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Re: Ohne Kommentar
Antwort #45: November 10, 2006, 18:08:44
Ich finde, das Thema ist doch nun wirklich zu ernst, um hier dumme und provozierende Kommentare abzugeben, oder?

Ich glaube, Du hast angefangen … :)
(nix für ungut)
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"Die Mutter der Dummen ist immer schwanger!" (Afghanisches Sprichwort)
Re: Ohne Kommentar
Antwort #46: November 10, 2006, 20:23:54
Ups, da ist ja ganz schön was draus geworden, seit ich mich auf die Fahrt nach Hause gemacht habe. Und es ist größtenteils sachlich geblieben, bei so einem Thema, alle Achtung.Ich wollte mit meinem Post eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass die Überwachung mit einem GPS-Sender nach verbüßter Haftstrafe bei ansonsten vollständiger Freiheit (man kann das Ding ja in der Öffentlichkeit so tragen, dass es nicht gleich jeder erkennt) doch eigentlich nicht so eine schlimme Strafe ist. Unter der Voraussetzung natürlich, das mit den daraus entstehenden Erkenntnissen und Daten entsprechend umgegangen wird. Natürlich möchte ich nicht zu den Leuten gehören, die Sexualstraftäter lieber gleich tot oder lebenslang weggesperrt sehen, aber meiner Meinung nach haben zwölfjährige Mädchen Anspruch auf Schutz vor solchen Leuten. Und natürlich ist nicht der eine, wie der andere, aber es sind doch auch nicht alles nur arme Kranke, die das gar nicht mit Absicht machen. Wer von denen in das Gefängnis gehört, wer in das Krankenhaus oder die Psychiatrie, dies zu entscheiden, ist die Aufgabe von Fachleuten (die sich auch mal irren können). All das ändert nichts daran, das zukünftige Opfer Anspruch auf Schutz haben, und so ein Sender wäre eine Möglichkeit, dazu beizutragen, wenn auch vielleicht nicht die beste oder effektivste. Hat ein Wiederholungstäter in Freiheit Recht auf Schutz seiner Privatsphäre?
Re: Ohne Kommentar
Antwort #47: November 10, 2006, 20:38:39
Hat ein Wiederholungstäter in Freiheit Recht auf Schutz seiner Privatsphäre?

Von mir aus: NEIN!
Re: Ohne Kommentar
Antwort #48: November 10, 2006, 20:50:38
aber meiner Meinung nach haben zwölfjährige Mädchen Anspruch auf Schutz vor solchen Leuten.

Was mir immer noch niemand beantworten konnte: was macht das zwölfjährige Mädchen so speziell? Grundsätzlich hat jeder Mensch einen Anspruch darauf, nicht Opfer eines Verbrechens zu werden. Gewärleisten lässt sich das nie zu 100%. Wieso aber sind die geforderten Strafen plötzlich drakonischer, weshalb sind Justizfehler plötzlich unverzeihlicher wenn es um Sexualdelikte geht? Weshalb fordern plötzlich ganze Nationen drakonische Strafen und schärfere Gesetze, wenn ab und zu mal wieder ein Irrer ein junges Mädchen vergewaltigt hat wohingegen in der selben Nation tagtäglich wohl tausende von Kindern von Ihren Eltern grün und blau geschlagen werden? Kaum verfolgt und kaum bestraft. Ist ein Sexualdelikt wirklich im gleichen Masse schlimmer als ein anderes Gewaltdelikt wie die öffentliche Hysterie es ist?
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)
Re: Ohne Kommentar
Antwort #49: November 10, 2006, 21:00:12
Was mir immer noch niemand beantworten konnte: was macht das zwölfjährige Mädchen so speziell?
Warum reagieren viele so extrem?

Macho-Gehabe vielleicht.

Oder aus Angst sie könnten auch zu solchen Triebtaten im Stande sein, glauben viele extreme Strafen zu fordern zu müssen. Quasi als "Vorneweg-Alibi".

Ich habe mir diese Frage auch schon einige Male gestellt und keine Antwort gefunden.

Ich kann jetzt noch nicht einmal alles schreiben was mir dazu einfällt, weil ich befürchte es hat hier Folgen für mich.
Re: Ohne Kommentar
Antwort #50: November 10, 2006, 22:24:43

Was mir immer noch niemand beantworten konnte: was macht das zwölfjährige Mädchen so speziell?

Nur um das klarzustellen: Für mich macht es keinen Unterschied, ob das zwölfjährige Mädchen 12 oder 22 Jahre alt ist! Ich habe sie nur der Aktualität wegen als Synonym gewählt
Re: Ohne Kommentar
Antwort #51: November 10, 2006, 22:28:01
Nur um das klarzustellen: Für mich macht es keinen Unterschied, ob das zwölfjährige Mädchen 12 oder 22 Jahre alt ist! Ich habe sie nur der Aktualität wegen als Synonym gewählt

So hatte ichs auch verstanden. Aber was macht das Sexualdelikt so speziell, dass daran in der Öffentlichkeit ganz andere, härtere Massstäbe angelegt werden, als an andere Delikte?
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Re: Ohne Kommentar
Antwort #52: November 10, 2006, 22:43:59
So hatte ichs auch verstanden. Aber was macht das Sexualdelikt so speziell, dass daran in der Öffentlichkeit ganz andere, härtere Massstäbe angelegt werden, als an andere Delikte?

Es polarisiert. Wenn du heute ein Sexualdelikt hast, springen die Medien drauf an. Wenn am Tag drauf aber einer mit dem Schwert rumläuft und Köpfe abhackt, dann ist das Sexualdelikt erstmal vergessen.
Zum einen sind es die Medien, die natürlich auf das schamloseste und brutalste Verbrechen anspringen, auf der anderen Seite ist die Sensationsgier der Konsumenten. Angebot und Nachfrage. Aber ein vergewaltigtes Kind ist ersteinmal schrecklich und bringt Quoten.

Vermutlich gab es früher nicht mehr und nicht weniger Vergewaltigungen als heute, nur heute werden diese ohne moralische Bedenken in jedem Sender und jeder Zeitung als Sensation gebracht.

Viel früher, als die Männer noch dachten sie würden die Welt beherrschen, da hatten die Frauen noch weniger zu lachen. Alles in allem dürfte die Entwicklung eher positiv zu sehen sein.

Ich will lieber nicht wissen, wie viele Kinder auf diesem Planeten rumlaufen und denken, es sei ganz normal, dass der Onkel oder der Papa am Abend mal kurz in das Zimmer kommt.

Warum das Sexualdelikt so speziell ist? Nun, es ist etwas mit Sex (mehr im Sinne von Trieb) und in erster Linie wird vieles in unserem Leben dadurch bestimmt.
Re: Ohne Kommentar
Antwort #53: November 10, 2006, 22:55:08
Warum das Sexualdelikt so speziell ist? Nun, es ist etwas mit Sex (mehr im Sinne von Trieb) und in erster Linie wird vieles in unserem Leben dadurch bestimmt.

Also weil sich die Leute einfacher mit einem Sexualtäter identifizieren können als mit anderen Tätern? Weil ihnen Sexualdelikte am nächsten liegen? Weil sie zutiefst fürchten, wenn sie auch zu einem Täter würden, dann am ehesten ein Sexualtäter? Und daher brauchen und fordern sie besonders drakonische Strafen (als Abschreckung für sich selbst)?

Oder war das jetzt eine falsche Zuspitzung Deiner Aussage?
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daveinitiv

Re: Ohne Kommentar
Antwort #54: November 10, 2006, 22:59:22
So, jetzt habe ich mich durch den Thread geackert und auf die Dinge, auf die ich antworten wollte auch meine Antwort geschrieben.

Vorweg möchte ich schicken, dass diese Sexualstraftaten auch immer publikumswirksam von den Medien "gepusht" und ausgeschlachtet werden. Weil der böse unmenschliche, dem Tier gleiche, Täter doch so ein gut zu treffendes Hassziel darstellt.

Obwohl der Anteil der Sexualdelinquenz an der Gesamtdelinquenz nach der Strafverfolgungsstatistik von 1997 nur etwa 0,8 % (bezogen auf die alten Bundesländer; nach Beier et al., 2001) beträgt und auch im Gegensatz zur Gesamtdelinquenz in den letzten 50 Jahren nicht nennenswert zugenommen hat, erfährt diese Richtung allein wegen der teilweise erheblichen Konsequenzen für die Opfer  und nicht zu letzt wegen der beträchtlichen öffentlichen Aufmerksamkeit zusätzliche Bedeutung, da alles von den Medien bis zum Erbrechen ausgeschlachtet wird.

Wir unterhalten uns hier über 0,8%, immer noch 0,8% zu viel, aber es gibt Bereiche im Strafrecht, denen nur geringe Beachtung geschenkt wird, obwohl sie von den Taten absolut präsent sind.

Ich denke weiterhin, dass das wirklich schlimme für die Opfer Sexualstraftaten, neben den Taten selbst natürlich, das Ausschlachten in der Öffentlichkeit ist. Denn die Scham und die Verletzung wird dann noch mal an das Licht der Öffentlichkeit gezerrt und von allen Seiten beleuchtet. Muss das sein?

Und zu den forensischen Gutachten sei gesagt, dass diese immer nur in 2-Jahresabständen gestellt werden können, dass es immer zwei Gutachten, respektive Gutachter, sein müssen, und dass solche Menschen, die in Sicherungsverwahrung sind, nur sehr selten entlassen werden. Die Gutachter tun sich sehr schwer damit ein positives Gutachten zu erstellen, und es ist eher so, dass man eine Entlassung negiert, als sie zu bejahen.
Aber wie in jedem System kann es nun mal Fehlentscheidungen geben, aber die sind so verschwindend gering (was nie und niemals den Einzelfall entschuldigen oder rechtfertigen kann und soll), dass man auch immer dagegen halten sollte, dass man denen, die sich wirklich gebessert haben, die wirklich geheilt sind eine Chance geben sollte.


im prinzip müsste man dann einen strafenkatalog erstellen. jedes vergehen wird nach diversen härtegraden eingestuft und danach bestraft. ich denke, das wird sehr schwierig.

Soweit ich das verstehe, sieht das deutsche Recht vor, dass Vergehen/Tatbeständer unterschiedlicher Härte auch unterschiedlich behandelt und bestraft werden.


In einem Zeitungskommentar habe ich gelesen, dass die Prozessunfähigkeit notwendig ist, um der Verteidigung keinen Vorwand zu liefern den Prozeß neu aufzurollen ( Verfahrensfehler). Und genau das meine ich. Hier wird doch das Recht für den Täter maßlos überzogen. Das fordert doch gerade dazu heraus mit den Gerichten den Mollie zu machen.

Und du kannst das beurteilen, ob der Angeklagte prozessfähig ist oder nicht? Aus der Entfernung? Bist du ein Gutachter?

Natürlich denke ich mir bei dem Dach-Typen auch kurz: Lasst ihn doch springen! Aber wäre das am Ende wirklich befriedigender als ein sauber zu Ende geführter Prozess mit angemessener Strafe? Ich glaube nicht.

Ich wollte mich ja eigentlich raushalten, aber bei dem Dachtypen kann ich es doch nicht.
Ob der schuldig ist oder nicht, ob er evtl nur falsch geparkt hat oder was auch immer, ist mir in dem Zusammenhang egal. Er ist freiwillig(!) von alleine auf das Dach gegangen. Als ich hörte, daß der unbewaffnet auf einem Flachdach steht, fragte ich mich wirklich, warum die den nicht einfach festnehmen. Ein paar Polizisten auf das Dach, Handschellen, fertig. Das ganze Zinnober ist doch nur was für die Presse und kostet jede Menge Geld. Er wird doch in keinem Recht beschnitten, wenn man ihn dort oben festnimmt und wieder zur Verhandlung führt. Und wenn er dann vom Dach springt, na und? Das ist doch sein eigener(!) freiwilliger Entschluß. Das meine ich jetzt nicht, weil es speziell um Vergewaltigung geht und er scheinbar gestanden hat, das würde ich bei einem Falschparker genauso sehen. Oder auch bei einem evtl. Unschuldigen.

Wenn er gesprungen wäre und nun tot wäre? So wie Fall Natascha, bei dem sich der Täter vor den Zug geschmissen hat. Ob das für das Opfer eine Genugtuung ist, ob das das Vertrauen in den Rechtsstaat stärkt? Also ich denke, ein fairer (für alle Seiten) Prozess ist wohl die beste Lösung, oder?


Das dem Täter, wenn der Anwalt nicht ganz auf den Kopf gefallen ist viel mehr Möglichkeiten offenstehen als dem Opfer.

Das ist nun mal das deutsche Rechtssystem. Jedem Angeklagten steht die bestmögliche Verteidigung zu. Dieses System zielt einfach darauf ab, dass das Strafsystem resozialisieren soll, und dass vermieden werden soll, dass der Angeklagte/Verurteilte eine zu hohe, eine unangemessene Strafe bekommt.

Zitat von: elafonisi
Um das nochmal klarzustellen: Ich bin nicht der Typ für das schwarz- weiss denken!!!
Ich sehe im Deutschen Recht sehrwohl positive Dinge. Aber es gibt aus negative. Diese auszublenden, würde bedeuten nicht über den Tellerand zu schauen.

Der Tellerrand, dass Menschen verurteilt werden, weil sie angeblich verfassungsfeindliche Symbole (durchgestrichene Hakenkreuze usw.) tragen, obwohl das Bundesamt für Verfassungsschutz schreibt:
4.7.1
Ablehnung der NS-Idiologie
Die Verwendung von unter §§ 86 und 86a StGB fallenden Kennzeichen ist dann nicht strafbar, wenn der unbefangene Betrachter in der Art der Darstellung eine Ablehnung der NS-Idiologie erkennen kann.


Oder dass ein Hans Söllner angeklagt wird, dass seine Geschäftsräume durchsucht werden und T-Shirts beschlagnahmt werden, ohne eine wirklich rechtliche Grundlage.

Da ist unser Rechtssystem weich?

Allerdings sieht es in vielen anderen Fällen ganz anders aus. Ich habe im Bekanntenkreis selbst erlebt, dass vor Gericht Opfer zu Tätern gemacht wurden. Das ist natürlich eine ganz andere Situation und eine andere Baustelle - gehört nicht hier hin. 

Ohne zu wissen, auf was du da genau anspielst, ist es doch wohl klar, dass es eine Unterscheidung zwischen dem Rechtssystem als Abstraktum und dem Rechtssystem in der Praxis gibt. Und wenn es Richter gibt, die sich fehlerhaft verhalten, oder auch fehlerhaft urteilen, kann man doch nicht sagen, dass Rechtssystem ist zu weich.

Aus meiner Erfahrung in solchen Fällen, die du hier ansprichst, kann ich nur sagen, dass die Leute, die vor Gericht vom angeblichen Opfer zum Täter wurde, es auch verdient hatten, denn sie waren mitnichten Opfer, sondern die Täter. Sie haben versucht über die Opferschiene rauszukommen, aber die Juristen haben es trotzdem gemerkt.

Aber das ist nur meine persönliche Erfahrung und Wahrnehmung.


OK, dann ändere das in "Ich als Alleinverdiener bin auf ein Auto angewiesen. Ich habe schon x Punkte in Flensburg. Jetzt will die Polizei bei einem erneuten Vergehen den Führerschein abnehmen.". Da bin ich auch in einer ziemlich schwierigen persönlichen Situation.

Ein Vergleich, der aber mal überhaupt nicht passt. Auch du bist für deine Punkte verantwortlich. Aber da jetzt mit einer persönlich schwierigen Situation zu kommen, ich finde es schon anmaßend, jemand, wie der Sexualstraftäter ist psychisch gestört, oder willst du mir jetzt sagen, dass du auch psychisch gestört bist, weil du Punkte in Flensburg sammelst?

Zitat von: MacFlieger

Wenn man ihn festgenommen hätte (egal ob er dann gesprungen wäre oder nicht), wären die Ausgaben erheblich geringer gewesen. Und jede unnötige Ausgabe ist schädlich. Klar hätte kein Hartz-IV-Empfänger etwas davon, wenn er nicht gesprungen wäre und festgenommen wäre. War nur ein Vergleich, wieviel Geld für jemanden, der unsere Polizei foppen will, ausgegeben wird.

Menschenleben werden jetzt in Geldbeträgen gemessen? Und das Leben eines Straftäters ist weniger wert? Ach?
Für das Geld, mit dem jeder einzelne Landwirt pro Jahr subventioniert wird, kann man zwei Landwirte ein Jahr lang inhaftieren. Auch eine Möglichkeit.

Was mir immer noch niemand beantworten konnte: was macht das zwölfjährige Mädchen so speziell? Grundsätzlich hat jeder Mensch einen Anspruch darauf, nicht Opfer eines Verbrechens zu werden. […]

Ich denke, wir sehen es ähnlich. Natürlich sind Kinder speziell schützenswürdig, da sie noch in ihrer Entwicklung sind, aber eine Straftat ist und bleibt eine Straftat.
Und da sage ich einfach, dass ein GSP-Sender einen Straftäter nicht abhalten wird, entweder er wird rückfällig oder nicht, GSP spielt da so eine untergeordnete Rolle. Einem mehrfachen Straftäter (der psychisch krank ist) wird es nicht einleuchten, warum er sich schädigend verhalten sollte, es gibt nun mal Menschen, so traurig es auch ist, deren Moral- und Ethikverständnis ist dermaßen abnorm, dass sie dort keine Schranken für ihr Handeln haben, sie wissen nur, dass bestimmte Dinge bestraft werden, aber es ist ein "abstraktes Wissen", es ist für sie nicht nachvollziehbar, warum es eigentlich falsch ist. Und genau das ist die Problematik, die mit der Erkenntnis gekommen ist.

Eine (rechstphilosophische) Frage, die sich stellt: Darf ein ein nachweislich stark psychisch Kranker überhaupt für seine Tat bestraft werden? Bestraft werden? Dass er in eine sichere Behandlung gehört, bei der er Andere nicht mehr schädigen kann, ist unbestritten.
« Letzte Änderung: November 10, 2006, 23:09:18 von daveinitiv »
Re: Ohne Kommentar
Antwort #55: November 10, 2006, 23:08:16
@warlord: Hm, nein, nicht direkt. Ich denke, doch, es ist so. Fränk hatte das auch schon angerissen.

Manchmal denke ich, die am lautesten nach Tod und Verderben für moralisch verwerfliche Taten schreien, sind selber nur einen kleinen Schritt davon entfernt. Vielleicht sind das die, die zu Hause die Frau schlagen, oder die Kinder, die schreien in der Welt nach drakonischen Strafen.

Aber es ist dann doch noch ein Unterschied zwischen denen, die Betroffen sind und Vergeltung verlangen und denen, die sich nur an die Spitze einer Welle der Empörung stellen.

So ungefähr. Es ist ein schwieriges Thema und noch schwieriger schriftlich verständlich zu machen.
Re: Ohne Kommentar
Antwort #56: November 10, 2006, 23:12:27
nchmal denke ich, die am lautesten nach Tod und Verderben für moralisch verwerfliche Taten schreien, sind selber nur einen kleinen Schritt davon entfernt. Vielleicht sind das die, die zu Hause die Frau schlagen, oder die Kinder, die schreien in der Welt nach drakonischen Strafen.
Ziemlich genau diese Vermutung habe ich gerade erst kürzlich auch schon wo geäussert. Ist durchaus möglich.

Zitat
Es ist ein schwieriges Thema und noch schwieriger schriftlich verständlich zu machen.
Ja sehr. Ein Gelände voller Tretminen. Leider.
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Patrick

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Re: Ohne Kommentar
Antwort #57: November 10, 2006, 23:20:25
Oha, schöne Diskussion um ein sehr heikles Thema...

Zum einen denke ich, daß man zwischen Padophilen und "normalen" Triebtätern unterscheiden muß, auch aufgrund der unterschiedlichen Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit. Nur: was vor nicht allzulanger Zeit mit 12 Jahren noch wirklich Kind war, ist heutzutage schon eine junge Frau (zumindest biologisch). Meine Frau ist Kinderkrankenschwester und kennt daher genügend Fälle von 10-12 jährigen Müttern.

Das macht natürlich die Tat an sich nicht besser oder schlechter, aber wie der Name schon sagt, werden die Täter oftmals krankhaft von ihren Trieben geleitet, manche begehen diese Taten aber rein aus Menschenverachtung heraus. Die Entscheidung, in welche Gruppe ein Täter fällt, obligt dem Gericht und bis zur Verurteilung gilt seit jeher die Unschuldsvermutung, selbst wenn es ein Geständnis geben sollte. Können wir Aussenstehende denn beurteilen, unter welchen Voraussetzungen das Geständnis entstanden ist? Wohl kaum, deswegen finde ich diese Vorverurteilungen so fürchertlich. Ich weiß, welchen Schaden so etwas anrichten kann, wenn sich die Verdächtigungen schliesslich doch als haltlos erweisen.

Trotzdem halte ich die Art und Weise, wie hier in Deutschland mit verurteilten Sexualstraftätern umgegangen wird, teilweise für zu lasch. Ein verhaltensgestörter Triebtäter ist in meinen Augen nicht therapierbar, da müssen andere Maßnahmen getroffen werden als beim Hells Angels Rocker, den man beim Gang Bang erwischt hat (um mal ein Klischee aus der Tasche zu ziehen).

Insofern finde ich den dänischen Ansatz nicht uninteressant (bitte nicht nur die Überschrift lesen). Allerdings, da muß ich mich dem Schlußsatz des Artikels anschliessen, hat eine solche Methode bei uns schon einen gewissen Beigeschmack. Wenn es so etwas geben sollte, dann darf diese Methode nicht leichtfertig eingesetzt werden, schliesslich wird hier künstlich einer unserer grundlegensten Triebe einfach ausgeschaltet und stellt einen massiven Eingriff in die Persönlichkeit eines Menschen dar.

Auf jeden Fall bin ich gegen solche Methoden wie die Veröffentlichung der Adressen von Straftätern oder sonstige sichtbare Kennzeichnung. Das hatten wir vor 70 Jahren schon mal, zumindest daraus müssten wir doch was gelernt haben...
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Dr. Jones: Well I can assure you, Detective Britten, that this is not a dream. What?
Michael: That's exactly what the other shrink said. (Awake 1x01)
Re: Ohne Kommentar
Antwort #58: November 10, 2006, 23:39:24
Zum Thema chemische Kastration ganz interessant finde ich vor 10 Jahren gemachte Ausführungen des Schweizer Bundesrates (Exekutive) auf eine entsprechende Anfrage der kleinen Kammer des Parlaments:

http://www.parlament.ch/poly/Suchen_amtl_Bulletin/ce96/hiver/695.HTM
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Patrick

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Re: Ohne Kommentar
Antwort #59: November 11, 2006, 00:31:31
Die Ausführungen, insbesondere die Schlüsse sind sehr interessant, leider spiegeln sie den Stand der Medizin von vor 10 Jahren wider. Interessant wären Studien aus aktuellerer Zeit.

Sollte so etwas zum Einsatz kommen, dann muß schon die Wirksamkeit gewährleistet sein und auch, daß diese Maßnahme nicht unterlaufen werden kann (klar, 100%ig geht nicht, einen gewissen Unsicherheitsfaktor gibt es immer) und es muß natürlich klar sein, daß die Verhaltensstörung triebbedingt und nicht etwa (wie in den Ausführungen des Bundesrats angemerkt) sadistischen Ursprungs ist.

Bliebe noch die Kryokammer...
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Dr. Jones: Well I can assure you, Detective Britten, that this is not a dream. What?
Michael: That's exactly what the other shrink said. (Awake 1x01)