Forum

Re: Bankenkrise
Antwort #360: Juni 17, 2011, 20:20:19
Die US-Börsenaufsicht SEC erwägt laut einem Zeitungsbericht Betrugsklagen gegen die großen Rating-Agenturen:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,769070,00.html

Bonobo

  • Rätselkönig
  • Wurde geboren, lebe noch. Vielseitig interessiert.
Bissl sehr [OT] Re: Bankenkrise
Antwort #361: Juni 18, 2011, 00:25:13
Ich bin ja hochtonschwerhörig, ne? Hörgeräte gut und schön, sind aber bei weitem nicht so gut wie echte Ohren, zumal wenn es Hintergrundgeräusche gibt.

Zu der Zeit, als das mit der Bankenkrise frisch war, fuhr ich täglich eine Stunde zur Arbeit und eine zurück … als Nachrichtenjunkie immer mit Nachrichtensender im Radio … und musste mir dann dauernd was von »notleidenden Banden« und »Bandenkrise« und »Unterstützung für die Banden« etc. anhören … und auch als ich wusste, worum es ging, meine Ohren wollten und wollten das nicht anders hören.

(Aber ich höre auch immer wieder was von Leichenteilen auf der Autobahn, wo’s doch nur Reifenteile sind.)

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #362: Juni 18, 2011, 12:50:15
Das hast Du schon ganz richtig verstanden.


Und wie könnte es sein, Merkel scheitert mit den deutschen Deutsche-Bank-Plänen zur Minimal-Bankenbeteiligung schon am lieben Nicolas, dessen Banken noch tiefer drinstecken.

Sehr interessant die Rolle der EZB. Sie schoss ja aus allen Rohren gegen alle Ideen, die Gläubiger zu beteiligen. Verständlich, hat sie doch selbst jede Menge GR-Papiere im Keller, die niemand mehr haben will.
Ob es nun sinnvoll ist oder nicht, die Gläubiger an der Lösung zu beteiligen, ist die eine Seite. Die andere, dass die EZB durch den Aufkauf der Staatspapiere nicht mehr unabhängig ist. Was den Sündenfall noch einmal deutlich macht.

Jetzt werden die europäischen Steuerzahler also noch mal 100 Mrd. locker machen müssen. Was man für insgesamt 200 Mrd. allein für Griechenland alles machen könnte!

Aber wir retten die Peripherie des Euro-Raums, gleichen weiterhin die Lebensumstände in Deutschland an, finanzieren weiter die kaputten Banken, bauen die gesamte Energieversorgung um, schaffen die große Bildungsoffensive zur Lösung der sozialen Frage und senken die Neuverschuldung bis 2016 (Bund) bzw. 2020 /Länder) auf Null, wie es die mittlerweile in der Verfassung stehende Schuldenbremse eigentlich vorsieht. Nebenher natürlich noch eine kleine Rentenerhöhung und Steuersenkung im Wahljahr 2013.
Plötzlich erscheinen mir frühere Welteroberungspläne gar nicht mehr so größenwahnsinnig.
_______
Beitrag frei Haus geliefert. Frisch von der Apfelinsel.

mathias

  • Trompeten statt Raketen!
Re: Bankenkrise
Antwort #363: Juni 18, 2011, 15:00:26
Aber wir retten die Peripherie des Euro-Raums, gleichen weiterhin die Lebensumstände in Deutschland an, finanzieren weiter die kaputten Banken, bauen die gesamte Energieversorgung um, schaffen die große Bildungsoffensive zur Lösung der sozialen Frage und senken die Neuverschuldung bis 2016 (Bund) bzw. 2020 /Länder) auf Null, wie es die mittlerweile in der Verfassung stehende Schuldenbremse eigentlich vorsieht. Nebenher natürlich noch eine kleine Rentenerhöhung und Steuersenkung im Wahljahr 2013.
Plötzlich erscheinen mir frühere Welteroberungspläne gar nicht mehr so größenwahnsinnig.
Du hast die Reform des Gesundheitswesens und die Vereinfachung des Steuersystems vergessen. Außerdem die Reduzierung des CO2 Ausstoßes, den Rückbau der abgeschalteten Atomkraftwerke und das Betreiben des endgültig gefundenen Atommüll-Endlagers. Aber man kann schon etwas den Überblick verlieren, deshalb sei dir verziehen... :-*
Aber, im Falle Griechenlands/Verschuldung anderer EU-Staaten gilt wie immer im Leben: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben - das dicke Ende kommt sicher noch... 8) :o 8)
_______
"Gestern ist mir die Milch runtergefallen. Die war nicht mehr haltbar!"

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #364: Juni 19, 2011, 14:08:49
Und jetzt gibt es auch spezielle Bitcoin-Malware, die den Geldbeutel plündert, allerdings scheint ein Schutz vor recht einfach: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Trojaner-stiehlt-virtuelle-Waehrung-1262760.html
_______
Beitrag frei Haus geliefert. Frisch von der Apfelinsel.
Re: Bankenkrise
Antwort #365: Juni 23, 2011, 13:12:51
Hier noch mal ein Artikel zu Bitcoin - einer der raren neuen Ideen für ein neues Geldsystem:
http://www.heise.de/tr/blog/artikel/Die-Zukunft-des-Geldes-1263026.html
Re: Bankenkrise
Antwort #366: Juni 29, 2011, 18:59:11
Griechenland 2009:

Staatsschulden in Mrd. 273,50 Mrd Euro
Staatlicher Schuldenstand im Verhältnis zum BIP 115 %
Staatlicher Schuldenstand pro Einwohner 24280 Euro

Aus http://de.wikipedia.org/wiki/Staatsschulden

Nach 100 Mrd Kreditzusage heute:

Griechenland 2011

Staatsschulden in Mrd. 373,50 Mrd Euro
Staatlicher Schuldenstand im Verhältnis zum BIP 140 %
Staatlicher Schuldenstand pro Einwohner 33174 Euro

Habe ich richtig gerechnet ? Grob auf Bierdeckel gerechnet, alles einfacher Dreisatz ;-)

Die Schulden haben die doch bei mir und Dir, um drei Ecken quasi, oder ?

Verstehe dann nicht, wieso das immer Bankenkrise genannt wird.

Jochen
_______
Wenn Du es eilig hast, gehe langsam.
Re: Bankenkrise
Antwort #367: Juni 29, 2011, 19:07:06
Verstehe dann nicht, wieso das immer Bankenkrise genannt wird.

Wird es das?

Vielleicht weil eine Bank (im Gegensatz zu dir und mir) angeblich gerettet werden muss, weil die Folgen sonst größer wären, als ohne Rettung.

Ich würde ja einen Staat oder eine Bank mal pleite gehen lassen. Nur mal um zu sehen, ob die Folgen dann wirklich so groß sind.

Menschen die diese Dinge voraussagen, irren doch verdammt oft.
Re: Bankenkrise
Antwort #368: Juni 29, 2011, 20:02:03
Verstehe dann nicht, wieso das immer Bankenkrise genannt wird.

Ich habs so wahrgenommen: Am Anfang hieß es Bankenkrise, dann Wirtschaftskrise und aktuell Eurokrise, oder gerne auch ganz allgemein Finanzkrise.


Der ehemalige Bundesbankpräsident Axel Weber sieht Griechenland mittlerweile so:

"Es blieben nur noch wenige Optionen zur Lösung der Schuldenkrise:
- Entweder ein Zahlungsausfall,
- Abschläge auf Staatsanleihen oder
- eine Bürgschaft für die ausstehenden griechischen Schulden."

Und danach eine grundlegende Reform der Staats- und Wirtschaftsstrukturen in Griechenland:
"Es handelt sich um ein tief verwurzeltes haushaltspolitisches und strukturelles Problem, für dessen Lösung wahrscheinlich eher 30 Jahre als drei bis fünf Jahre benötigt werden"
http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/anleihen-devisen/:euro-krise-webers-wende-im-griechenland-drama/60070221.html


Zitat
Die Schulden haben die doch bei mir und Dir, um drei Ecken quasi, oder ?

Hier sind die direkten Gläubiger gelistet:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,770392,00.html
Wie viel müsste Deutschland zahlen?
http://www.tagesanzeiger.ch/mobile/blog/nevermindthemarkets/4024/index.html

« Letzte Änderung: Juni 29, 2011, 20:52:31 von radneuerfinder »
Re: Bankenkrise
Antwort #369: Juni 29, 2011, 20:37:01
Ich würde ja einen Staat oder eine Bank mal pleite gehen lassen.

Mit ner Bank hat mans ja 2008 schon ausprobiert: Lehmann Brothers.

Und Staatspleiten gabs auch schon:
http://derstandard.at/1308679606291/Erinnerung-an-Argentiniens-Krise
http://www.tagesanzeiger.ch/mobile/blog/nevermindthemarkets/4000/index.html
« Letzte Änderung: Juni 29, 2011, 20:48:27 von radneuerfinder »

elafonisi

  • Verbergnix
Re: Bankenkrise
Antwort #370: Juni 29, 2011, 21:34:38
Interview mit Dirk Müller von Tagesschau.de "das Geld ist sowieso weg"
Re: Bankenkrise
Antwort #371: Juli 07, 2011, 12:15:12
Zitat
Die Welt wäre ein viel besserer Ort, wenn die OECD-Nationen die Fiskalpolitik der Steueroasen kopieren würden, und nicht umgekehrt.
http://www.nzz.ch/finanzen/nachrichten/die_schurken_sind_die_hochsteuerlaender_1.11221850.html
_______
Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)
Re: Bankenkrise
Antwort #372: Juli 07, 2011, 12:39:27
Soll in dem Artikel auch stehen warum die Welt dann ein besserer Ort wäre? Und worin die «Überlegenheit ihrer Steuerpolitik sowohl auf fiskalischer als auch moralischer Ebene» besteht? Brauche weitere Erläuterungen.
Re: Bankenkrise
Antwort #373: Juli 07, 2011, 13:47:15
Ich versuchs möglichst kurz und knapp. Hohe Staatsquote = hohe Steuerbelastung. Und umgekehrt. Hohe Staatsquote gibt Anreize für wachsende Unselbständigkeit der Bürger. Das führt zu noch mehr Staatsquote und noch höherer Fiskalbelastung. Ein Teufelskreis, der sowohl finanziell, wie auch moralisch (Bürgertum degeneriert zu immer weniger Lebensfähigkeit und Staatsquote geht letztlich immer zu Lasten der Freiheit) in den bodenlosen Abgrund führt.

Und aus diesem Teufelskreis kann man nicht dadurch ausbrechen, indem man jene, welche die Politik der hohen Staatsquote nicht verfolgen, in den selben Teufelskreis zwingt. Man kann die sich drehende Spirale damit höchstens etwas verlangsamen. Um zu entrinnen, müsste man eine 180-Grad-Drehung vollziehen und sich an den Ländern mit tiefer Staatsquote orientieren und die Spirale so in umgekehrter Richtung abwickeln. Weniger Staatsquote - mehr Freiheit - sich langsam wieder entwickeltendes selbständig überlebensfähiges Bürgertum.

Ja, das ist hart. Verdammt hart. Ich sag nichts anderes. Aber je länger es geht, umso härter wird es werden... 
_______
Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)
Re: Bankenkrise
Antwort #374: Juli 07, 2011, 15:06:39
Ok, verstanden. Ich würde gerne zwei Fragen unterscheiden:

a) ist eine höhere, oder eine niedrigere Staatsquote sinnvoll?
und
b) es wird immer unterschiedliche Steuerbelastungen in einzelnen Staaten geben, solange es einzelne Staaten gibt. Wie organisiert man den Steuerwettbewerb zwischen den Staaten?

Die Frage b) hängt natürlich mit a) zusammen, da die Staaten selber über ihre Staatsquote entscheiden. Meine Meinung: das sollte ein Staat auch tun dürfen. Jeder Staat, und im Idealfall natürlich die Bürger, darf Weg und Ziel festlegen. Außerdem gibt es ja meist mehrere Wege zu einem Ziel.

zu a)
Nehmen wir einmal an Freiheit und Wohlstand sei das Ziel in Schweden und in der Schweiz. Schweden geht den Weg mit hoher Staatsquote (2005: 56,3 %) und die Schweiz den Weg mit geringer Staatsquote (2005: 36,4 %). Kenne beide Länder nicht zu gut, aber grob gesagt erscheinen mir beide beim Ziel Freiheit und Wohlstand ungefähr gleich weit gekommen zu sein. Insbesondere, daß Schweden auf dem Weg in einen "bodenlosen Abgrund" wäre, ist mir entgangen.
  Meine Meinung: die Staatsquote allein ist es nicht und es gibt natürlich mehrere Wege zum Glück. Eine höhere Staatsquote muss nicht per se und notwendigerweise Nachteile bringen. Staaten dürfen darüber verschiedene Ansichten haben und praktizieren.

Zu b)
habe ich bisher wenig Meinung entwickelt, außer natürlich so Allgemeinplätzen wie, daß die Staaten sich in ihrer Unterschiedlichkeit respektieren und das Miteinander suchen sollten.