BENQ - geil!

[Terrania]

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,442653,00.html

Da gehöre ich auch dazu. Ich wollte den iPod-Bildschirm von BENQ kaufen. nach der Meldung über die Insolvenz habe ich ihn bei meinem Händler abbestellt. BENQ ist bei mir wie SIEMENS und AEG auf dem Index.

[Florian]

Tja, aber welche AEG? Gibt so viele und die gehören auch noch verschiedenen Konzernen. Wahrscheinlich meinst Du die Haushaltsgeräte? Kann ich verstehen.

Von BenQ werde ich auch nichts mehr kaufen. Vorher aber auch nicht.
Ist denen wohl ziemlich egal, aber mehr Macht hat man ja nicht. BenQ/Siemens-Mobile müsste man dagegen jetzt unterstützen, wenn ich noch durchblicke.

[Terrania]

Ich habe vorher keine SIEMENS-Handys gekauft (weil sie Schrott waren) und werde es auch jetzt nicht tun. Wen ich treffen möchte ist allein BENQ und da scheine ich nicht der Einzige zu sein. AEG: Natürlich die Haushaltgeräte inkl. ELECTROLUX. Bei Siemens selbst bin ich überzeugt davon, dass sich dieses Unternehmen unterm Strich selbst am meisten schadet. (Das ist schade - aber ich glaube, Leute wie Klausi Kleingeist müssen in der Öffentlichkeit öfter demaskiert werden. Was hätte dieser sogenannte Manger wohl mit Siemens Health gemacht, als es  noch rote Zahlen schrieb? Richtig! Zugemacht oder an GE verkauft. Genau das, was er mit mobile gemacht hat. Wer sitzt noch im Board? Richtig. Ackermann, dieser Soziopath.)
Das wir uns richtig verstehen: Ich gönne sowohl einem Ackermann, als auch Kleingeist Saläre, die sagen wir 5x so hoch sind, wie sie derzeit sind, wenn sie ihren sozialen Verpflichtungen als Manager eines deutschen Unternehmens nachkommen. Dazu gehört eben erfolgreiche Produktion von erfolgreichen Produkten und eine erfolgreiche Beschäftigungspolitik. Das es geht, stellt unter anderem Wedekin von PORSCHE eindrucksvoll unter Beweis. Zeit dass mein nächstes Auto ein Porsche wird.

[Thyrfing]

Ich glaube, BENQ war erst der Anfang von etwas, was in anderen Ländern schon lange Mode ist. Sollte unsere Regierung tatenlos zusehen, oder gar unterstützend eingreifen (Aktien temporär kaufen um scheinbar den Arbeitern zu helfen), wird es kein Halten mehr geben. Die Industrie ist und wird immer gieriger.

Ich schaue mal in die Zukunft (ohne Haselmaus): In den nächsten Monaten wird ähnliches in der Stahlindustrie passieren. Dabei werden Namen wie GE-Wind, VESTAS und Siemens vorkommen. Wahrscheinlich noch ein paar andere Kandidaten wie Thyssen-Krupp und dergleichen.

[MacFlieger]

Das Hauptproblem ist doch, daß an der Spitze dieser Aiktien-Unternehmen keine Unternehmer sitzen sondern Manager.
Sie haben das Ziel, jeweils möglichst gute Quartalszahlen zu erreichen, und das funktioniert ja dann auch.
Ein Unternehmer ist an dem langfristigen Erfolg und Bestand des Unternehmes interessiert, was oft genau entgegengesetzte Entscheidungen erfordert.

[Terrania]

Manager: Du hast recht, sie wollen gute Quartalszahlen präsentieren. Allein: Wenn was schief geht, was passiert dann? Man wird "freigestellt" mit Millionenabfindung. Dann geht man ein paar Monate auf Tauchstation und erscheint dann strahlend als manager im nächsten Unternehmen. Wenn das nicht eigentlich kriminell ist, weiß ich auch nicht mehr.

[fränk]

Ich bin mir sicher, das ganze System, was unsere Großunternehmen (und immer mehr auch die kleinen) im Moment leitet, Manager mit Kurzverträgen, Unternehmensberater und Wochenendzwangsaufenthalte im Überlebens- und Kletterparks, wird in 10 Jahren mit großem Kopfschütteln kommentiert werden.
"Wie konnten wir alle so blind und dämlich sein?" wird man dann sagen.

Leider sind bis dahin viel zu viele Arbeitnehmer und Unternehmen "über den Jordan" gegangen.

[MacFlieger]

Manager: Du hast recht, sie wollen gute Quartalszahlen präsentieren. Allein: Wenn was schief geht, was passiert dann? Man wird "freigestellt" mit Millionenabfindung.

Du verstehst das falsch.
Die wollen nicht auf lange Sicht oder dauerhaft gute Zahlen bringen. Deren Ziel ist immer nur das gerade laufende Quartal. Dessen Zahlen kann man hervorragend hochtreiben (Leute einsparen, Unternehmenskapital (Knowhow, Maschinen, Immobilien etc.) verscheuern usw.), allerdings ist das völliges Gift für spätere Quartale. Aber das ist denen egal. Wichtig ist denen nur jetzt. Ein Manger ist "erfolgreich", wenn dieses Quartal die Zahlen gut sind. Wenn das Unternehmen auf Dauer oder im nächsten Quartal schon darunter leidet, egal. Dafür sind sie Manager. Sie sind keine Unternehmer.

[warlord]

wird in 10 Jahren mit großem Kopfschütteln kommentiert werden.

Das glaub ich eher nicht. Es ist doch schon immer so gewesen, dass die Moden bei der Unternehmensführung ständig und mitunter um 180 Grad gedreht haben. Da wurde aber noch nie erwähnt, was wir vor 15 Jahren gemacht haben, war Quatsch. Man geht einfach in die neue Richtung. Wär ja auch irgendwie peinlich. Schliesslich hatte man ja schon vor 15 Jahren den eingeschlagenen Weg als den allein seelig machenden gepriesen, so wie man heute den eingeschlagenen Weg als allein seelig machend preist.

Und das ist übrigens nicht nur in der Privatwirtschaft so. Im öffentlichen Dienst gibts genau das selbe. Mitunter gar noch frustrierender. Die Moden werden da immer der Privatwirtschaft hinterher hinkend zeitverzögert eingeführt. Als Arbeitnehmer kriegt man dann von den Bossen Methoden als allein seelig machend präsentiert, von der die Bosse in der Privatwirtschaft mitunter schon wieder gemerkt haben, dass sie doch auch nicht so allein seelig machend sind. Manchmal wünscht man sich, man wär naiver und würde das alles gar nicht mitkriegen. 

[fränk]

Im Moment ist aber eine Sache neu.

Die Verantwortung, die Macht in den Betrieben wird so stark wie nie zuvor in die Hände von unternehmensfremden gelegt.
Die Manager mit Zwei- oder Dreijahres-Vertrag sind für mich genauso "Fremde" wie externe Unternehmensberater.

Die verbliebenen Arbeitnehmer, die den Betrieb womöglich mit aufgebaut haben, die die sich wirklich reinhängen, bekommen seit viel zu langer Zeit vermittelt, daß die Führung nix von ihnen hält, ihnen nix zutraut.
Die Folge ist eine breite Motivationskrise.
Die Leute, die die Gewinne tatsächlich erarbeiten, müssen sich immer weiter hinten anstellen, werden immer weniger wahrgenommen.
Sie werden entlassen und entmachtet, ganz so wie es das Quartalsende verlangt.

Ich habe das Gefühl, im Moment verscherbeln die Unternehmen ihre Kronjuwelen. Das können Immobilien, Patentente oder Arbeitnehmer sein.
Ich halte diesen Weg für fatal und für 'was anderes als die Fehler der letzten 15 Jahre.

Diese Fehler konnten zum Teil korrigiert werden, die aktuellen Fehler haben endgültigen Charakter.

[Jochen]

Mal so nebenbei bemerkt.

Es gibt mehr Schulden auf der Welt als Guthaben.

Derjenige der ein Vermögen hat bekommt Zinsen.

Aber nur deshalb, weil es jemand gibt, der Schulden hat, die er mit höheren Zinsen zurückzahlen muss.

Ergo ist das ganze Wirtschaftssystem eh nur ein Geschäft mit der Zukunft, welches aber langfristig nicht aufgehen kann.

Jochen

[MacFlieger]

Die Verantwortung, die Macht in den Betrieben wird so stark wie nie zuvor in die Hände von unternehmensfremden gelegt.
Die Manager mit Zwei- oder Dreijahres-Vertrag sind für mich genauso "Fremde" wie externe Unternehmensberater.

siehe BenQ. Das Managment von BenQ Mobile, also dem eigentlichen Unternehmen hat u.a. als einen Gesellschafter eine andere GmbH, nämlich BenQ Managment GmbH, die gerade mal mit dem gesetzlichen Mindestanteil von 25000Euro bei BenQ mobile drinsitzen. (Hoffentlich habe ich jetzt die Namen richtig genannt).
D.h. die Manager haben einfach eine andere Gesellschaft gegründet und leiten über diese zweite Gesellschaft die Geschicke des eigentlichen Unternehmens. So können sie das Risiko für das Vermögen, das dem Managment zur Verfügung steht oder vom eigentlichen Unternehmen abgeschöpft wurde, auf läppische 25000 Euro drücken. Mag alles legal sein, aber es riecht doch stark nach, "Wir gliedern uns mal aus, dann können wir den Rest gegen die Wand fahren und noch kurzfristig gute Zahlen machen"

Ich habe das Gefühl, im Moment verscherbeln die Unternehmen ihre Kronjuwelen. Das können Immobilien, Patentente oder Arbeitnehmer sein.
Ich halte diesen Weg für fatal und für 'was anderes als die Fehler der letzten 15 Jahre.

Habe ich ja auch schon geschrieben. So kann man super die Quartalszahlen aufpeppen und sich als Manager feiern lassen. Das Unternehmen muß es dann ausbaden.

[elafonisi]

Es ist ja jetzt schick, Arbeitnehmer mit dem Hinweis auf niedrige Lohnkosten z.B. in Polen "freizustellen". Das poliert den Aktienkurs. In ein paar Jahren macht man dann in Polen genau das gleiche mit dem Hinweis auf niedrige Lohnkosten in der Mongolei. Irgenwann landet man dann in Afrikanischen Busch mit seinen Werken. Und dann? Kaufen die Freigestellten mit Hartz IV Mitteln ihren neuen Mercedes, ihr neues Handy?

Mir graust vor solchen "Managern". Solange solche Typen am Werk sind, läuft auch jede Bildungsoffensive ins Leere, weil, wenn die Leute bestens ausgebildet sind, sind die Arbeitsplätze längst über alle Berge.

Ein großes Problem in Deutschland ist die fehlende Unternehmenskultur. 80% aller Arbeitsplätze finden sich in Klein- und Mittelbetrieben. Die aber, werden von der Politik auf der einen Seite und von den Grossunternehmen aus der anderen Seite zerrieben. Kein Wunder also, dass wir viel zu wenig Leute haben, welche Unternehmer werden wollen oder die die Selbstständigkeit ihres Unternehmens als Ziel haben.

Schade eigentlich, Potential für besseres ist reichlich vorhanden.

[warlord]

Muss nun im Fall Benq Mobile doch noch entgegen dem allgemeinen Geheul etwas relativierend einwerfen, dass das Unternehmen ja schon zu Siemens Zeiten nicht mehr wirklich rentabel war. Es dürfte wohl nicht ganz einfach sein, in diesem Markt gegen Nokia, Sony/Ericsson, Samsung etc. vom mit sehr hohen Arbeitskosten belasteten Deutschland aus zu bestehen. Ich würde die Schuld jedenfalls nicht einzig und alleine bei den Benq Mobile Managern suchen.

[fränk]

Ich würde die Schuld jedenfalls nicht einzig und alleine bei den Benq Mobile Managern suchen.

Die Allein-Schuld vielleicht nicht.

Aber eine Dreistigkeit ohne Ende.
Ich gehe fest davon aus, daß bei der Übernahme von Siemens-Mobile durch BENQ, schon die Option der Insolvenz eingeplant war.
Vielleicht sogar darauf hingearbeitet wurde.

Außerdem ist BENQ von niemanden gezwungen worden bei Siemens einzusteigen.

Und bei den (Nicht-)Auftritten vom Siemenschef wachsen Aggressionen in mir.
Ich würde dann unheimlich gern körperliche Gewalt anwenden.
Da diese Art von Leuten mit vernünftigen Wort nicht zu erreichen sind, muss man halt die Form der "Ansprache" in eine für sie verständliche Form ändern.
Schmerz kann da sehr viel zum besseren Verstehen beitragen.