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Re: Gesetzentwurf der EU-Kommission zur Telekommunikationsdatenspeicherung
Antwort #15: September 22, 2005, 18:27:41
Tatsächlich gibt es aber mittlerweile quasi virtuelle Verbrechen. Natürlich hebt der Phishing-Gangster das Geld irgendwo, irgendwann mal ab bzw. überweist es, um etwas zu kaufen. Aber Geld ist ja heutzutage auch nur noch Bit und Byte. Das kann man solange hin- und rüberschieben, wie man möchte.
Ja OK, Phishing ist ein Delikt, das tatsächlich in der virtuellen Welt begangen wird. Aber wieviele Phishing-Fälle hat die deutsche Polizei wohl aufzuklären, in denen in Deutschland (bzw. anderen EU Ländern) aufgezeichnete IP-Adressen etwas helfen werden? Die lassen sich vermutlich an einer Hand abzählen.

Zitat
Pornobild-Poster in Chaträumen von Kindern usw.
Und ach, wie eignet sich doch gerade die Kombination Kinder und Porno, um jeglichste Überwachungsmassnahmen zu rechtfertigen. Das ist DAS Killerargument. Beginnt man mit "aber..." schon nur die leiseste Entgegnung, hat man doch schon verloren. Gilt es doch, unsere armen Kinderchen, denen man zwar Darstellungen von Gewalt bis hinter die Ohren zumuten kann, vor jeglichem unwiderruflich seelenschädigendem Anblick von Nacktheit und Sexualität zu bewahren.  ::)
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Gesetzentwurf der EU-Kommission zur Telekommunikationsdatenspeicherung
Antwort #16: September 22, 2005, 19:00:55
Natürlich wird das gerne als Totschlag-Argument gebraucht, aber das ändert ja nichts an der Tatsache, daß so etwas wirklich passiert.
Ich wollte damit auch nicht die Diskussion abwürgen, im Gegenteil.
Denn in solchen Runden (Internetforen von Computergeeks) sind sich ja immer schnell alle einig, was den Datenschutz angeht.
Ist diese Sichtweise nicht etwas einseitig? Ist unsere Risikoeinschätzung und unser Sicherheitsbedütfnis allein seelig machend?

Jeder Eingriff in die Privatsphäre muß gut begründet und verhältnismäßig sein. Wenn man eh nie Jemanden damit fasst, muß man natürlich auf eine Maßnahme verzichten. Das ist ja ganz klar. Das würde z.B. gegen eine IP-Speicherung sprechen, da die "echten" Verbrecher eh ihre IPs zu verschleiern wissen. Umgekehrt   hat man aber ein sehr gutes Argument für DNA-Datenbanken, die ja schon viele (?) Verbrechen aufklären halfen.

Ich würde halt gern mal ein paar Zahlen sehen. Dann würde die Diskussion wesentlich einfacher. Nun sind solche Zahlen aber nicht oder fast nicht zu bekommen. Zufall oder Methode?
Ich finde, wenn der Staat alles über den Bürger wissen will, sollte das zumindest auch umgekehrt gelten.
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Beitrag frei Haus geliefert. Frisch von der Apfelinsel.
Re: Gesetzentwurf der EU-Kommission zur Telekommunikationsdatenspeicherung
Antwort #17: September 22, 2005, 19:46:45
Ist diese Sichtweise nicht etwas einseitig? Ist unsere Risikoeinschätzung und unser Sicherheitsbedütfnis allein seelig machend?
Klar ist sie einseitig. Aber sie ist defensiv einseitig. Wir sind ja nicht die, welche im realen Leben das Oberwasser haben.  Letzteres haben doch in der heutigen Zeit jene, die mittels Null-Toleranz eine Null-Risiko Gesellschaft bauen möchten. In allen Gebieten läuft es heute in diese Richtung. Und niemand stellt die Frage, ist das überhaupt
a) realisierbar
b) wünschenswert.
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