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Re: Ich sehe was Du nicht siehst / Behörden-Trojaner
Antwort #180: September 09, 2007, 14:52:07
Zitat
Nein, wenn Du es drauf anlegst, dann besitzt keiner eine reelle Chance ohne vorheriges erfolgreiches hacken Deines Rechners, Dir was unterzuschieben ohne dass du es merkst. Der Trojaner muss im ersten Versuch unerkannt bleiben, sonst ist er nutzlos.

Nicht unbedingt, er muss sich ja nicht als Bundestrojaner ausweisen.
Es ist wohl theoretisch schon möglich, Datenpakete gezielt zu manipulieren, daß meinte ich damit. Dann nützt auch der Router nichts. Ist doch so, oder?

Nein, ich meinte auch nicht Router als Schutz, sondern dass mir der Router z.B. auch anzeigt, wenn GB-weise Daten verschwinden. Das ist aber nicht das Thema.
Wenn Du es drauf anlegst, dann nützt es nichts irgendwelche Pakete zu manipulieren, wenn man nicht weiß, was da eigentlich läuft. Mal als Beispiel:
Das System wird von einem sicheren Medium installiert und konfiguriert.
Updates werden danach, wenn überhaupt, nur noch signiert angenommen->System kann nicht kompromitiert werden, solange der Hauptschlüssel in Pakistan bleibt.
Ohne Wissen, welches System, welche Software, welche Lib-Version, welche Nutzer-/Rechtestruktur auf diesem speziellen Rechner drauf ist, wie kannst Du dann eine passende Schadsoftware entwickeln, die garantiert im ersten Versuch nicht fehlschlägt?
Dazu dann noch Daten-/Nachrichtenaustausch über signierte/verschlüsselte Dateien. Jetzt erklär mir mal, wie Du da rein kommst, ohne vorher die genauen Infos durch hacken des Rechners zu bekommen.
Zusätzlich kann man diesen abgeschotteten Bereich auch noch auf einem normalen PC kapseln und verstecken...
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Florian

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Re: Ich sehe was Du nicht siehst / Behörden-Trojaner
Antwort #181: September 09, 2007, 16:13:05
Ich denke wir führen eine Phantomdiskussion. ;)
Den Spruch Habe ich heute so im Presseklub gehört. :)

Nun, ich bin schon Deiner Meinung das man es den Datenschnüfflern unmöglich machen kann, aber ich glaube an den menschlichen Faktor. Auch darf man die Terroristen nicht unter-, aber auch nicht überschätzen.
Zweitens werden die Behörden halt diverse Mittel anwenden, um diese Dinge in Erfahrung zu bringen. Von der versteckten Kamera bis weiß was ich.
Und wie man hört ist die pakistanische Geheimdienst, mit welchen Mitteln auch immer, durchaus effizient, wenn er denn will. Hier wäre der Schlüssel also auch nicht unbedingt sicher. Nur mal als Beispiel zu Deinem Beispiel.

Übrigens bin ich überzeugt davon (das heißt ich habe keinerlei Beweise :)), daß viele angebliche Islamistenseiten manipuliert sind, auch dürfte es auf diverse Foren usw. Phishing-Angriffe von Offiziell geben. Nicht von uns, aber den USA. Wie wir wissen bieten sich gerade Videodateien an um Schadcode (immer wieder böse Fehler in den Playern) einzuspielen und die sind ja ein sehr beliebtes Medium in dieser Szene. Man muß halt früh ansetzen, nicht erst wenn die Leute totalradikalisiert mit den engsten Zirkeln verschlüsselte Mails austauschen.
Im Gesetz wird natürlich stehen "nur bei dringendem Tatverdacht", aber der ist ja, wie wir wissen, ständig gegeben. Sagt Schäuble.
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Re: Ich sehe was Du nicht siehst / Behörden-Trojaner
Antwort #182: September 09, 2007, 17:37:42
Wäre denn eigentlich mit einem richterlichen Hausdurchsuchungsbefehl eine Online-Durchsuchung heute nicht möglich?
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Re: Ich sehe was Du nicht siehst / Behörden-Trojaner
Antwort #183: September 09, 2007, 17:42:48
Nein, nicht so, wie sich Schäuble das in seinen realitätsfernen Träumen vorstellt.
Heute ist es so:
- Hausdurchsuchungsbefehl wird durch Richter erteilt
- Polizei holt alles interessante (auch den Rechner) ab
- Polizei durchsucht den beschlagnahmten Rechner
Das ist ja kein Problem.
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Re: Ich sehe was Du nicht siehst / Behörden-Trojaner
Antwort #184: September 09, 2007, 17:50:32
Ja, das ist mir schon klar, wie eine konventionelle Hausdurchsuchung abläuft. Aber wenn eine richterliche Anordnung vorliegt, liesse sich denn nicht heute schon, anstatt sich physischen Zugang zur Wohnung zu verschaffen, lediglich der Rechner per Fernzugriff durchsuchen. Aber ja, ich vermute mal nicht, da eine Hausdurchsuchung wohl immer offen und wenn möglich in Anwesenheit des Bewohners erfolgen muss.

Was spräche gegen ein Gesetz zur Online-Durchsuchung, wenn dieses die selben Hürden wie für eine konventionelle Hausdurchsuchung aufstellen würde?
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Florian

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Re: Ich sehe was Du nicht siehst / Behörden-Trojaner
Antwort #185: September 09, 2007, 18:01:16
Eben, man will aber heimlich suchen, oder auch: heimsuchen. :)
Hier ist auch der einer der maßgeblichen Unterschiede. Ein anderer die unbestimmte Dauer.

Da stellt sich mir sowieso die Grundsatzfrage, ob ein Terrorist ungefährlicher ist, wenn er nicht weiß, daß er überwacht wird oder doch umgekehrt? Es heißt dann immer: die tauchen ab! Na und... in Europa geht das doch kaum noch und dann hockt er halt in Waziristan.
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Re: Ich sehe was Du nicht siehst / Behörden-Trojaner
Antwort #186: September 09, 2007, 18:17:37
Aber wenn eine richterliche Anordnung vorliegt, liesse sich denn nicht heute schon, anstatt sich physischen Zugang zur Wohnung zu verschaffen, lediglich der Rechner per Fernzugriff durchsuchen. Aber ja, ich vermute mal nicht, da eine Hausdurchsuchung wohl immer offen und wenn möglich in Anwesenheit des Bewohners erfolgen muss.

Eben, genau das. Sie ist nicht heimlich (nur die Vorbereitung dazu) und sie darf auch nicht einfach Sicherheitslücken installieren.

Zitat
Was spräche gegen ein Gesetz zur Online-Durchsuchung, wenn dieses die selben Hürden wie für eine konventionelle Hausdurchsuchung aufstellen würde?

Kein Thema, allerdings wäre sie dann ziemlich sinnlos. Dann kann man doch gleich den Rechner mitnehmen und untersuchen. Ist erheblich einfacher.
Das ist ja genau das eigentliche Problem. Schäuble und co haben bisher noch keine realistische Antwort darauf gegeben, was das eigentlich bringen soll und wie das funktionieren soll. Es kommen immer nur Hirngespinste wie "Wir schicken eine Mail und dann wird alles ausser dem privaten Bereich, durchsucht."  oder "Wenn die Software entdeckt wird, löscht sie sich". Eben wie Klein-Fritchen sich die Computer-Welt vorstellt. Die haben definitiv noch keinen Experten dazu befragt oder ignorieren die Antworten, weil sie in Wirklichkeit andere Ziele verfolgen.
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Re: Ich sehe was Du nicht siehst / Behörden-Trojaner
Antwort #187: September 09, 2007, 18:43:21
Kein Thema, allerdings wäre sie dann ziemlich sinnlos. Dann kann man doch gleich den Rechner mitnehmen und untersuchen. Ist erheblich einfacher.
OK, ich hab mich schlecht ausgedrückt. Die gleichen Hürden, was die Beurteilung durch eine zweite Gewalt angeht. Natürlich wäre eine Online-Durchsuchung mit Wissen des Betroffenen nutzlos.


Zitat
Das ist ja genau das eigentliche Problem. Schäuble und co haben bisher noch keine realistische Antwort darauf gegeben, was das eigentlich bringen soll und wie das funktionieren soll. Es kommen immer nur Hirngespinste wie "Wir schicken eine Mail und dann wird alles ausser dem privaten Bereich, durchsucht."  oder "Wenn die Software entdeckt wird, löscht sie sich". Eben wie Klein-Fritchen sich die Computer-Welt vorstellt. Die haben definitiv noch keinen Experten dazu befragt oder ignorieren die Antworten, weil sie in Wirklichkeit andere Ziele verfolgen.
Ich weiss nicht, ob Ihr den Herrn Schäuble da nicht etwas unterschätzt. Oder wenn nicht ihn, dann doch zumindest seine Fachkräfte. Ich meine, dass es Online-Durchsuchungen gibt, steht ja ausser Frage. Ist im aktuellen Fall ja auch einigermassen offen zugegeben worden, dass solche zum Ermittlungserfolg beigetragen haben. (Von wem auch immer sie tatsächlich vorgenommen wurden.) Da ist man sicher nicht auf Stufe Klein-Fritzchen.

Dass es Situationen gibt, in welchen eine offene Hausdurchsuchung ermittlungs- und präventionstaktisch unklug ist und in welchen eine verdeckte Online-Durchsuchung hilfreich sein kann, kann ich durchaus nachvollziehen. Auch würde ich nicht unterschreiben, dass ein solches Vorgehen per se "schlecht" ist. Für mich stellt sich aber die Frage, wie man den Einsatz dieses Mittels am besten in jenen Schranken halten kann, in denen es eben nicht schlecht ist. Denn die hier schon vorgebrachten Ängste und Befürchtungen bezüglich Ausweitung dieser Methoden teile ich durchaus auch. Aber für mich ist nicht unbedingt klar, dass keine gesetzliche Regelung wirklich der beste Weg ist.
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Re: Ich sehe was Du nicht siehst / Behörden-Trojaner
Antwort #188: September 09, 2007, 19:01:27
dass es Online-Durchsuchungen gibt, steht ja ausser Frage. Ist im aktuellen Fall ja auch einigermassen offen zugegeben worden, dass solche zum Ermittlungserfolg beigetragen haben.

Tagesschau.de schreibt:
Medienberichten zufolge fing der US-Geheimdienst E-Mails der Verdächtigen ab und durchsuchte keinesfalls deren Rechner. Dennoch wurden in der politischen Diskussion in den Medien aus den "Computerüberwachungen" alsbald "Online-Durchsuchungen".


Ich möchte aber nicht bestreiten, daß die USA heimliche online Durchsuchungen vornehmen.
« Letzte Änderung: September 09, 2007, 19:37:46 von radneuerfinder »
Re: Ich sehe was Du nicht siehst / Behörden-Trojaner
Antwort #189: September 09, 2007, 19:02:43
Leider kann man unseren Innenministern nur das Übelste zutrauen.

Ich habe immer nur den Eindruck, die nutzen dankbar jeden Zwischenfall um ihre Forderungen laut raus zu schreien.

Vielleicht wissen die gar nicht genau was die Möglichkeit einer Online-Durchsuchung überhaupt bringen soll.
Sie denken einfach nur das es in der Zukunft vielleicht was bringen könnte und deswegen die momentanen, unruhigen Zeiten genutzt werden sollten.

Außerdem würde ich beamtete IT-Fachleute nicht überschätzen.
Wenn Du ihnen immer schön wenig zutraust, passt das schon.
 

Florian

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Re: Ich sehe was Du nicht siehst / Behörden-Trojaner
Antwort #190: September 09, 2007, 19:22:34
Ich weiss nicht, ob Ihr den Herrn Schäuble da nicht etwas unterschätzt. Oder wenn nicht ihn, dann doch zumindest seine Fachkräfte.

Man muss seine Äußerungen eben als die eines Politikers sehen. Schily hatte das Revier innere Sicherheit eindrucksvoll markiert, Schäuble versucht nun zurückzuerobern, zumal es jedem Konservativen Vergnügen bereiten dürfte die SPD so vor sich herzutreiben und in die Bredouille zu bringen.

Dumm ist er nicht. Von IT haben sie allerdings allesamt wenig Ahnung. Das beobachte ich seit Jahren mit Sorge (ohne selbst ein Guru zu sein :)).

Zitat
Ich meine, dass es Online-Durchsuchungen gibt, steht ja ausser Frage.

Ja. In der BRD gab es sie auch schon, bis sie erstmal gestoppt wurden.

Zitat
Ist im aktuellen Fall ja auch einigermassen offen zugegeben worden, dass solche zum Ermittlungserfolg beigetragen haben. (Von wem auch immer sie tatsächlich vorgenommen wurden.) Da ist man sicher nicht auf Stufe Klein-Fritzchen.

Wäre mir neu. Soviel ich weiß wurde "nur" der Kommunikationsverkehr überwacht.
Trojaner war wohl keiner im Spiel, "nur" Hardware-Wanzen. Das deckt sich auch mit der Information, daß man nun auch deswegen eingreifen musste, weil sie anfingen zu verschlüsseln. Kann natürlich auch Desinformation sein um den Einsatz von Trojanern als unabdingbar hinzustellen.


Zitat
Für mich stellt sich aber die Frage, wie man den Einsatz dieses Mittels am besten in jenen Schranken halten kann, in denen es eben nicht schlecht ist. Denn die hier schon vorgebrachten Ängste und Befürchtungen bezüglich Ausweitung dieser Methoden teile ich durchaus auch. Aber für mich ist nicht unbedingt klar, dass keine gesetzliche Regelung wirklich der beste Weg ist.

Klar. Nur hat man in Deutschland die Erfahrung gemacht, daß ständig neue Befugnisse für die Behörden verankert werden und noch bevor diese auf Wirksamkeit überprüft wurden schon wieder zig neue Forderungen gestellt werden, oft unter grober Missachtung des Bundesverfassungsgerichts, daß man damit nach und nach unterminiert.
Zusätzlich läuft es immer nach demselben Schema: "Nur gegen Terroristen/OK/Kinderschänder" -> nach wenigen Jahren sieht man das Instrument oder ein sehr ähnliches dann im Einsatz gegen Ehebetrüger, Einbrecher oder auch Sozialleistungsempfänger.
Und: Meines Wissens ist noch nie, auch nicht wenn es fest versprochen wurde, ein solches Gesetz wieder abgeschafft wurden. Stattdessen fordert man, auch wenn fest versprochen wurde es nie zu tun, neue Befugnisse für neue Technik. Exemplarisch zu bewundern an der Autobahnmaut bzw. der Technik dazu.

Da verliert man halt auf Dauer jedes Vertrauen.
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Re: Ich sehe was Du nicht siehst / Behörden-Trojaner
Antwort #191: September 09, 2007, 19:27:45
OK, ich hab mich schlecht ausgedrückt. Die gleichen Hürden, was die Beurteilung durch eine zweite Gewalt angeht.

Diese Hürden sind für mich sowieso das absolute Minimum. Ein Einbrechen der Polizei in die Privatsphäre von evtl. Unschuldigen (es geht nicht um den Schutz von Terroristen, sondern von Unschuldigen!) muss immer durch einen Richter abgesegnet werden. Auch muss dies nachträglich dem Betroffenen mitgeteilt werden, wie ja auch beim Abhören. Ich finde nur die Kosten (nicht finanziell)/Nutzen-Betrachtung bei der Online-Durchsuchung sehr merkwürdig (siehe unten). Da drängt sich immer der Verdacht auf, dass etwas anderes bezweckt werden soll.

Zitat
Ich weiss nicht, ob Ihr den Herrn Schäuble da nicht etwas unterschätzt. Oder wenn nicht ihn, dann doch zumindest seine Fachkräfte.

Nene, unterschätzen tue ich den garantiert nicht. Diese Klein-Fritzchen-Antworten sind aber das, was er nach aussen als Antrieb und Beweggrund angibt. Entweder er gibt wissentlich und somit absichtlich solche unsinnigen/unrealistischen Angaben ab oder er weiss es tatsächlich nicht besser. Im ersten Fall, den ich für wahrscheinlicher halte, will er etwas verbergen, im zweiteren Fall wäre es nur traurig.
Warum gibt er absichtlich Forderungen und Erläuterungen auf Klein-Fritchen-Niveau, die nachweislich unsinnig sind?
Er weicht auch immer absichtlich aus, wenn es um das wie und warum geht und meist landet er bei der Begründung fernab der Online-Durchsuchung. Er spinnt dann immer die Idee, dass es keinerlei Handlungshabe gäbe, bringt aber nur Beispiele, bei denen heute schon abgehört werden kann.

Auf Seite der Kosten liegt die Einschränkung der Grundrechte von evtl. unschuldigen Bundesbürgern, ein immenser Aufwand einen jeweils speziell zugeschnittenen Trojaner zu bauen und auf Seiten des Nutzens ein sehr geringer, wenn überhaupt messbarer, sobald sich die Kriminellen darauf eingestellt haben.

Zitat
Ich meine, dass es Online-Durchsuchungen gibt, steht ja ausser Frage.

Ja? So richtig ist mir das noch nicht bekannt und dergestalt, wie es angeblich der Bundestrojaner kann, schon gar nicht.

Zitat
Ist im aktuellen Fall ja auch einigermassen offen zugegeben worden, dass solche zum Ermittlungserfolg beigetragen haben.

So genau habe ich das nirgendwo gelesen. Wie radneuerfinder ja auch schrieb, die Medien und Schäuble verquicken da gerne verschiedenste völlig unterschiedliche Bereiche, die teilweise auch schon erlaubt sind.
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Re: Ich sehe was Du nicht siehst / Behörden-Trojaner
Antwort #192: September 09, 2007, 20:14:13
Ich weiss nicht, ob Dumm ist er nicht. Von IT haben sie allerdings allesamt wenig Ahnung. Das beobachte ich seit Jahren mit Sorge (ohne selbst ein Guru zu sein :)).
Von den technischen Details braucht er ja auch keine Ahnung zu haben. Er muss den Trojaner ja nicht selbst basteln.  ;)


Zitat
Wäre mir neu. Soviel ich weiß wurde "nur" der Kommunikationsverkehr überwacht.
Trojaner war wohl keiner im Spiel, "nur" Hardware-Wanzen. Das deckt sich auch mit der Information, daß man nun auch deswegen eingreifen musste, weil sie anfingen zu verschlüsseln. Kann natürlich auch Desinformation sein um den Einsatz von Trojanern als unabdingbar hinzustellen.
So genau habe ich das nirgendwo gelesen. Wie radneuerfinder ja auch schrieb, die Medien und Schäuble verquicken da gerne verschiedenste völlig unterschiedliche Bereiche, die teilweise auch schon erlaubt sind.
Ja OK, das genaue Vorgehen und die eingesetzten Mittel wird man wohl nie detailliert präsentiert erhalten. Aber daran, dass das technisch Machbare von gewissen Diensten auch gemacht wird, zweifle ich eigentlich nicht.

Auf Seite der Kosten liegt die Einschränkung der Grundrechte von evtl. unschuldigen Bundesbürgern, ein immenser Aufwand einen jeweils speziell zugeschnittenen Trojaner zu bauen und auf Seiten des Nutzens ein sehr geringer, wenn überhaupt messbarer, sobald sich die Kriminellen darauf eingestellt haben.
Diesem Argumentationsstrang kann ich nicht so ganz folgen. Sicher kostet Verbrechensbekämpfung und -prävention etwas.  Und sicher wäre es schön, wenn die Gesellschaft dieses Geld für etwas anderes ausgeben könnte.
Dass ein jeweils speziell zugeschnittener Trojaner nicht billig sein würde, da gehe ich mit Dir einig. Dieser Umstand spricht aber eher gegen die Gefahr eines breiten Einsatzes gegen Unschuldige. Und wenn ein solcher Trojaner bei einem Einsatz gegen einen Terrorverdächtigen jene Informationen liefern kann, die sonst mühsam mit einem grossen Personalaufgebot erlangt werden müssten, dann hat der Trojaner gerade auf der Kostenseite durchaus ein Plus für sich.
Auch Deine Argumentation, dass man sich gegen einen solchen Trojaner durchaus würde schützen können und man es daher gleich lassen sollte, kommt mir etwas komisch vor. Natürlich wird es Vollprofis geben, welche im "Online-Kampf" gegen die Behörden obsiegen werden. Das (ob aus Können oder purem Glück) "beinahe perfekte" Verbrechen, das nicht gesühnt werden konnte, hat es immer gegeben und wird es immer geben. Verbrechen und Verbrecherjagd war schon immer ein "Wettrüsten" und wird es auch immer bleiben. Den Umstand, dass in gewissen Fällen die Verbrecherseite siegreich bleiben wird, als Argument zu nutzen, dass es die Verbrecherjagd gar nicht erst versuchen soll, Schritt zu halten, finde ich aber schon etwas seltsam.
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Re: Ich sehe was Du nicht siehst / Behörden-Trojaner
Antwort #193: September 09, 2007, 20:38:28
Sicher kostet Verbrechensbekämpfung und -prävention etwas.  Und sicher wäre es schön, wenn die Gesellschaft dieses Geld für etwas anderes ausgeben könnte.

Ähm, bei Kosten meine ich nicht die finanziellen, habe ich ja auch geschrieben.
 
Zitat
Dass ein jeweils speziell zugeschnittener Trojaner nicht billig sein würde, da gehe ich mit Dir einig. Dieser Umstand spricht aber eher gegen die Gefahr eines breiten Einsatzes gegen Unschuldige.

Ne, gerade dieses "massgeschneiderte" halte ich für eine typische Nebelkerze. Wie soll man den massschneidern, wenn man die Maße nicht kennt? Gerade das hierfür notwendige Wissen kann man nur erlangen, wenn man eh schon alles weiss bzw. Zugriff hat. Wenn man den Rechner eh schon geknackt hat, warum sollte man den Trojaner dann über eine Sicherheitslücke von aussen einschleusen, anstatt ihn direkt zu installieren?

Zitat
Auch Deine Argumentation, dass man sich gegen einen solchen Trojaner durchaus würde schützen können und man es daher gleich lassen sollte, kommt mir etwas komisch vor.

Nun, man muss immer die Kosten(nicht finanzieller Art) und den Nutzen abwägen. Wenn es tatsächlich nur gegen Terroristen/organisierte Kriminalität geht, dann werden die sich schnell angepasst haben. Die haben das Geld und somit die Mittel. Wenn also der Nutzen gering ist, warum so hohe Kosten (nicht finanzieller Art) in Kauf nehmen?

Evtl. plant man aber weitergehender, dann würden sich viele Ungereimtheiten in Luft auflösen. Dann ist ein von aussen einschleusen in übliche Systeme sinnig, mehrere "Standard"-Trojaner ausreichend und auch der "Nutzen" da. Das klingt erheblich logischer.

Und genau das ist doch des Pudels Kern. Die Begründungen, Behauptungen und Beschreibungen Schäubles sind dermassen realitätsfern, dass es schon wieder auffällig ist.

Zitat
Den Umstand, dass in gewissen Fällen die Verbrecherseite siegreich bleiben wird, als Argument zu nutzen, dass es die Verbrecherjagd gar nicht erst versuchen soll, Schritt zu halten, finde ich aber schon etwas seltsam.

Da hast Du mich falsch verstanden. Es geht nur um eine vernünftige Kosten (nicht finanzieller Art)/Nutzen-Analyse. Und da hapert es stark bzw. lässt den begründeten Verdacht eines anderen Zieles aufkommen.
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Re: Ich sehe was Du nicht siehst / Behörden-Trojaner
Antwort #194: September 09, 2007, 21:13:42
Nun, man muss immer die Kosten(nicht finanzieller Art) und den Nutzen abwägen. Wenn es tatsächlich nur gegen Terroristen/organisierte Kriminalität geht, dann werden die sich schnell angepasst haben. Die haben das Geld und somit die Mittel. Wenn also der Nutzen gering ist, warum so hohe Kosten (nicht finanzieller Art) in Kauf nehmen?
Ohne Zweifel geht da die Rüstungsspirale weiter. Terroristen und OK werden weiterhin versuchen, sich den Behörden zu entziehen. Tun sie das z.B. mit standardisierten Installationen, die sie für ihre Organisationen entwickeln, dann brauchen die Behörden nur Zugang zu einer solchen Standardinstallation um sie kennen zu lernen. Ein aufgrund dieser Kenntnisse entwickelter bzw. angepasster Trojaner liesse sich dann auf allen  so ausgestatteten Rechnern der betreffenden Organisation einsetzen.
Sicher, wie schon erwähnt, mag es einer Organisation mit grossem Aufwand möglich sein, die Nase vor den Behörden zu behalten und sich gegen Trojaner erfolgreich zu schützen. Davon auszugehen, dass jede Terrororganisation oder -zelle dazu in der Lage ist, halte ich aber für falsch. Und mit dieser Begründung Bereiche zu definieren, in welcher das Verbrechen keine Nachstellung durch die Behörden mehr befürchten muss, halte ich für sehr gefährlich.

Meine Güte. Ja, wenn das Vertrauen in den eigenen Staat und seine Organe so klein geworden ist, dass man ihm in bestimmten Bereichen per se nicht mehr erlauben will, die "Rüstungsspirale" mit dem Verbrechen mitzumachen, dann weiss ich auch nicht mehr weiter. Wenn es nicht mehr darum gehen darf, unter welchen Bedingungen was möglich ist, sondern wenn ganze Bereiche als generell tabu erklärt werden, dann wird es in meinen Augen tragisch. Dann macht mir Deutschland aber allmählich Angst.
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