488: Juli 27, 2012, 12:17:16

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #489: Juli 27, 2012, 12:18:57
Wählen sie ihren Favoriten! ;D
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Re: Bankenkrise
Antwort #490: Juli 27, 2012, 12:23:37
Ökonomen - Wer vertritt welche Positionen? Eine Übersicht:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/2.220/aufrufe-der-professoren-das-leiden-der-oekonomen-1.1422144

Verstehen/glauben muss man da nicht  ;D

Jochen
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Re: Bankenkrise
Antwort #491: August 01, 2012, 08:44:29
Um den Euro beieinander zu halten sind bisher 1,5 Billionen € geflossen:
http://www.wiwo.de/politik/europa/denkfabrik-die-offene-waehrungsunion/6874408.html

Florian

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Re: Bankenkrise
Antwort #492: August 04, 2012, 12:26:42
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Re: Bankenkrise
Antwort #493: September 03, 2012, 17:21:21
2 Alternativen zur aktuellen Politik der Geldschwemme: Goldstandard oder Vollgeld:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/goldstandard-und-vollgeld-zweifel-am-finanzsystem-a-853621-druck.html

Florian

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Re: Bankenkrise
Antwort #494: September 07, 2012, 19:19:55
Gestern war die EZB dran, jetzt werden „unbegrenzt“ Staatsanleihen der Krisenländer aufgekauft, einzige Voraussetzung: Sie müssen sich unter die Rettungsschirme begeben oder schon drunter sein und damit (theoretisch) an Reformen gebunden sein.

Da gibt es so einige Probleme:
- Die EZB hat gar nicht das Mandat zu diesen Beschluss. Nirgendwo in den Verträgen steht etwas von der Rettung einzelner Länder bzw. der Senkung ihrer Finanzierungskosten.
- Dem Verbot des Aufkaufs von Staatsanleihen umgeht man durch den indirekten Kauf am Sekundärmarkt, also von Banken. Diese leihen sich also für 0,75% Geld bei EZB, kaufen damit z.B. italienische 5%-Anleihen und verkaufen sie wieder an die EZB. Beliebig wiederholbar. Das soll die Zinsen drücken, aber in Wirklichkeit werden die Anleihen nicht mehr wert, man verschiebt sie nur und dem Steuerzahler das Risiko auf.
- Einzelne Ländern wird die Last abgenommen. Die anderen, die das finanzieren, bekommen diesen Bonus aber nicht, im Gegenteil, deutsche Refinanzierungs-Zinsen werden wohl steigen, weil die Märkte das erhöhte Risiko für Deutschland einpreisen.
- Das es mit den Reformen nicht so klappt, wenn der Druck nachlässt, ist leider immer wieder zu sehen. Zudem sind es oft die falschen Maßnahmen, nur um schnell Löcher zu stopfen, anstatt endlich die Strukturen zu ändern.


Am 12. entscheidet dann wohl das Bundesverfassungsgericht über den ESM, den heute der Ökonom Dr. Gunnar Beck in der Print-SZ als „institutionalisierten Verfassungsbruch“ bezeichnete.
Viel wird ja diskutiert, ob der ESM eine Banklizenz bekommen, also selbst Geld schöpfen soll. Laut Beck eine Scheindebatte, dies wäre faktisch schon so in den Verträgen, da der ESM sich direkt bei der EZB Geld leihen können soll.
Die Gouverneursräte sind immun und haben ein lebenslanges Schweigerecht. ESM-Entscheidungen sind jedem Klageweg entzogen.
Nun lebt Beck in London, wo man die scharfe Debatte liebt, und der Artikel auch polemisch. Draghi wird z.B. als Draghiavelli verunglimpft.

Die erwähnten Probleme konnte ich aber soweit überprüfen.

Insgesamt sieht es also so aus, dass das deutsche oder französische oder griechische Parlament noch exakt null zu sagen hat.

Die Märkte sind sich sicher: Am Bundesverfassungsgericht wird der ESM nicht scheitern. Schauen wir mal. Zumindest ein Volksentscheid erscheint mir bei einem solchen epochalen Wandel zwingend. Denn hier wird eine neue Herrschaftsebene ganz oben eingeführt, die nur sehr, sehr indirekt demokratisch legitimiert ist und sich jeder Kontrolle juristisch und natürlich auch faktisch entzieht.
Das ist nach meinem laienhaften Rechtsverständnis mit dem Grundgesetz nicht zu machen. Aber ich bin ja kein Verfassungsrichter.

 
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