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elafonisi

  • Verbergnix
Re: Bankenkrise
Antwort #195: April 21, 2009, 15:36:46
Der IWF setzt noch einen drauf. Zahlen dürfen am Ende immer die Steuerzahler und die Banken gehen gestärkt aus der Krise hervor. :P
Re: Bankenkrise
Antwort #196: April 22, 2009, 00:53:53
Good banks:
Der Staat solle die alten Banken ruhig Konkurs gehen lassen und ihnen anstatt der schlechten die guten Papiere abkaufen. Mit diesen Papieren – und dem Filialnetz – solle der Staat dann eine "Good Bank" gründen, die später bei Bedarf mit Gewinn wieder privatisiert werden kann.

Neben ihrem Namen blieben die alten Banken dann auf dem gesammelten Finanzschrott sitzen, der nicht durch staatliche Bürgschaften gesichert ist. Die Zeche würden dann neben denn Aktionären diejenigen zahlen, die den Banken Kapital abseits der normalen Einlagen zur Verfügung gestellt haben – eben jene Spekulanten also, die jetzt vom Steuerzahler herausgeboxt werden sollen.

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30174/1.html

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #197: April 22, 2009, 02:39:24
Man verbietet also den Banken das Banken sein und nimmt ihnen dann noch ihre werthaltigen Papiere und lässt sie auf den schlechten sitzen. Nur welche sind gut und welche schlecht? So einfach ist das ja nicht. 
Der Begriff der bei mir aus dem Artikel haften blieb ist Enteignung. Die ist kaum möglich, selbst bei der Happy-Hypo-Bank ist die Rechtmässigkeit des Enteignungsgesetzes keineswegs schon geklärt.
„Aktionäre und Spekulanten würden so auf marktgerechte Art und Weise enteignet“
Aha. Wieder mal werden Aktionäre in den Spekulantentopf geworfen und als Leute, denen man ruhig ihr Vermögen entziehen kann.

Weiter oben heißt es „Konkurs gehen lassen… und die guten Papiere abkaufen“. Bei einem Konkurs wird das Restvermögen abgewickelt - profitieren tun die Aktionäre. Und v.a. warum sollte der Staat denn dann überhaupt mitsteigern?


Solche Überlegungen scheinen bei der ganzen Chose natürlich fast zu rechtfertigen, man träumt vom weisen Staat, aber mich bestärken sie in der Meinung, dass niemand eine vernünftige Lösung weiß.
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Beitrag frei Haus geliefert. Frisch von der Apfelinsel.

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #198: April 23, 2009, 11:16:51
Klar das man die Chose möglichst gewinnbringend über die Bühne bringen will. Wobei ich auch nicht dahintersteige, was wie viel ergibt…  :P

Das bezog sich auf die Übernahmespielchen Porsche-VW. Offensichtlich ging es den Managern ähnlich wie mir.
Nun sind wir in der nächsten Runde und womöglich gelingt dem bedrängten Champion ein Knockout mit einem schönen Konter.

Habe so den Verdacht, ein gewisser Mann wollte das so von Anfang an. Jedenfalls gehört womöglich bald Porsche zu Volkswagen und nicht umgekehrt. :)
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Beitrag frei Haus geliefert. Frisch von der Apfelinsel.
Re: Bankenkrise
Antwort #199: April 25, 2009, 15:32:41

   
http://de.wikipedia.org/wiki/Finanzkrise_ab_2007


"Kein Markt hat sich je selbst reguliert", Anton Brender, Chefökonom bei Dexia Asset Management:
http://www.nzz.ch/finanzen/nachrichten/die_zaehmung_des_globalen_finanzmarktes_1.2456109.html
Re: Bankenkrise
Antwort #200: April 26, 2009, 20:29:52
300 Milliarden USD reichen um alle Armen und Hungrigen dieser Welt zu versorgen:
http://www.zeit.de/2009/18/PD-Thomas-Pogge?page=all

Dennis Meadows ("Grenzen des Wachstums") meint wir sind am Ende eines Kondratjew Zyklus:
http://www.heise.de/tr/artikel/print/136646

elafonisi

  • Verbergnix
Re: Bankenkrise
Antwort #201: April 28, 2009, 07:41:36
Was es nicht alles gibt! :o FTD
Re: Bankenkrise
Antwort #202: April 28, 2009, 09:05:49
Was es nicht alles gibt! :o FTD

Ohne den Artikel schon gelesen zu haben. Im Mittelalter 12. Jh bis 14. Jh soll es auch keine Zinspolitik wie heute gegeben haben. Und da gab es trotzdem einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Jochen
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Wenn Du es eilig hast, gehe langsam.

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #203: April 28, 2009, 10:31:59
300 Milliarden USD reichen um alle Armen und Hungrigen dieser Welt zu versorgen:
http://www.zeit.de/2009/18/PD-Thomas-Pogge?page=all

Keineswegs will ich abstreiten, ja ich fordere ebenso stets, endlich mehr zu machen: An direkter Hilfe, v.a. aber auch moralischen Standards beim Einkauf von Waren und Rohstoffen.
Aber zu sagen: Dies muss man machen, dann XY… halte ich für verwegen. Sicher heißt das nicht, man solle nichts machen. Aber z.B. der Rohstoffeinkauf, wie soll man denn letztendlich sicherstellen, dass die Gelder bei der Bevölkerung ankommen, wenn man gar keine Kontrollmöglichkeit hat, und auch keine alternativen Verkäufer der Ware?

Noch mal: Anstrebenswert, aber viel m.E. viel schwieriger als einfach 300 Milliarden auszugeben.

 
Zitat
Dennis Meadows ("Grenzen des Wachstums") meint wir sind am Ende eines Kondratjew Zyklus:
http://www.heise.de/tr/artikel/print/136646

Wie viele Zyklen gibt es eigentlich? :)
Interessanter Artikel, mal schauen ob er recht hat. Ich glaube ja, die Stahlwerke werden demnächst wieder Überstunden schieben und zwar nicht auf Kredit , sondern auf reale Nachfrage, v.a. aus Asien. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.


Was es nicht alles gibt! :o FTD

Ohne den Artikel schon gelesen zu haben. Im Mittelalter 12. Jh bis 14. Jh soll es auch keine Zinspolitik wie heute gegeben haben. Und da gab es trotzdem einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Den Minuszins kenne ich aus allerlei kruden Abhandlungen, ab und zu liest man dann mal in seriöseren Kreisen was darüber. Nun sind wir ja sowieso nah dran…
Aber! Man stelle sich das mal konkret vor. Das ist politisch nicht durchsetzbar, für mich eine Diskussion im luftleeren Raum.

Jochen:
Es gab aber sehr wohl Zins- und Leihgeschäfte. Das „Zinsverbot“ ist nicht absolut zu sehen.
Gerade verzinste Investitionen in Unternehmen waren erlaubt, heutzutage nennt man das Anleihe.
Auch gab es durchaus klassischen Geldverleih.
Nur das blosse Horten im Kämmerlein lohnte sich nicht - genauso wie heute.




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Beitrag frei Haus geliefert. Frisch von der Apfelinsel.
Re: Bankenkrise
Antwort #204: April 28, 2009, 14:08:52
300 Milliarden USD reichen um alle Armen und Hungrigen dieser Welt zu versorgen:
http://www.zeit.de/2009/18/PD-Thomas-Pogge?page=all

Bei solchen Aussagen bin ich von Haus aus immer etwas skeptisch denn; wenn man Geld ausgibt, ist auf der anderen Seite jemand, der das Geld annimmt.
Nehmen viele Leute Geld an, hat dies unweigerlich eine Entwertung zu Folge.

Das Ergebnis ist; Preise steigen, Rohstoffe oder Nahrungsmittel werden nicht mehr - und irgendwo sitzen welche, die die gestiegenen Preise der Lebensmittel nicht mehr bezahlen können.
Die Folge: Noch mehr Armut
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"Die Mutter der Dummen ist immer schwanger!" (Afghanisches Sprichwort)
Re: Bankenkrise
Antwort #205: Mai 01, 2009, 11:50:21
"Kein Markt hat sich je selbst reguliert", Anton Brender, Chefökonom bei Dexia Asset Management:
http://www.nzz.ch/finanzen/nachrichten/die_zaehmung_des_globalen_finanzmarktes_1.2456109.html

Das Zitat war ja ohnehin schon etwas aus dem Zusammenhang gerissen. Die gleiche Zeitung brachte gestern einen Beitrag von Anthony de Jasay, der als Replik auf Deine Zuspitzung taugt:
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/was_bei_der_jagd_auf_die_freie_marktwirtschaft_zu_bedenken_waere_1.2479732.html
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)
Re: Bankenkrise
Antwort #206: Mai 01, 2009, 13:21:56
Augenfällig finde ich, daß die billionenschwere Panne in WirtschaftsBereichen passiert ist, in denen De-Regulierung gefordert und umgesetzt wurde, bzw. Regeln gar nicht erst eingeführt waren. Und daß diese Schäden jetzt vom Staat reguliert werden.

Die Fragen, die mich aktuell interessieren:
Haben die fehlenden (staatlichen) Leitplanken der Gier zu zu großem - im Ende insgesamt durchschlagend schädlichen - Erfolg verholfen?
oder
Hat die - dank Liberalisierung hervorgerufene und gewünschte - Beschleunigung bestimmter Märkte einen Webfehlers der freien Marktwirtschaft heutiger Prägung aufgezeigt, der ohne Turbo ebenfalls auftreten würde - nur später?
(Ein Webfehler könnte zum Beispiel die, von Jochen und mir verlinkten, Problematik des ZinsesZins sein.)

« Letzte Änderung: Mai 01, 2009, 13:51:42 von radneuerfinder »

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Bankenkrise
Antwort #207: Mai 01, 2009, 13:46:12
Tja.
Historisch gesehen wurde das Wachstum stets ausgebremst, ob es nun geplatzte Blasen waren wie jetzt, oder eben Hungersnöte, Kriege, die Pest…
Diese „Regulatoren“ haben wir ja jetzt schon länger nicht mehr, vielleicht hat sich deshalb das Kapital so stark angesammelt und sind dessen Eigner deshalb so risikobereit? Zumindest die Börsen erleben ja viel häufiger Turbulenzen als früher. 

Freie Marktwirschaft kann ich übrigens in Deutschland nicht recht erkennen… bei den Banken anscheinend, aber in der „realen Wirtschaft“ lebt man alles andere als schrankenlos. Das ist ja auch eine Diskrepanz, die Magen säuert.

Aber generell glaube ich schon, dass es ab und zu mal Bumm macht und auch Werte vernichtet werden, werden müssen und das dies in der Logik des Systems liegt. Erscheint mir irgendwo unausweichlich.
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Beitrag frei Haus geliefert. Frisch von der Apfelinsel.
Re: Bankenkrise
Antwort #208: Mai 01, 2009, 13:54:22
Augenfällig finde ich, daß die billionenschwere Panne in WirtschaftsBereichen passiert ist, in denen De-Regulierung gefordert und umgesetzt wurde, bzw. Regeln gar nicht erst eingeführt waren. Und daß diese Schäden jetzt vom Staat reguliert werden.

Zitat
Haben die fehlenden (staatlichen) Leitplanken der Gier zu zu großem - im Ende insgesamt durchschlagend schädlichen - Erfolg verholfen?

Ist das so? Haben nicht gerade auch (keineswegs fehlende) staatliche Interventionen und Absicherungen jene Anreizsysteme mit geschaffen, welche die Blase so gross werden liessen?  

Gier liegt in der Natur des Menschen. Durch auf die Schnauze fallen wird sie immer mal wieder etwas gezügelt. Je mehr man absichert und auf die Schnauze fallen verhindert, umso stärker killt man den intrinsischen natürlichen Feind der Gier, die Vorsicht. Und umso stärkere Auswüchse der Gier ermöglicht man.
Ich bin da eher auf de Jasays Seite. Gier vor allem mit staatlichen Regulierungen bekämpfen zu wollen ist naiv und funktioniert nicht. Man legt damit nur den Grundstein für die nächste, noch grössere Blase und, bei deren Platzen, die nächste, noch grössere Krise.
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)
Re: Bankenkrise
Antwort #209: Mai 03, 2009, 22:55:12
Interessanter Artikel in der FAZ vom 3. Mai.
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Es ist leicht, das Leben schwer zu nehmen, und es ist schwer, das Leben leicht zu nehmen.
(Erich Kästner)