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Re: Geschäftszahlen 1.Quartal: Natürlich neue Rekorde
Antwort #15: Januar 23, 2008, 15:43:51
Ich verstehe das auch nicht. Über diese selbstgebastelte Theorie bin ich bis jetzt nicht hinaus gekommen:


Aktien sind eine Zweitwährung.

Man kann die Erstwährung "richtiges" Geld (= bedrucktes Papier mit Tauschwert) in die Zweitwährung Aktien (= bedrucktes Papier mit Tauschwert) umtauschen. Die Zweitwährung wird fast nur vom Markt, aber von keiner Notenbank reguliert. Die Verknüpfung an physische Werte ist noch geringer als bei klassischem Geld. Aktien machen also mehr was sie wollen, sie sind volatiler.

Solange die Mehrheit der Aktien- Käufer und Besitzer an eine, im Vergleich zur Erstwährung, bessere Entwicklung glaubt, steigen die Aktien. Da das für alle Teilnehmer recht praktisch ist, steigern sich die Aktien ganz gern. Und damit steigen auch Parameter wie "Geld"menge und Inflation innerhalb der Zweitwährung. Irgendwann, meistens an kleineren oder größeren schwarzen Freitagen, fällt die Wertdifferenz zur normalen Währung aber auf. Das Vertrauen in die Zweitwährung schwindet und viele schichten in die Erstwährung um. Diese sprunghaften, starken Wertkorrekturen sind eine direkte Folge, des vorherigen zu starken Wertzuwachses und regelmäßig, aber zeitlich unregelmäßig, zu erwarten.

Also ein Nullsummenspiel im Vergleich zur Erstwährung? Irgendwann ja. Solange aber die Geldmenge steigt, die aus der Erstwährung in die Zweitwährung konvertiert wird, solange ist die Zweitwährung im Schnitt wertiger.

Wenn meine Theorie stimmt, müßte im jahrzehntelangen Mittel der Wertzuwachs bei Aktien korrespondieren mit dem Maß, wieviel in den letzten Jahrzehnten in Aktien investiert wurde. Die Frage ist, gab es netto einen Geldfluß von richtigem Geld Richtung Aktien? Ich meine, den gab es in den letzten Jahrzehnten in allen westlichen Ländern, wie auch global. Und zwar nicht zu knapp. Das würde die im Vergleich zum Geld bessere Rendite (inklusive aller Kursstürze) von Aktien erklären.
Re: Geschäftszahlen 1.Quartal: Natürlich neue Rekorde
Antwort #16: Januar 23, 2008, 16:03:44

Aktien sind eine Zweitwährung.

Man kann die Erstwährung "richtiges" Geld (= bedrucktes Papier mit Tauschwert) in die Zweitwährung Aktien (= bedrucktes Papier mit Tauschwert) umtauschen.

Eine Aktie ist gar keine Währung, und auch nicht damit vergleichbar. Eine Aktie ist einfach ein Wertpapier das einen echten Anteil an einer Gesellschaft verbrieft. Die Sache ist also viel weniger metaphysischer oder philosophischer Natur ;); am Ende kauft man wirklich einen Teil einer Gesellschaft, und die Aktie belegt dies.




Re: Geschäftszahlen 1.Quartal: Natürlich neue Rekorde
Antwort #17: Januar 23, 2008, 16:32:21
Aber warum machen das dann die Firmen mit (Vorgabe jährlich steigender Zuwächse und damit über-exponentielles Wachstum) und versuchen derartig Unmögliches zu erreichen?

Vermutlich weil diese Vorgabe die "Börsen-Gurus" zum "Kauf" oder "nicht Kauf" raten lässt.

Ja, aber warum ist das für die Firma interessant?
Mein Beispiel: Eine Firma macht satte Gewinne und wird das in Zukunft aller Voraussicht nach auch weiter tun. Eine Steigerung des Umsatzes ist aber nicht mehr möglich. Folge: Für Analysten völlig uninteressant, eine Firma in einem schlechten Zustand (für Analysten).
Warum geht dann die Firma nicht hin und sagt: "Scheiss was auf die Analysten, wir verdienen uns hier dumm und dusselig, was juckt es mich, was ein Analyst über mich meint"?

In der Realität sieht es dann doch meist so aus, dass versucht wird, denn Gewinn weiter zu maximieren, in dem u.a. das (Human-)Kapital auf den Kopf gehauen wird. Für kurze Zeit sind nun evtl. etwas höhere Gewinne drin, auf längere Sicht hin aber geht es der Firma schlechter. Folge: Für Analysten interesant, eine Firma in einem guten Zustand (für Analysten).

Würde es nicht vielen Firmen besser (nicht im Analysten-Sinne "besser") gehen, wenn nicht auf unrealistische und nicht einzulösende Ziele hingearbeitet würde?
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Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen´gen nur gewesen." -- Schiller
Re: Geschäftszahlen 1.Quartal: Natürlich neue Rekorde
Antwort #18: Januar 23, 2008, 16:34:16
Eine Aktie ist gar keine Währung, und auch nicht damit vergleichbar. Eine Aktie ist einfach ein Wertpapier das einen echten Anteil an einer Gesellschaft verbrieft.

Klar, aber hat dieser Anteil im Wert etwas mit dem Aktienkurs zu tun? Ich denke, nein.
Ich denke radneuerfinder zielte mit dem Begriff "Zweitwährung" auf die Aktienkurse und nicht auf den echten Firmenanteil.
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Florian

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Re: Geschäftszahlen 1.Quartal: Natürlich neue Rekorde
Antwort #19: Januar 23, 2008, 18:33:50
Hätte ich den Kommentar nur weg gelassen... :)

Macflieger:
Zitat
Eine Firma, die evtl riesige Gewinne macht, diese aber nicht steigert oder steigern kann, ist für Analysten uninteressant und in der Sichtweise eine "schlechte Firma", richtig?

Ja, natürlich, aber auch aus Sicht der Anleger!
Kauft man eine Aktie, kauft man einen Anteil der Firma zum Fixpunkt X. Wird keine Dividende ausgeschüttet, habe ich gar nichts davon! Wird eine ausgeschüttet, ist sie meist nicht im Bereich, wo es sich lohnt das Risiko eines Aktieninvestments auf sich zu nehmen, Dividenden sind in der Regel nur Zubrot.

Nun kann man ja vergleichen. Es gibt ja auch sehr konservative Märkte, die langsam und stetig wachsen. Die wählt man, wenn man sicherer investieren will - die Rendite ist natürlich dann auch niedriger.

Die IT-Branche ist sicher keine risikoarme!
Dafür stimmt im Idealfall die Rendite.

Nun wählt natürlich jeder Anleger innerhalb der eigenen Risikobereitschaft (manchmal offensichtlich auch darüber hinaus, denn woher kämen sonst die Jammerer?) das beste Investment.

Warum soll ich in Firma X investieren, wenn ich der Ansicht bin Firma Y gehört die Zukunft?

Natürlich geht es an der Börse nicht immer so nüchtern ab. Sie neigt zum Herdenverhalten.


Warum geht dann die Firma nicht hin und sagt: "Scheiss was auf die Analysten, wir verdienen uns hier dumm und dusselig, was juckt es mich, was ein Analyst über mich meint"?

Keine Firma wird gezwungen, Aktien auszugeben! Wenn man sich aber dazu entschließt, natürlich um Geld einzunehmen, dann muss man eben damit leben, daß nun die Mitbesitzer mitreden.


fränk:
Die Frage ist einzig, wie viele iPods in Zukunft verkauft werden.
Ich glaube das dies ein großer Irrtum ist.

Die Frage, wie viele iPods in der Zukunft verkauft werden, hat nix mit Apples Aktienkurs zu tun.

Einzig das, was heute vermutet wird, wie viel iPods in Zukunft verkauft werden, macht den Kurs.

Das ist doch die gleiche Aussage! Natürlich kann man über die Zukunft nur Vermutungen anstellen. Wie man die Hinweise interpretiert, ist ausschlaggebend.
Du bist nur der Meinung da gäbe es viele Blödschwätzer - diese teile ich durchaus.
Man muss aber fair bleiben. Wer Prognosen stellt, wird halt einfach oft daneben liegen. Und das die spektakulärsten Aussagen nach vorne geholt werden, ist Schuld der Medien.

Es ist halt für den Normalbürger oft unmöglich, Firmen wirklich einzuschätzen, darum haben es die Analysten so leicht, Gehör zu finden. Schon der Ist-Zustand gibt oft Rätsel auf, die Zukunft naturgemäß noch weit mehr...
Darum wird man ja in der Regel auch Fonds kaufen, die hoffentlich vernünftig geführt werden und nicht Einzelwerte aufgrund der Aussage irgendeines Analysten.
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                         William Shakespeare

mbs

Re: Geschäftszahlen 1.Quartal: Natürlich neue Rekorde
Antwort #20: Januar 23, 2008, 19:02:50
Eine Aktie ist eine Methode, mit der eine Firma (viel) Geld für zukünftige Investitionen erhalten kann, wobei das damit verbundene Risiko auf viele Miteigentümer verteilt wird.

Für die Bewertung der Aktie spielt eine Rolle, inwieweit die Firma ihre zukünftige Entwicklung vorhersagen kann. Wenn sich die Firma in einem Markt befindet, der keine großartigen Wachstumsraten mehr erlaubt, aber die Gewinne sind stabil, wird das *nicht* zur schlechten Einschätzung der Firma durch Analysten führen.

Selbst eine Firma, die Verluste macht, weil sie z.B. mit hohen Investitionen gerade versucht, ihren Marktanteil stark zu erhöhen, muss nicht schlecht bewertet werden. Die Firma muss das bloß "im Voraus sagen" und begründen, so dass die zukünftige Entwicklung einschätzbar bleibt. Die Analysten können diese Risikobereitschaft sogar als sehr gutes Zeichen sehen und die Aktie wird steigen.

Apple befindet sich in einem sehr schnelllebigen und risikoreichen Markt. Wenn Apple vorhersagt, den Marktanteil bei MP3-Playern auf den Wert x zu erhöhen und dabei um 30% zu wachsen, aber sie wachsen dann nur um 20%, ist das aus Aktiensicht schlecht: Das in die Zukunft investierte Risikogeld ist offenbar falsch angelegt, denn die Firma schafft es damit nicht, die vorgenommenen Ziele zu erreichen. Wieviel Geld die Firma dabei verdient hat, spielt überhaupt keine Rolle. Aber die Abweichung zwischen Ziel und Realität spielt eine Rolle, ob es sich lohnt, Aktienbesitzer und damit "Miteigentümer und Risikoträger" dieser Firma zu sein. Ist die Abweichung zu groß, springen die Besitzer ab und die Aktie verliert an Wert.

Florian

  • Zurück in der Zukunft
Re: Geschäftszahlen 1.Quartal: Natürlich neue Rekorde
Antwort #21: Januar 23, 2008, 19:06:35
Eben! Offensichtlich kann man sich dann nämlich auf den Vorstand nicht verlassen.

Genau deshalb sind Apples eigene Prognosen immer echt niedrig. Um mal diese Firma wieder zu erwähnen. :)
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Re: Geschäftszahlen 1.Quartal: Natürlich neue Rekorde
Antwort #22: Januar 23, 2008, 19:16:05
Wenn sich die Firma in einem Markt befindet, der keine großartigen Wachstumsraten mehr erlaubt, aber die Gewinne sind stabil, wird das *nicht* zur schlechten Einschätzung der Firma durch Analysten führen.
Aber es wird doch kaum einer der "Analysten" zum Kauf eines solchen Papiers raten, wenn andere Aktien eine größere Rendite versprechen.



Selbst eine Firma, die Verluste macht, weil sie z.B. mit hohen Investitionen gerade versucht, ihren Marktanteil stark zu erhöhen, muss nicht schlecht bewertet werden. Die Firma muss das bloß "im Voraus sagen" und begründen, so dass die zukünftige Entwicklung einschätzbar bleibt. Die Analysten können diese Risikobereitschaft sogar als sehr gutes Zeichen sehen und die Aktie wird steigen.
Nee.
Das glaube ich einfach nicht.
Eine AG, die im Moment Verluste macht, kann das unter Umständen mit diesen Investitionen begründen und somit Hoffnung für die Zukunft machen.
Wenn diese Zukunft dann wirklich so eintrifft, wird der Kurs der Aktien vielleicht auch wieder steigen.
Aber selbst wenn die Analysten diese Risikobereitschaft als gutes Zeichen werten, wird doch wohl deswegen keiner (oder kaum einer) jetzt bereits diese Papiere kaufen. Normalerweise wird doch wohl erst einmal gewartet, bis sich die Investitionen beginnen auszuzahlen.

Das Kapital ist doch ein viel zu scheues Reh um sich in die Hektik zu begeben, die ein Betrieb ausstrahlt, der gerade Miese macht weil er investiert.

Meine Theorie. Mehr nicht.

Re: Geschäftszahlen 1.Quartal: Natürlich neue Rekorde
Antwort #23: Januar 23, 2008, 19:41:21
Aber selbst wenn die Analysten diese Risikobereitschaft als gutes Zeichen werten, wird doch wohl deswegen keiner (oder kaum einer) jetzt bereits diese Papiere kaufen.

Ich bin zwar kein Analyst. Aber doch, genau das habe ich in den letzten paar Jahren gemacht. Und bin nicht schlecht gefahren damit. Ein Teil meiner Investitionen ging in Pharma-Start-ups, vornehmlich aus der Region. Die machen in den ersten paar Jahren immer rote Zahlen. Mitunter massiv. Das ist aber normal. Die Aktien können trotzdem munter steigen, solange die Firma auf ihrem vorgesehenen Pfad ist.
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)

mathias

  • Trompeten statt Raketen!
Re: Geschäftszahlen 1.Quartal: Natürlich neue Rekorde
Antwort #24: Januar 24, 2008, 00:51:40
Aber es wird doch kaum einer der "Analysten" zum Kauf eines solchen Papiers raten, wenn andere Aktien eine größere Rendite versprechen.
Vielleicht der Dividende wegen? Wenn die Firma gut am Markt steht und langfristig Dividenden abwirft, dürfte das doch auch interessant sein, oder nicht? Ist natürlich nix für schnelle, große Gewinne.

Nee.
Das glaube ich einfach nicht.
Eine AG, die im Moment Verluste macht, kann das unter Umständen mit diesen Investitionen begründen und somit Hoffnung für die Zukunft machen.
Wenn diese Zukunft dann wirklich so eintrifft, wird der Kurs der Aktien vielleicht auch wieder steigen.
Aber selbst wenn die Analysten diese Risikobereitschaft als gutes Zeichen werten, wird doch wohl deswegen keiner (oder kaum einer) jetzt bereits diese Papiere kaufen. Normalerweise wird doch wohl erst einmal gewartet, bis sich die Investitionen beginnen auszuzahlen.

Das Kapital ist doch ein viel zu scheues Reh um sich in die Hektik zu begeben, die ein Betrieb ausstrahlt, der gerade Miese macht weil er investiert.

Meine Theorie. Mehr nicht.
Aber das ist doch eigentlich genau der Grund, weshalb es Aktien bzw. Aktiengesellschaften gibt, oder? EIne Firma -egal, ob ein neues oder ein schon existierendes Unternehmen- braucht, wie von mbs schon erklärt, Kapital für neue Investitionen, um am Markt erfolgreich zu sein. Also muß man sich Investoren suchen, die das Geld, das man braucht, zur Verfügung stellen können. Als Gegenleistung erhält jeder Investor einen Anteil an dem Unernehmen - Aktien. Der Investor muß nun das Risiko der Investition abschätzen. Glaubt er, das Unternehmen kann durch die Investitionen mehr Geld verdienen und wachsen, wird er investieren. Wenn nicht - dann nicht. Und da liegt der Hase im Pfeffer: um abschätzen zu können, ob sich die Investitionen lohnen, sollte man ein Unternehmen,dessen Technologie etc. gut kennen, um das rational entscheiden zu können. Oder man entscheidet aus dem Bauch heraus.  ;D
Da es aber wiederum viele Firmen gibt, die damit Geld verdienen, wieviel Geld Unternehmen verdienen, in die sie viel Geld investiert haben (sorry, geht nicht komplizierter ;D), ohne daß das Unternehmen oder deren Produkte als solches wichtig wäre, muß Rendite her. Stimmt die nicht, wird das Kapital aus dem Unternehmen rausgezogen und wieder wo anders investiert. Also werden Aktien verkauft. Kommen nun mehrere Aktionäre zur selben Zeit auf die gleiche Idee, werden zuviele Aktien verkauft, das Angebot ist größer als die Nachfrage, dementsprechend sinkt der Aktienkurs und damit der Börsenwert eines Unternehmens usw. usf.. Das läßt sich -glaube ich- rational nicht immer begründen.
Als Kleinaktionär sollte man einfach einen langen Atem haben. Dann hat man bei Dax-Werten eigentlich immer gute Karten.
Aber mal ehrlich, was am US-Immobilienmarkt Geld verbrannt worden ist, Wahnsinn... Und (fast) alle haben mitgemacht. Und wer Zahlt die Zeche? Mal wieder der kleine Angestellte, der dafür überhaupt nix kann.
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"Gestern ist mir die Milch runtergefallen. Die war nicht mehr haltbar!"
Re: Geschäftszahlen 1.Quartal: Natürlich neue Rekorde
Antwort #25: Januar 24, 2008, 09:16:14
EIne Firma -egal, ob ein neues oder ein schon existierendes Unternehmen- braucht, wie von mbs schon erklärt, Kapital für neue Investitionen, um am Markt erfolgreich zu sein. Also muß man sich Investoren suchen, die das Geld, das man braucht, zur Verfügung stellen können. Als Gegenleistung erhält jeder Investor einen Anteil an dem Unernehmen - Aktien.

Das ist klar. Eine Firma kann so Geld bekommen und der Geldgeber ist natürlich an einer Vermehrung interessiert. Die Firma selber ist aber nur bei Neuausgaben von Aktien beteiligt, oder? Von dem ganzen Aktienhandel später ist bekommt die Firma doch gar nichts. Sprich, ob die Aktien hoch oder niedrig ist, könnte denen völlig egal sein. Ausser natürlich man möchte später erneut Aktien ausgeben und muss natürlich dafür Käufer finden.

Aber trotzdem verstehe ich da immer noch etwas nicht:
Eine Firma gibt Aktien aus, um Geld zu bekommen. Die Geldanleger wollen natürlich ihre Geldanlage vermehren.
1. Die Firma könnte eine Dividende (quasi als Gewinnbeteiligung) versprechen. Das verstehe ich. Der Anleger muss also abschätzen, ob die Gewinnerwartung/Dividende realistisch ist. In diesem Fall wäre auch ein konstanter Gewinn (also 0% Wachstum!) durchaus interessant.
2. Die Firma gibt keine Dividende (wie Apple) und verspricht, dass die Aktie an (imaginärem) Wert zulegt. Der Aktienwert spiegelt die Bereitschaft von anderen wieder, eine Aktie später zu einem gewissen Betrag zu kaufen. D.h. der Erstkäufer kann nur dann Gewinn machen (höherer Aktienwert), wenn später jemand bereit ist, noch mehr dafür zu zahlen. Es ist aber nur jemand dazu bereit, wenn er glaubt Gewinn machen zu können, d.h. das er glaubt, einen Dritten zu finden, der noch mehr zahlen will. usw. usf. Bei dieser ganzen Steigerungssache sehe ich eigentlich nirgendwo die Firma selber und ihre Zahlen richtig beteiligt.

Man merkt sicher, dass ich von der Thematik echt wenig bis keine Ahnung habe, oder? Ich schreibe einfach nur, wie ich mir das zusammen reime. Wäre schon, wenn ihr mich gerade beim zweiten Teil belehren könntet.
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Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen´gen nur gewesen." -- Schiller
Re: Geschäftszahlen 1.Quartal: Natürlich neue Rekorde
Antwort #26: Januar 24, 2008, 10:06:27
Das ist klar. Eine Firma kann so Geld bekommen und der Geldgeber ist natürlich an einer Vermehrung interessiert. Die Firma selber ist aber nur bei Neuausgaben von Aktien beteiligt, oder? Von dem ganzen Aktienhandel später ist bekommt die Firma doch gar nichts. Sprich, ob die Aktien hoch oder niedrig ist, könnte denen völlig egal sein. Ausser natürlich man möchte später erneut Aktien ausgeben und muss natürlich dafür Käufer finden.
Na ja, die Aktionäre sind ja die Eigentümer der Firma. Insofern kann es der Firma bzw. dem Management natürlich schon nicht ganz egal sein, was die Aktionäre wollen. Und einige (oder viele) davon sind halt primär daran interessiert, dass die Aktie steigt. Was irgendwie eigentlich schon etwas krank ist.

Zitat
Der Aktienwert spiegelt die Bereitschaft von anderen wieder, eine Aktie später zu einem gewissen Betrag zu kaufen. D.h. der Erstkäufer kann nur dann Gewinn machen (höherer Aktienwert), wenn später jemand bereit ist, noch mehr dafür zu zahlen. Es ist aber nur jemand dazu bereit, wenn er glaubt Gewinn machen zu können, d.h. das er glaubt, einen Dritten zu finden, der noch mehr zahlen will. usw. usf. Bei dieser ganzen Steigerungssache sehe ich eigentlich nirgendwo die Firma selber und ihre Zahlen richtig beteiligt.
Ich glaube, da liegst Du gar nicht so falsch. Ich denke auch, dass der Aktienkurs mehr von den Erwartungen der Mehrheit der Anleger in die Kursentwicklung der Aktie abhängt, als von tatsächlichen Kennwerten der Firma. Letztere können zwar natürlich diese Erwartungen beeinflussen. Aber eine direkte Korrelation zwischen Aktienkurs und Kennwerten besteht nicht.
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Florian

  • Zurück in der Zukunft
Re: Geschäftszahlen 1.Quartal: Natürlich neue Rekorde
Antwort #27: Januar 24, 2008, 10:45:10
Das ist klar. Eine Firma kann so Geld bekommen und der Geldgeber ist natürlich an einer Vermehrung interessiert. Die Firma selber ist aber nur bei Neuausgaben von Aktien beteiligt, oder? Von dem ganzen Aktienhandel später ist bekommt die Firma doch gar nichts. Sprich, ob die Aktien hoch oder niedrig ist, könnte denen völlig egal sein. Ausser natürlich man möchte später erneut Aktien ausgeben und muss natürlich dafür Käufer finden.

Oft behält die Firma ja Anteile, die dann entweder nach und nach an den Markt gegeben werden, oder Managern oder (hoffentlich auch) Mitarbeitern überlassen werden. Oder sie werden eben gehalten, etwa 51%, um die Mehrheit der Stimmrechte zu behalten.
Zum anderen sitzen Großaktionäre - meist sind das eher Vertreter institutioneller Anleger, etwas von großen Fonds oder Banken als der Ölscheich - ja oft im Aufsichtsrat und beeinflussen auch auf andere Weise den Vorstand und damit die Unternehmensentscheidungen.

Zum anderen macht ein niedriger Aktienkurs natürlich anfällig für Übernahmen, falls die Mehrheit der Stimmrechte im Handel ist. Womöglich durch einen Hedge Fond, dessen Manager sich am meisten Rendite von einer Zesrchlagung des Unternehmens versprechen.

Noch ein Faktor ist das Image.

Egal kann es also wirklich nicht sein.

Zitat
Aber trotzdem verstehe ich da immer noch etwas nicht:
Eine Firma gibt Aktien aus, um Geld zu bekommen. Die Geldanleger wollen natürlich ihre Geldanlage vermehren.
1. Die Firma könnte eine Dividende (quasi als Gewinnbeteiligung) versprechen. Das verstehe ich. Der Anleger muss also abschätzen, ob die Gewinnerwartung/Dividende realistisch ist. In diesem Fall wäre auch ein konstanter Gewinn (also 0% Wachstum!) durchaus interessant.

Ja, wenn denn der Gewinn auch entsprechend weitergegeben wird, was aber stets der Vorstand entscheidet, zum anderen geht man bei Verlust natürlich leer aus.
Es ist aber ein Irrglaube, daß es so etwas wie eine Stabilität ohne Wachstum gibt. Wächst das Unternehmen nicht mindestens im Branchenschnitt, fällt es zurück und der Gewinn wird auf Dauer kaum zu halten sein.

Zitat
2. Die Firma gibt keine Dividende (wie Apple) und verspricht, dass die Aktie an (imaginärem) Wert zulegt.

Wieso imaginär? Die Aktie hat den Wert, genauso wie ein Geldschein. Man muss ihn halt nur realisieren und kann die Aktie nicht im Geschäft einlösen, sondern muss erst in einem speziellen Laden verkaufen.

Zitat
Der Aktienwert spiegelt die Bereitschaft von anderen wieder, eine Aktie später zu einem gewissen Betrag zu kaufen.

Nein, es ist einfach der Preis, der zur Zeit geboten wird.

Zitat
D.h. der Erstkäufer kann nur dann Gewinn machen (höherer Aktienwert), wenn später jemand bereit ist, noch mehr dafür zu zahlen. Es ist aber nur jemand dazu bereit, wenn er glaubt Gewinn machen zu können, d.h. das er glaubt, einen Dritten zu finden, der noch mehr zahlen will. usw. usf. Bei dieser ganzen Steigerungssache sehe ich eigentlich nirgendwo die Firma selber und ihre Zahlen richtig beteiligt.

Siehe oben.
Natürlich, gibt die Firma 100% der Anteile aus, verdient sie hinterher nicht an Kurssteigerungen.

Und einige (oder viele) davon sind halt primär daran interessiert, dass die Aktie steigt. Was irgendwie eigentlich schon etwas krank ist.

Wieso krank? Natürlich kann man es mit der Gier nach Rendite übertreiben, aber den Menschen will ich sehen, der gerne Geld an Fremde gibt, ohne Zinsen.
Die Aktie konkurriert ja schließlich auch mit anderen Anlageformen. Wenn man nun mit Aktien das Risiko höherer Schwankungen eingeht, ist es nur gerecht, daß die Rendite höher ausfällt.

Zitat
Ich glaube, da liegst Du gar nicht so falsch. Ich denke auch, dass der Aktienkurs mehr von den Erwartungen der Mehrheit der Anleger in die Kursentwicklung der Aktie abhängt, als von tatsächlichen Kennwerten der Firma. Letztere können zwar natürlich diese Erwartungen beeinflussen. Aber eine direkte Korrelation zwischen Aktienkurs und Kennwerten besteht nicht.

Ja, daß ist oft der Fall, wobei konservative Anleger und Fondsmanager mit langfristigem Engagement natürlich schon ganz anders entscheiden als die kurzfristig denkenden Spekulanten. Langfristig ist ihr Einfluss aber gering, und wenn man mal an die Altersvorsorge denkt, geht meines Erachtens kein Weg daran vorbei, auch Aktien(fonds) mit einzuplanen.
Überhaupt bin ich der Meinung das auch die Zurückhaltung der Deutschen in Sachen Aktien einen großen Einfluß darauf hat, daß so viele Leute so wenig Rücklagen haben und in Zukunft leider massive Altersarmut zu befürchten ist.
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Re: Geschäftszahlen 1.Quartal: Natürlich neue Rekorde
Antwort #28: Januar 24, 2008, 11:06:20
Wieso krank? Natürlich kann man es mit der Gier nach Rendite übertreiben, aber den Menschen will ich sehen, der gerne Geld an Fremde gibt, ohne Zinsen.
Die Aktie konkurriert ja schließlich auch mit anderen Anlageformen. Wenn man nun mit Aktien das Risiko höherer Schwankungen eingeht, ist es nur gerecht, daß die Rendite höher ausfällt.
Wenn ich unsere grundsätzlichen politischen Ansichten berücksichtige, muss ich jetzt doch etwas über uns grinsen.  ;) Der "Zins" der Aktie wäre eigentlich die Dividende.  Käme ihr gegenüber dem Aktienkurs wieder eine höhere Bedeutung zu, wäre das IMO in vielerlei Hinsicht "gesünder".

Edit: Einfügung blau
« Letzte Änderung: Januar 24, 2008, 11:49:49 von warlord »
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Re: Geschäftszahlen 1.Quartal: Natürlich neue Rekorde
Antwort #29: Januar 24, 2008, 11:19:42
Oftmals wird vermittelt das Anleger alleine aus Habgier oder Furcht Aktienhandel betreiben, ohne tatsächlich "harte Fakten" zu haben auf Grund derer Sie entscheiden können. Aber ganz so ein Glücksspiel ist es nun auch wieder nicht. Wenn ein Anleger oder Fondsmanager seriös vorgeht dann wird er sich nicht nur darauf verlassen welche zukünftige Entwicklung er von einer Gesellschaft erwartet, da er diese ja nur mehr oder weniger gut schätzen kann, sondern auch die Geschäftsberichte durchlesen.

In diesen Geschäftsberichten muss eine Gesellschaft Rechenschaft über das abgelaufene Geschäftsjahr (in  anderen Ländern manchmal auch Quartal) ablegen, damit die Anteilseigner eine zusätzliche Basis haben auf der sie die Gesellschaft einschätzen können. Damit kann auch die Gesellschaft nach außen kommunizieren wie erfolgreich gehandelt wurde und auch wie die strategische Ausrichtung für die Zukunft aussieht.

Das Muss ist deshalb so wichtig, auch wenn viele Gesellschaften freiwillig sehr viel mehr Auskunft geben als notwendig, so ist das Ganze dennoch eine gesetzliche Verpflichtung. In Deutschland z. B. im HGB (Handelsgesetzbuch) geregelt. In Amerika von der SEC (United States Securities and Exchange Commission). Die SEC soll sicherstellen das Gesellschaften Informationen die für die Anleger wichtig sein könnten veröffentlicht. Hier zu schumeln hat ernste Konsequenzen für die Gesellschaften. Apple z.B. hat/hatte übrigens auch schon mal Schwierigkeiten mit der SEC. Und in Deutschland wurde eine Klage angestrebt als herauskam das die Telekom im Geschäftsbericht (und im Börsenprospekt) ihre Immobilienwerte unrealistisch hoch bewertet hatte, und somit eine Täuschung der Anleger bestand.

Diese Geschäftsberichte nutzen die Gesellschaften um (wenn möglich) ein positives Bild ihrer Gesellschaft und deren Zukunft zu vermitteln, und hoffen natürlich damit den Kurs zu beeinflussen.