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Re: jetzt wirds allerdings grob.
Antwort #45: August 08, 2006, 16:50:35
Das war ironisch, von mir aus auch zynisch, gemeint ;D
Ach, dann muß ich den gelben Knubbel wohl übersehen haben  ;)

Ja, hast du... ::)  8)
Re: jetzt wirds allerdings grob.
Antwort #46: August 08, 2006, 16:58:58
Deine Aussage:"So hat's das letzte Mal für fast 2 Jahre funktioniert.", zeigt, dass du nie mit dem Rauchen aufgehört hast.
Doch, eigentlich schon. Aber ich hab dann wieder angefangen, um jemanden zu bestrafen (nein, das kann ich jetzt wirklich nicht erklären).

Und ich nehme mir natürlich etwas weg, wenn ich aufhöre zu rauchen. Nämlich die Illusion, daß ich die Zigarette wirklich brauche. Obwohl ich natürlich genau weiß, daß das nicht stimmt.

Es ist eher mit dem Verlust von Geld, oder Essen zu vergleichen. Etwas von Wert. Oder auch der Verlust von Kompetenz. Ein Kind, dem man die Bauklötze wegnimmt, trifft es meiner Meinung schon ganz gut, obwohl ich weiß, dass ich dafür gleich wieder Prügel beziehen werde. Die Illusion nimmt man als Süchtiger nicht als solche wahr.

Du musst zugeben, der Rest deiner hier nicht zitierten Erklärung(sversuche), erscheint im ersten Augenblick recht windig. Ich kann das aber akzeptieren, es geht hier ja nicht darum, jemanden überzeugen zu wollen, das kann niemand, ausser der Betroffene selber.

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: jetzt wirds allerdings grob.
Antwort #47: August 08, 2006, 17:07:16
Das Thema bewegt ja anscheinend sehr.
Bitte trotzdem ruhig bleiben und nicht allgemeine Aussagen persönlich nehmen. Auch Cassius hat ja gleich geschrieben, daß er das nicht auf alle Raucher gemünzt wissen will.


Ich bin da irgendwo in der Mitte. Auf der Uni habe ich viel geraucht, weil man da ja ständig rumhängt und auf irgendetwas wartet. Süchtig war ich aber nie, weil ich aufhören und anfangen kann, wie ich will (stimmt wirklich, keine Autosuggestion, hab's wissenschaftlich eruiert :)). Aber da bin ich Ausnahme.

Gut verstehen kann ich allerdings schon die Unlust der Leute, in eine zugerauchte Kneipe zu gehen. Andererseits gibt es wirklich nichts nervenderes als meckernde Nichtraucher, es ist nämlich sehr wohl eine Freiheitseinschränkung, wenn ich in meinen Ritualen unterbrochen werde und - Nichtraucher, wundert Euch nicht - na klar schaltet jeder Abhängige, noch mehr als in anderen Situationen, auf stur, wenn man ihn offen wegen seiner Abhängigkeit bzw. deren Befriedigung kritisiert.

Ich bin da nur mit warlord einer Meinung. Warum muss das in - in privaten Gaststätten! - wieder einmal der Staat regeln? Das ist nun wirklich ein klassischer Fall von Angebot und Nachfrage. Es gibt auch durchaus Lokale, in denen wenig geraucht wird und die Zonen getrennt sind, oder die Belüftung so verstärkt wurde, daß es wirklich tolerabel ist. Aber klar, gerade Kneipen eher nicht.
Generell besteht aber doch durchaus ein Trend Richtung Nichtraucherschutz, ganz ohne Gesetze. Weil die Wirte doch spüren, daß ein bestimmtes Klientel weg bleibt, wenn es zu schlimm ist. Und seien wir mal ehrlich: Starkes Rauchen ist - statistisch gesehen! - ein Phänomen, daß v.a. in sozialen Milieus vorkommt, deren Angehörige nicht den großen Umsatz bringen.
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Beitrag frei Haus geliefert. Frisch von der Apfelinsel.
Re: jetzt wirds allerdings grob.
Antwort #48: August 08, 2006, 17:13:49
Ich bin zwar überzeugter Nichtraucher und dazu noch Vegetarier (also die volle Packung ;)) aber kein Baumschmuser und mir ist es egal ob und wie viel und wann jemand raucht solange sie nicht andere dadurch belästigt (oder solange ich diese Person nicht küssen muss ;)

Aber dennoch gebe ich Thyrfing vollkommen Recht, viele Raucher leben in einer selbst erfunden Welt. Als mein Vater nach über 30 Jahren Rauchen schwer erkrankte, gab er nicht etwa sich oder den Zigaretten schuld, sondern lediglich den „unfähigen“ Ärzten die nun nicht mehr in der Lage wahren seine Schmerzen zu lindern und somit Leben zu verbessern.

Aber weg vom Rauchen hin zum Verbot. Hier finde ich dass gerade solche vermeintlich kleinen Einschnitte in private Entscheidungen, Tür und Tor für größere schaffen und deshalb abzulehnen sind. Und vor allem wo soll das enden. „Entschuldigen Sie, würde sie bitte diesen Bereich des Restaurants verlassen, der Duft  ihres Nicht-Entkoffeinierten-Kaffees stört die anderen Gäste“

Mann sollte bei all dem Trubel aber nicht vergessen, dass gerade das Sommerloch gefüllt werden will, und da passt Raucher –Bashing halt bestens.
Re: jetzt wirds allerdings grob.
Antwort #49: August 08, 2006, 17:20:21
Und seien wir mal ehrlich: Starkes Rauchen ist - statistisch gesehen! - ein Phänomen, daß v.a. in sozialen Milieus vorkommt, deren Angehörige nicht den großen Umsatz bringen.

Kannst du mir diese Aussage mal näher erläutern? Heißt das jetzt, dass das Rauchen in den verschiedenen Gesellschaftsschichten unterschieden werden muss? Also, Kettenraucher kannst du überall finden. Das ist, soweit ich das weiß, nicht von der Gesellschaftsschicht abhängig.
Was heißt das in dem Zusammenhang "Statistisch gesehen"?

Relativiert dein Satzanfang "Seien wir mal ehrlich" alle hier getroffenen Aussagen, oder soll er sie Lügen strafen?
Re: jetzt wirds allerdings grob.
Antwort #50: August 08, 2006, 17:26:47

Aber weg vom Rauchen hin zum Verbot. Hier finde ich dass gerade solche vermeintlich kleinen Einschnitte in private Entscheidungen, Tür und Tor für größere schaffen und deshalb abzulehnen sind. Und vor allem wo soll das enden. „Entschuldigen Sie, würde sie bitte diesen Bereich des Restaurants verlassen, der Duft  ihres Nicht-Entkoffeinierten-Kaffees stört die anderen Gäste“
Ich bin da eigentlich auch uneins mit mir, was diese Verbote angeht. Allerdings stelle ich mir dann auch noch die Frage, ob ich sitzenbleibe würde, wenn jemand in meiner unmittelbaren Umgebung mit Lösungsmitteln hantiert (z.B. der Maler, der die hintere Wand einer Kneipe tüncht.). Die riechen auch unangenehm und sind nachweislich stark gesundheitsschädlich, wenn ich sie einatme.
Wo ist da jetzt der Unterschied zum Qualm einer Zigarette? Sie stinken und sind gesundheitsgefährdend.

Es wird in der Regel nicht passieren, das der Wirt seine Kneipe während der Öffnungszeiten anpinselt, weil er weiß, dass die Kundschaft das nicht akzeptieren wird (ausser die Harten, aber die kommen auch in den Garten). Und nun? Zwickmühle, wenn ein Teil der Kundschaft den Qualm nicht mehr akzeptiert.

Vielleicht regelt das der Markt selber. Es wird künftig wahrscheinlich mit rauchfreien Kneipen und Bistros geworben werden. Wenn die Nachfrage stimmt...

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: jetzt wirds allerdings grob.
Antwort #51: August 08, 2006, 17:46:06
Kannst du mir diese Aussage mal näher erläutern? Heißt das jetzt, dass das Rauchen in den verschiedenen Gesellschaftsschichten unterschieden werden muss? Also, Kettenraucher kannst du überall finden. Das ist, soweit ich das weiß, nicht von der Gesellschaftsschicht abhängig.
Was heißt das in dem Zusammenhang "Statistisch gesehen"?

Natürlich kannst Du Kettenraucher in allen Gesellschaftsschichten finden. Dem widerspricht ja niemand, die Statistik schon gar nicht. Es gibt aber sehr wohl einen Zusammenhang zwischen Bildung und Rauchverhalten, und einen zwischen Bildung und Einkommen und einen zwischen Einkommen und Rauchverhalten.  Diese Schere hat sich in den letzten Jahrzehnten ja deutlich aufgetan.
Statistisch gesehen heißt eben genau das. Nicht dem Einzelfall angemessen, aber en gros eben Tatsache, auch wenn die persönliche Erfahrung abweicht.

Zum Einstieg, nicht mehr ganz aktuell:
http://www.tabakkontrolle.de/pdf/Factsheet_Rauchen_und_soziale_Ungleichheit.pdf
http://www.innovations-report.de/html/berichte/studien/bericht-29400.html

Zitat
Relativiert dein Satzanfang "Seien wir mal ehrlich" alle hier getroffenen Aussagen, oder soll er sie Lügen strafen?

Das sollte ausdrücken, daß das eigentlich eine bekannte Tatsache ist, die aber ungern ausgesprochen wird, weil man damit leicht in Verdacht kommt, man wolle stigmatisieren oder ausgrenzen.
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Patrick

  • 4 - 8 - 15 - 16 - 23 - 42
Re: jetzt wirds allerdings grob.
Antwort #52: August 08, 2006, 17:48:45
Vielleicht regelt das der Markt selber. Es wird künftig wahrscheinlich mit rauchfreien Kneipen und Bistros geworben werden. Wenn die Nachfrage stimmt...
Das Dumme ist, daß die Raucher dann in die Kneipen gehen werden, in denen sie noch rauchen dürfen, auch wenn's ihnen dort nicht gefällt, aber man kann da ja eine quarzen. Wozu auch verzichten? Dann sieht man halt die nichtrauchenden Kumpels etwas seltener. Somit haben dann die Nichtraucherkneipen auf der einen Seite eine Abwanderung von Kunden genauso wie eine Zuwanderung (vermutlich). Aber freiwillig wird kein Kneipier dieses Risiko auf sich nehmen. Aber bei einem generellen Verbot wäre die Situation für alle gleich. Damit bleiben die Raucher dann ganz weg oder alles bleibt so, wie gehabt.

Ach ja, wo mir dann absolut die Hutschnur brennt: Bekannte von mir schleppen regelmäßig ihre Kinder (3/4 und 3) mit in ihre Stammkneipe, wo natürlich auch geraucht wird. Die Deppen ignorieren einfach, was sie da ihren Kindern antun. Bei sowas könnte ich ausrasten...
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Dr. Jones: Well I can assure you, Detective Britten, that this is not a dream. What?
Michael: That's exactly what the other shrink said. (Awake 1x01)

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: jetzt wirds allerdings grob.
Antwort #53: August 08, 2006, 18:03:44
Ach ja, wo mir dann absolut die Hutschnur brennt: Bekannte von mir schleppen regelmäßig ihre Kinder (3/4 und 3) mit in ihre Stammkneipe, wo natürlich auch geraucht wird. Die Deppen ignorieren einfach, was sie da ihren Kindern antun. Bei sowas könnte ich ausrasten...


Nicht das ich das jetzt abtun will, aber das Problem hier sehe ich eher in der Sozialisierungsproblematik, d.h. die Kinder sehen es wird geraucht, wenn's lustig wird.
Das Passivrauchen nicht gesund sein kann, erklärt anscheinend die Logik an sich, aber wie stark der Effekt wirklich ist, ist ja praktisch nicht messbar. Persönlich würde ich meine Kinder (wenn ich welche hätte) generell erstmal nicht in Kneipen mitnehmen, auch wegen dem Alkohol. Aber für eine Sünde halte ich es nicht, dazu ist die Faktenlage doch eher dünn und v.a. nicht auf jeden Einzelfall übertragbar.
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Beitrag frei Haus geliefert. Frisch von der Apfelinsel.
Re: jetzt wirds allerdings grob.
Antwort #54: August 08, 2006, 18:05:21
Ach ja, wo mir dann absolut die Hutschnur brennt: Bekannte von mir schleppen regelmäßig ihre Kinder (3/4 und 3) mit in ihre Stammkneipe, wo natürlich auch geraucht wird. Die Deppen ignorieren einfach, was sie da ihren Kindern antun. Bei sowas könnte ich ausrasten...

Ich wollte in dem Zusammenhang schon die Hundehalter erwähnen.
Aber diese Art von "Kinderhalter" sind doch eine Spur heftiger drauf!

Anekdote am Rande:
Gestern stehe ich beim örtlichen italienischen Eisdealer um mir und meiner Perle zwei Betthupferl zu holen.
Neben steht ein ca. 40jähriger der sich zwei riesige Obstbecher abholt. Ich sag zu ihm: "Mächtig die Teile!"
Er antwortet mit kratziger Stimme: "Das Obst lässt mich glauben es sei gesund."
Ich: "Na ja, was schmeckt ist halt nicht wirklich gesund."
Er: "Ist doch egal woran wir kaputt gehen. Ich habe acht Jahre nicht geraucht, dann Kehlkopfkrebs bekommen. Nun bin ich geheilt, rauche wieder und fühle mich gut!"

Ich habe keine Ahnung ob er wirklich raucht weil er es will oder eher weil er es nicht lassen kann.
Re: jetzt wirds allerdings grob.
Antwort #55: August 08, 2006, 21:26:59
Also, ich will ja wirklich nicht drauf rumreiten, aber ich habe mir den Thread gerade noch einmal durchgelesen. Ich muss nochmal zu dem Genuss-Argument etwas loswerden:

Eine Zigarette die mit scheinbarem Genuss geraucht wird, ist die Zigarette, die man gar nicht schmeckt. Der Genuss kommt, wieder mal, nicht von dem Glimmstengel, sondern von der Atmosphäre. Was fehlt, ist die Vorstellung, diese Atmosphäre auch ohne Zigarette hinzubekommen.

Zur Freiheit: Es gehört meiner Meinung nach nicht zu der Freiheit eines Rauchers, meine Gesundheit ohne nachzufragen zu gefährden. Zigarettenqualm, egal in welcher Form in den Körper gebracht, ist nachweislich schädlich. Damit wird mir meine Freiheit eingeschränkt. Aufgezwungen von einem der meint, er könne seine einfach ruinieren.

Warum der Staat keine wirklichen Maßnahmen ergreift?
Kann er doch nicht. Auch wenn es sinnvoll wäre den Verkauf von Zigaretten zu verbieten, der Staat kann sich das gar nicht leisten. Zu hoch sind die Steuereinnahmen. Ich glaube allerdings, dies ist eine Milchmädchenrechnung, denn die gesundheitlichen Schäden müssen ja dann wieder mit irgendwelchen Geldern behandelt werden. Laut Florian und seiner Statistik ist dann die untere Gesellschaft dran beteiligt, die nur geringes, oder kein Einkommen hat. Also zahlt die Rechnung wieder der Staat, oder wir, wenn man so will.

Das alles riecht ein wenig nach Prohibition, denn wie soll man ein einst vergebenes und unterstütztes Recht wieder zurücknehmen? Schwierig bis unmöglich. Solange der Staat den Konsum von Alkohol und Zigaretten für seine wirtschaftlichen Zwecke benutzt, wird es niemals eine Änderung geben.

Warum ich der Meinung bin, es wäre ein generelles Verbot von Nöten?
Weil der ganze Scheiß einfach die Gesundheit ruiniert. Natürlich sollte jeder auf sich selber aufpassen können und für sich entscheiden können. Aber nicht jeder kann das. Ich bin im Alter von 11 Jahren angefangen zu rauchen. Damals hatte ich dieses Verständnis nicht dafür. Keinen Gedanken habe ich an meine Gesundheit verschwendet. Wenn es keine Zigaretten frei erhältlich gegeben hätte, oder nur auf Beschaffungswegen wie Drogen zu erlangen, wäre ich nie mit dem Rauchen angefangen. Soviel kriminelle Energie hat nicht in mir gesteckt. Diese ist auch bei den wenigsten zu finden. Ein Verbot würde die Folgekrankheiten drastisch reduzieren, nicht sofort, aber in einigen Jahrzehnten.
Drogentote sind auch eine Minderheit. Eine Minderheit, der man teilweise wirklich nicht helfen kann. Allerdings sind auch dort Menschen dabei, die einfach nur per Zufall reingerutscht sind, denen hätte man helfen können, wenn alle Beteiligten die Krankheit erkannt hätten.

Problematisch ist in unserer Gesellschaft das nicht existierende Verständnis für die Alkohol- und Zigerettensucht als Krankheit. Versucht doch mal einem Alkoholiker auf der Arbeit zu helfen. Geht mit ihm zum Suchtberater und zieht die ganze Reihe an Maßnahmen durch. Für mich in Deutschland fast undenkbar. Ausser man hat ganz viel Glück und trifft auf die richtigen Menschen an der richtigen Stelle.
Wenn aber alle dies als Krankheit verstehen würden, hätten wir dieses Problem erst gar nicht,
Die Gesellschaft krankt ganz immens an den Auswirkungen solch gefährdenden Dinge. Auch wenn es von den entscheidenden Stellen immer anders ausgelegt wird und den Leuten von ganz oben die Ausreden für den Stammtisch in den Mund gelegt werden. Die Forscher veröffentlichen ihre Ergebnisse nicht zum Spaß und sie werden dabei in den seltensten Fällen mit Lügen aufwarten. Warum also glaubt niemand, dass der Konsum von diesen Dingen gefährlich ist? Warum haut man sich diesen Scheiß rein?

Ich selber trinke gerne mal ein Bier, oder einen Whisk(e)y, bin also an der Stelle auch inkonsequent und mir würden die Argumente dafür ausgehen. Aber hier geht es ja zum Glück über's Paffen ;)
Re: jetzt wirds allerdings grob.
Antwort #56: August 08, 2006, 21:34:18
Ich selber trinke gerne mal ein Bier, oder einen Whisk(e)y, bin also an der Stelle auch inkonsequent und mir würden die Argumente dafür ausgehen. Aber hier geht es ja zum Glück über's Paffen ;)
Ach. Und wie stehst Du zu "rauchigem Whisky"?
Re: jetzt wirds allerdings grob.
Antwort #57: August 08, 2006, 21:39:10
Ich selber trinke gerne mal ein Bier, oder einen Whisk(e)y, bin also an der Stelle auch inkonsequent und mir würden die Argumente dafür ausgehen. Aber hier geht es ja zum Glück über's Paffen ;)
Ach. Und wie stehst Du zu "rauchigem Whisky"?
Ich achte darauf, ihn nicht einzuatmen.

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: jetzt wirds allerdings grob.
Antwort #58: August 08, 2006, 22:08:48
Eine Zigarette die mit scheinbarem Genuss geraucht wird, ist die Zigarette, die man gar nicht schmeckt. Der Genuss kommt, wieder mal, nicht von dem Glimmstengel, sondern von der Atmosphäre. Was fehlt, ist die Vorstellung, diese Atmosphäre auch ohne Zigarette hinzubekommen.

Zwar stimme ich Dir zum Teil zu, insofern das man sich die Hemmschwelle das Zeug einzuatmen erstmal abgewöhnen muss und es ja eigentlich kein Genuss ist. Allerdings haben Nikotin und andere Stoffe, teilweise extra zugemischt, durchaus ihre Wirkung auf den Organismus, die mitunter positiv empfunden wird.

Zitat
Zur Freiheit: Es gehört meiner Meinung nach nicht zu der Freiheit eines Rauchers, meine Gesundheit ohne nachzufragen zu gefährden. Zigarettenqualm, egal in welcher Form in den Körper gebracht, ist nachweislich schädlich. Damit wird mir meine Freiheit eingeschränkt. Aufgezwungen von einem der meint, er könne seine einfach ruinieren.

Natürlich, aber es zwingt einen ja auch niemand, den Raum mit einem Raucher zu teilen - ausser vielleicht in der Familie, wo das intern geregelt gehört und am Arbeitsplatz und öffentlichen Gebäuden, wo es mittlerweile ja Gesetze gibt.

Ich bin halt immer der Meinung, mit etwas Gutmütigkeit auf beiden Seiten sind Lösungen möglich und das nicht alle Menschen diese aufbringen noch nicht gleich immer Grund für ein Gesetz.

Zitat
Warum der Staat keine wirklichen Maßnahmen ergreift?

Sehe ich wie Du.

Zitat
Das alles riecht ein wenig nach Prohibition, denn wie soll man ein einst vergebenes und unterstütztes Recht wieder zurücknehmen? Schwierig bis unmöglich. Solange der Staat den Konsum von Alkohol und Zigaretten für seine wirtschaftlichen Zwecke benutzt, wird es niemals eine Änderung geben.

Doch, es ändert sich doch immer mehr. Die Promillegrenze soll auch wieder gesenkt werden, für Fahranfänger auf 0,0. Finde ich richtig. Denn hier ist ja wirklich eine glasklare Gefährdung auch anderer Menschen vorhanden.
Beim Rauchen ist das, wie gesagt, nur sehr schwierig festzustellen, auch wenn der gesunde Menschenverstand das natürlich sofort als glasklar einsortiert. Meiner auch, darum will ich es auch nicht bestreiten. Nur sollten die Regeln schon irgendwo abbilden, wie gefährlich es wirklich ist.
Wenn es denn darum überhaupt geht und nicht um die Belästigung an sich.

Zitat
Warum ich der Meinung bin, es wäre ein generelles Verbot von Nöten?
Weil der ganze Scheiß einfach die Gesundheit ruiniert. Natürlich sollte jeder auf sich selber aufpassen können und für sich entscheiden können. Aber nicht jeder kann das. Ich bin im Alter von 11 Jahren angefangen zu rauchen. Damals hatte ich dieses Verständnis nicht dafür. Keinen Gedanken habe ich an meine Gesundheit verschwendet. Wenn es keine Zigaretten frei erhältlich gegeben hätte, oder nur auf Beschaffungswegen wie Drogen zu erlangen, wäre ich nie mit dem Rauchen angefangen. Soviel kriminelle Energie hat nicht in mir gesteckt. Diese ist auch bei den wenigsten zu finden.

Es werden ja z.B. die Automaten alle umgestellt. Zigaretten sind mittlerweile sehr teuer. Bei meinen Anfängen waren es noch vier Mark die Schachtel mit 20 (!) Zigaretten.
Ich glaube halt nur, daß ein totales Verbot mit umso mehr Freude hintergangen wird. Tabak ist einfach zu fest verankert. Soll man auch alle Filme verbieten, in denen geraucht wird? Ich kann nur für mich sprechen, aber gerade den zarten Hauch des Illegalen (obwohl kaum real) fand ich als Jugendlicher (oder sogar Kind) sehr interessant.

Zitat
Ein Verbot würde die Folgekrankheiten drastisch reduzieren, nicht sofort, aber in einigen Jahrzehnten.

Ganz schlecht für die Staatskasse.

Zitat
Problematisch ist in unserer Gesellschaft das nicht existierende Verständnis für die Alkohol- und Zigerettensucht als Krankheit.

Volle Zustimmung.

Zitat
Wenn aber alle dies als Krankheit verstehen würden, hätten wir dieses Problem erst gar nicht,
Die Gesellschaft krankt ganz immens an den Auswirkungen solch gefährdenden Dinge. Auch wenn es von den entscheidenden Stellen immer anders ausgelegt wird und den Leuten von ganz oben die Ausreden für den Stammtisch in den Mund gelegt werden. Die Forscher veröffentlichen ihre Ergebnisse nicht zum Spaß und sie werden dabei in den seltensten Fällen mit Lügen aufwarten. Warum also glaubt niemand, dass der Konsum von diesen Dingen gefährlich ist? Warum haut man sich diesen Scheiß rein?

Das es gefährlich ist, weiß doch Jeder. Eigentlich.
Der Mensch agiert eben nicht nur rational. Ich meine auch, daß eine Welt ohne Tabak und Alkohol eine ganze Ecke langweiliger wäre. Argumente dafür habe ich nicht. Aber ein sehr entschiedenes Bauchgefühl. ;)
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Re: jetzt wirds allerdings grob.
Antwort #59: August 08, 2006, 22:12:29
Zur Freiheit: Es gehört meiner Meinung nach nicht zu der Freiheit eines Rauchers, meine Gesundheit ohne nachzufragen zu gefährden. Zigarettenqualm, egal in welcher Form in den Körper gebracht, ist nachweislich schädlich. Damit wird mir meine Freiheit eingeschränkt. Aufgezwungen von einem der meint, er könne seine einfach ruinieren.
Freiheiten können beim Aufeinandertreffen von Menschen halt konkurrieren. Dann gilt es, beide Interessen mit möglichst wenig Freiheitseinbusse aneinander vorbei zu kriegen. Aber was Du möchtest, scheint dem nicht unbedingt zu entsprechen. Du möchtest einfach Deine Freiheiten vollständig durchboxen, weil Du Deine Freiheiten mit einer moralischen Begründung höher wertest, als die Freiheiten des Rauchers.  

Zitat
Auch wenn es sinnvoll wäre den Verkauf von Zigaretten zu verbieten, der Staat kann sich das gar nicht leisten. Zu hoch sind die Steuereinnahmen. Ich glaube allerdings, dies ist eine Milchmädchenrechnung, denn die gesundheitlichen Schäden müssen ja dann wieder mit irgendwelchen Geldern behandelt werden. Laut Florian und seiner Statistik ist dann die untere Gesellschaft dran beteiligt, die nur geringes, oder kein Einkommen hat. Also zahlt die Rechnung wieder der Staat, oder wir, wenn man so will.
Zwar Schweiz-spezifisch, aber vielleicht doch interessant zum Thema Raucher und die Ökonomie: http://www.weltwoche.ch/artikel/default.asp?AssetID=7961&CategoryID=66

Zitat
Das alles riecht ein wenig nach Prohibition, denn wie soll man ein einst vergebenes und unterstütztes Recht wieder zurücknehmen? Schwierig bis unmöglich. Solange der Staat den Konsum von Alkohol und Zigaretten für seine wirtschaftlichen Zwecke benutzt, wird es niemals eine Änderung geben.
Tja, und als wie erfolgreich hat sich Prohibition in der Vergangenheit erwiesen und als wie erfolgreich erweist sie sich in der Gegenwart? Die Alkohol-Prohibition in den USA war ein voller Erfolg. Für die Mafia. Das war ein staatliches Aufbauprogramm einer organisierten Kriminalität.
Die Drogen-Prohibition heute in der gesamten westlichen Welt? Ein voller Erfolg. Für die OK. Erneut die staatliche Existenzgarantie für die OK.

Zitat
Natürlich sollte jeder auf sich selber aufpassen können und für sich entscheiden können. Aber nicht jeder kann das.
Na und? Ist das ein Grund all jene zu bevormunden, die es können?
 
Zitat
Ich bin im Alter von 11 Jahren angefangen zu rauchen. Damals hatte ich dieses Verständnis nicht dafür.
Und Du hättest nicht mit Rauchen angefangen, wenn es verboten gewesen wäre? Ich vermute mal, es war Dir als 11-Jährigen durchaus verboten.

Zitat
Keinen Gedanken habe ich an meine Gesundheit verschwendet. Wenn es keine Zigaretten frei erhältlich gegeben hätte, oder nur auf Beschaffungswegen wie Drogen zu erlangen, wäre ich nie mit dem Rauchen angefangen.
Ich will Dir nicht zu nahe treten, aber das wage ich stärkstens zu bezweifeln.

Zitat
Problematisch ist in unserer Gesellschaft das nicht existierende Verständnis für die Alkohol- und Zigerettensucht als Krankheit.
Da entlockst Du mir jetzt aber wirklich einen lauten Lacher. Ich kann das ganze auf uns herniederprasselnde Gesülze à la "wie erkenne ich Alkoholprobleme bei Kollegen und Unterstellten" und all die Vorgehensleitfäden schon gar nicht mehr hören. Und Du willst mir erklären, es bestünde kein Bewusstsein und Verständnis?

« Letzte Änderung: August 08, 2006, 22:23:20 von warlord »
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)