Über die Jahrzehnte entstanden hunderte Einzelabkommen zwischen der EU und USA und den Entwicklungsländern, natürlich meistens zum Schutz der Textilindustrie der reichen Länder. So entstand im Laufe der Jahre dieses Quotenregime, daß z.B. (fiktives Beispiel) Bangladesh erlaubte 1 Million Unterhosen in die EU auszuführen. Die ärmsten Länder bekamen da meistens einen Bonus, d.h. höhere Kontingente. Das sah man als einen Teil Entwicklungshilfe, was natürlich leicht zynisch ist, denn schließlich war die Quote ja trotzdem eine Beschränkung.
1995 sah man das dann ein, und gerade die starken Textilexporteure hatten darauf gedrängt. Man vereinbarte eine Freigabe des Textilhandels in zehn Jahren, also 2005. Seitdem darf also jedes Land, exportieren, so viel es (ver)mag.
Nur: Mit dieser Freigabe konnte natürlich die chinesische Textilindustrie, immer schon stark, voll angreifen. Die ärmsten Länder können da nicht konkurrieren, v.a. weil es an der Logistik mangelt. Die zehn Jahre Übergangsfrist wurden auch nicht sinnvoll genutzt, die Lage zu verbessern.
Eine kleine Galgenfrist bleibt noch, weil sich China beim WTO-Eintritt eine Selbstbeschränkung auferlegte, falls die eigenen Exporte starke Risse im betreffenden Markt verursachen würden. Nun besteht also eine Deckelung der chinesischen Textilexporte, die jeweils angepasst wird. Nur, man sieht es ja auch in Europa, trotzdem darf die dortige Industrie viel mehr exportieren als vorher.
Warum Galgenfrist? Weil diese Verpflichtung Chinas 2008 ausläuft. D.h. dann wird der Markt erst das chinesische Textilexportwunder in voller Wucht kennen lernen.
Hier ein guter ZEIT-Artikel dazu.