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Re: Bankenkrise
Antwort #375: Juli 07, 2011, 15:42:44
Insbesondere, daß Schweden auf dem Weg in einen "bodenlosen Abgrund" wäre, ist mir entgangen.

Schweden war IMO durchaus auf einem Spitzenplatz auf der Spirale unterwegs Richtung Boden, hat dies aber als einer der wenigen europäischen Staaten frühzeitig erkannt und eine, wenn vielleicht auch nicht grad 180-Grad, aber doch eine scharfe Kurve hingelegt und die Fiskalbelastung (und ich gehe folglich auch davon aus, die Staatsquote) in den letzten Jahren massiv gesenkt. Und ist heute wohl eine der gesündesten Volkswirtschaften in der EU und ein Beispiel dafür, dass ich eben nicht so unrecht habe. ;-)
Tja, und die Schweiz eilt, wenn zum Glück auch weit dahinter, Deutschland in die entgegengesetzte Richtung hinterher. Leider.  :-\  Insofern denke ich, sagt das Blitzlicht mit den Zahlen aus dem Jahr 2005 relativ wenig aus.

  Meine Meinung: die Staatsquote allein ist es nicht und es gibt natürlich mehrere Wege zum Glück. ... Staaten dürfen darüber verschiedene Ansichten haben und praktizieren.

Da gehe ich einig.
« Letzte Änderung: Juli 07, 2011, 15:45:58 von warlord »
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)
Re: Bankenkrise
Antwort #376: Juli 07, 2011, 17:56:29
Interessant, hast Du zu Schweden einen gelehrigen Text mit Details zur Hand?

Folgt man der offiziellen Statistik so ist die Staatsquote in Deutschland erstaunlich stabil:
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Finanzierung/Datensammlung/Vorschau-Dateien/abbII39.gif
oder meinst Du die zukünftigen Risiken?
oder was meinst Du mit der anderen Richtung?

Re: Bankenkrise
Antwort #377: Juli 07, 2011, 18:19:23
Interessant, hast Du zu Schweden einen gelehrigen Text mit Details zur Hand?

Vielleicht so auf die Schnelle den:
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/schweden_ist_wieder_stark_wie_pippi_langstrumpf_1.10403108.html

Zitat
Folgt man der offiziellen Statistik so ist die Staatsquote in Deutschland erstaunlich stabil:
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Finanzierung/Datensammlung/Vorschau-Dateien/abbII39.gif
oder meinst Du die zukünftigen Risiken?
oder was meinst Du mit der anderen Richtung?

Ich meinte da einfach die hierzulande herrschende Tendenz, dem Staat immer mehr Aufgaben zuzuschanzen und immer mehr Regelungen aufzustellen, die wieder von staatlichen Stellen überwacht und durchgesetzt werden müssen. Zum allzeit beliebten Label "sozial" hat sich ja mittlerweile auch noch das Label "grün" gesellt, das für das Anheizen des Trends auch sehr nützlich ist.
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Re: Bankenkrise
Antwort #378: Juli 07, 2011, 18:28:02
Danke, den Artikel werde ich mir mal zu Gemüte führen.


Anheizen des Trends

Wie gesagt, die Statisk gibt ein Anheizen der Staatsquote - zumindest für die letzten 15 Jahre - nicht her. Auch nicht in der Schweiz:
http://www.efv.admin.ch/d/downloads/grundlagenpapiere_berichte/arbeiten_oekonomenteam/Staatsquote_anders_betrachtet_d.pdf
(ich beziehe mich wegen der Vergleichbarkeit auf die "klassische" Staatsquote)
Re: Bankenkrise
Antwort #379: Juli 07, 2011, 18:52:13
Na ja, ich als eher libertär Denkender empfinde die "Erfindung"  dieser sogenannt "echten" Staatsquote als ziemlich geschicktes Tarnmanöver etatistischer Kräfte. Man kann dann beliebig und immer stärker in den Märkten herumpfuschen, ohne dass sich dies in der Statistik der "Staatsquote" niederschlägt.
Man kann damit zwar Statistiken schönen, aber nicht die Prosperität eines Landes beeinflussen. Die hängt IMO eben nicht nur vom Anteil der Staatstätigkeit an der wirtschaftlichen Leistung ab, sondern eben gerade auch vom Umverteilungsverhältnis (sowie auch der sonstigen Regelungsdichte).
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Re: Bankenkrise
Antwort #380: Juli 07, 2011, 19:04:31
Nicht ablenken jetzt. ;)  Ich hatte mich ja extra auf die, dort ebenfalls enthaltene, konventionelle Staatsquotenangabe bezogen.

Re: Bankenkrise
Antwort #381: Juli 07, 2011, 19:13:09
Und die ist doch durchaus gestiegen? (Und tut das derzeit sicherlich immer noch.)

Nachtrag:
Und, ohne das jetzt genau zu wissen, könnte ich mir vorstellen, dass die noch einiges stärker gestiegen sein könnte, wenn man da "unechte" Privatisierungen (Auslagerung von "Staatsaufgaben" in Anstalten, AGs oder sonstige Trägerschaften, die aber nach wie vor vollständig oder mehrheitlich in Staatsbesitz sind) berücksichtig. Aber wie die bei der Berechnung der Staatsquote betrachtet werden, weiss ich nicht wirklich. Ist reine Vermutung.
« Letzte Änderung: Juli 07, 2011, 19:20:28 von warlord »
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Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #382: Juli 07, 2011, 23:58:17
Die Staatsquote ist eine Zahl mit der sich viele Analysten abkämpfen.

Ich halte sie als Maßstab sinnvoller Politik eher zweifelhaft. So ist die Staatsquote in Deutschland in der Wirtschaftskrise ja massiv gestiegen, aber war das falsch? Mit Sozialleistungen oder neuen Reglementierungen hatte das auch wenig zu tun.
Deutschland hat übrigens erst gerade im Uno-Staatenbericht die Leviten gelesen bekommen, es werden mehr Maßnahmen für Chancengleichheit im Bildungswesen und gegen die Bekämpfung von Armut gerade bei Kindern gefordert. Nur mal so am Rande.

Viel wichtiger finde ich die Frage nach der Lebensqualität. Die ist freilich noch viel schwieriger zu messen, den  Human Development Index der UN finde ich wenig überzeugend.


Aber ist das unsere Diskussion hier?

Das „Steueroasen“ von den Hochsteuerländern so bekämpft werden, liegt doch nicht an ihrer Staatsquote oder daran, dass sie ihre Bürger zu wenig abkassieren!
Es geht darum, dass sie sichere Häfen für Steuerhinterziehung sind. Es geht um ausländische Bürger, die ihr Geld vor dem eigenen Fiskus in Oasen verstecken. Das ist ohne jeden Zweifel für viele Oasen lange ein einträgliches Geschäft gewesen und ist es teilweise noch. Das die Hochsteuerländer dies nicht hinnehmen wollen, ist doch logisch.
Wie natürlich im einzelnen Druck ausgeübt wurde, ist wieder eine andere Frage.

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Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #383: Juli 11, 2011, 01:07:10
Der Geisterfahrer Berlusconi und sein tolldreistes Kabinett haben es geschafft: Niemand traut dieser Regierung eine Sanierung der Staatsfinanzen zu. Nun ist es soweit:Der Virus ist in Rom.
Fällt Italien, wird die Lösung der Eurofrage wahrscheinlich unmöglich. Schon wird gerufen nach einer Verdoppelung des schon verdoppelten Rettungsschirm.

 Italien steht zwar viel besser da als etwas Griechenland. Hoffen wir das die Märkte nicht übertreiben. Nur wie es derzeit läuft, kann man sich allmählich wirklich Sorgen machen.
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elafonisi

  • Verbergnix
Re: Bankenkrise
Antwort #384: Juli 11, 2011, 12:14:12
Die Rettungsschirme werden durch Barmittel und Bürgschaften "aufgespannt". Wann haben sich denn die leistungsstarken Länder auf Ramschniveau runtergebürgt und bezahlt? Kann doch nicht mehr so lange dauern, spätestens wenn Italien und Spanien unterm Schirm kauern und Portugal einen Nachschlag bekommt. Schließlich geben Deutschland und Frankreich Geld in einen Topf, welches beide Länder garnicht haben, also wieder neue Schulden.  :P

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #385: Juli 11, 2011, 19:20:46
Ich bin kein Mensch, der Panikmachern nachläuft. Aber allmählich kommen auch mir düstere Gedanken.

In Italien gibt es keinen wirklichen Sanierungswillen. Und das in dieser Situation. Früher hätte das Niemanden interessiert, heute dürfen wir es bezahlen - neben den vielen Schulden, die unsere eigenen Politiker dauernd vermehren. Man geht tatsächlich davon aus, dass die „Sanierung“ einem quasi in den Schoß fällt.

Edit: Sanierung in diesem Sinne heißt natürlich nur „keine neuen Schulden“… Deutschland hat fast zwei Billionen eigene Schulden. Das sind so 24 000 pro Kopf. Nur mal als Marschrichtung… ohne massive Kürzungen und Mehreinnahmen wird es hunderte von Jahren dauern, bis Deutschland inklusive aller Gemeinden mal seine Schulden los ist.
 Die größten Posten (Zinsen, Rente, Hartz IV) kann man gar nicht kürzen, geht nicht (Besitzrechte, verfassungsrechtliche Minimum). Die paar Investitionen kann man auch nicht kürzen.

Es gibt also genau zwei Möglichkeiten: Rauf mit den Steuern oder mit der Inflation.

Edit 2: Zinsen eingefügt.
« Letzte Änderung: Juli 12, 2011, 01:02:11 von Florian »
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Re: Bankenkrise
Antwort #386: Juli 11, 2011, 19:33:49
... eine Modellrechnung des Peterson-Instituts in Washington: Unter realistischen Annahmen werden 2035 die EU-Staaten 5,7 Prozent ihrer gesamten Wirtschaftsleistung für Zinsen ausgeben müssen, in den USA werden es 13,2 Prozent sein, in Japan 19,1 Prozent:
http://www.sueddeutsche.de/geld/2.220/haushaltskrisen-in-europa-und-den-usa-die-welt-geht-unter-aber-nur-bei-euch-1.1118991

5,7 % der Wirtschaftsleistung Deutschlands wären 2010 übrigens 142 Milliarden Euro gewesen. Zum Vergleich, die öffentlichen Haushalte haben in 2010 rund 63 Milliarden Zinsen gezahlt.

« Letzte Änderung: Juli 11, 2011, 20:12:12 von radneuerfinder »
Re: Bankenkrise
Antwort #387: Juli 14, 2011, 17:12:18
Mal eine Frage.
Dieser thread wurde 2007 begonnen, also vor ca. 4 Jahren

Wer hat denn nun aufgrund der schon 2007 nicht so rosigen Aussichten (Befürchtungen) massiv sein Verhalten geändert oder auch Massnahmen ergriffen.

Gold in Massen angehäuft.
Konserven in Massen eingelagert.
Ackerland gekauft um selber Viehzeug zu züchten oder Kartoffeln anzupflanzen.
Der Phantasie sind ja keine Grenzen gesetzt… ;-)

Jochen
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Wenn Du es eilig hast, gehe langsam.

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #388: Juli 14, 2011, 18:48:09
Ich habe mein Haus innen und außen vergolden lassen und die Schornsteine diamantenumfasst. In der Krise konnte ich günstig an einige Nachbargrundstücke kommen uns so meine Ländereien auf 7000 Hektar vergrößern. Im Security-Bereich konnte ich achtzig neue Stellen schaffen um meine Anlagestrategie zu schützen.
Als kleinen Luxus habe ich ein neues U-Boot der Drachenklasse bestellt und will damit den Superstrudel in unter zwei Tagen bewältigen.
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Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #389: Juli 14, 2011, 19:12:46
Also, nicht das Du mich falsch verstehst: Will Dich nicht auf den Arm nehmen.

Die Frage ist legitim.

Gold war mir mit 800 Euro schon viel zu teuer, warte immer noch bis es ordentlich einbricht…
Ein wenig Beimischung von stabilen Währungen habe ich mir erlaubt. Ansonsten freue ich mich aber auch über meine Anleihen. Die waren ja damals ganz unten (gekauft) und haben wieder satt zugelegt. Damit meine ich natürlich nicht Griechenland. :) 

Edit: Kleine Klarstellung.
« Letzte Änderung: Juli 15, 2011, 00:05:41 von Florian »
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